Von: luk
Alta Badia – Pünktlich zur Ferragosto-Woche wird der Ruf nach Verkehrsberuhigung auf den Passstraßen in den Dolomiten laut. So auch jetzt wieder. Die Touristiker konnten im heurigen Sommer einen neuartigen Gast beobachten, der sich tagsüber bei schönstem Sonnenschein in den Dörfern aufhielt, anstatt die Berglandschaft zu erkunden. Die Botschaft, Urlaub in den Bergen sei sicherer als am Meer, habe somit auch jene Gäste angelockt, die die Dolomiten zum ersten Mal aufgesucht haben. Zudem wurde vorwiegend das eigene Auto anstatt der öffentlichen Verkehrsmittel benützt.
Dies habe das Verkehrsaufkommen während der letzten Wochen auf den Straßen erhöht und somit den Eindruck erweckt, dass die Dolomitentäler von Touristen gestürmt worden wären. Diese Situation hat Marina Rubatscher Crazzolara, Obfrau des Gebietes Gadertal des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV), veranlasst, auch im Namen der Gadertaler HGV-Ortsobleute (Iwan Costamoling, Corvara, Markus Valentini, Abtei, Harald Vallazza, Wengen, Günther Erlacher, St. Martin in Thurn, Hans Mutschlechner, St. Vigil in Enneberg) zur Situation Stellung zu nehmen. Sie stellt die Frage, wie viele der angereisten Gäste tatsächlich in den gewerblichen Beherbergungsbetrieben genächtigt hatten? Allein in den ladinischen Tälern ist die Anzahl der Zweitwohnungen groß. Diese befinden sich vorwiegend im Besitz Ortsfremder und werden nicht immer rechtens zur touristischen Vermietung angeboten. Dasselbe gilt für all jene konventionierten Wohnungen, die lieber kurzweilig an Gäste als ganzjährig an Einheimische vermietet werden, betonen die HGV-Vertreter des Gadertales.
Den Tourismusvereinen gehen dabei erhebliche Summen an Mitgliedsbeiträgen und die Ortstaxe verloren, wissend, dass auch diese Gäste vom touristischen Gesamtangebot der Region profitieren. Hinzu kommen noch die Camper, die man heuer vermehrt auf den Straßen in den Tälern und auf den Pässen angetroffen hat. „Diese Entwicklung hat die Diskussion über den Verkehr über die Pässe aufflammen lassen. Der alleinige Ruf nach einer Schließung der Pässe, wie immer wieder von einigen gefordert, ist ein kurzsichtiger Lösungsansatz, den wir so nicht teilen können“, meint HGV-Gebietsobfrau Marina Rubatscher Crazzolara. Mit wenigen und leicht umsetzbaren Maßnahmen könne man in absehbarer Zeit eine Verkehrsberuhigung auf den Pässen erzielen. Konkret schlagen die HGV-Funktionäre des Gadertales folgende Maßnahmen vor: die Errichtung von Fahrradwegen entlang der Passstraßen, die Potenzierung der öffentlichen Verkehrsmittel, die Einführung eines Sommerskipasses, um das Benützen von Aufstiegsanlagen zu fördern, ein allgemeines Verbot für Camper und Wohnwagen, sich im UNESCO-Gebiet außerhalb von eigens vorgesehenen Einrichtungen aufzuhalten, Geschwindigkeits- und Lärmkontrollen für Autos und Motorräder sowie die Einführung eines Kontrollsystems für die Vermietung von Zweitwohnungen, wie es bereits erfolgreich in der Nachbarprovinz Trient umgesetzt wird.
Zudem regen die HGV-Vertreter des Gadertales an, ein Handbuch mit Benimm-Regeln für einen respektvollen Aufenthalt im Einklang mit der Natur dem Gast zur Verfügung zu stellen. „Das würde auch dazu beitragen, dass wir uns über so manches seltsame Verhalten seitens naturferner Gäste nicht ärgern müssten“, unterstreicht Gebietsobfrau Marina Rubatscher Crazzolara. Für all jene, die die Dolomiten in Ruhe genießen wollen, bietet sich der „Goldene Herbst“ immer wieder bestens an, heißt es abschließend in der Pressemitteilung des HGV-Gadertal.