Von: luk
Bozen – Vor Kurzem traf sich der Landesausschuss der Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund mit Landesrätin Waltraud Deeg. Sie informierte die Funktionäre vor allem über die aktuellen Vorhaben in den Bereichen „Senioren“ und „Maßnahmen zur Pflegesicherung“.
Anfang Juni luden die Mitglieder des Landesausschusses der Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund die für die Senioren zuständige Landesrätin Waltraud Deeg zu ihrer Sitzung ein, um sich mit ihr über die Seniorenpolitik in Südtirol und die Dienste und Leistungen für Senioren des Landes auszutauschen.
LR Deeg erklärte, dass ihr Ziel eine „aktive 360-Grad-Seniorenpolitik“ sei. „Senioren sind Sozialkapital für das Gemeinwesen. Sie sollen daher ins Arbeitsleben, in die Freizeit, ins Ehrenamt und in die Pflege eingebunden werden“, betonte sie. Menschen im Alter von 65 Jahren und mehr seien eine sehr wichtige Ressource für die Gesellschaft, da sie über Zeit und Lebens- sowie Berufserfahrung verfügen. Vor allem zur Unterstützung der Familie, zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und im Ehrenamt übernehmen sie sehr wichtige Aufgaben.
LR Deeg stellte weiters die aktuellen Zahlen zur Betreuung von pflegebedürftigen Senioren in Südtirol vor: Von den ca. 15.000 pflegebedürftigen Menschen im Land werden 70 Prozent zu Hause und 30 Prozent in entsprechenden Einrichtungen betreut. In Südtirol gibt es verschiedenste Anlaufstellen für die Pflege. Diese reichen von der Hauspflege über die Tagespflege bis hin zur Langzeitpflege durch die Familien, die „badanti“ und die Seniorenwohnheime im Land. „In Zukunft, wenn die geburtenstarken Jahrgänge ab 1960 ins hohe Alter kommen, wird sich die Situation der Pflegebedürftigkeit stark verändern und es muss daher schon jetzt vermehrt in alternative Betreuungsformen investiert werden. Das Ziel muss es sein, dass die älteren Menschen möglichst lange zu Hause bleiben können und die Pflege in den Seniorenwohnheimen die letzte Stufe auf diesem Weg bildet. Wir müssen vor allem in die verschiedenen Formen der Tagespflege und des betreuten sowie begleiteten Wohnens investieren“, führte LR Deeg aus. Auch neue Konzepte, wie beispielsweise „Mehr-Generationen-Häuser“ im ländlichen Raum, sollten dabei berücksichtigt werden.
Von fehlenden Plätzen in den Seniorenwohnheimen bis zur Digitalisierung
Anschließend beantwortete LR Deeg die Fragen der Landesausschussmitglieder.
Diesen bereiten unter anderem die fehlenden Plätze in den Seniorenwohnheimen und der sich abzeichnende Fachkräftemangel Kopfzerbrechen. In der Gemeinde Bozen fehlen aktuell beispielsweise rund 800 Pflegeplätze; außerdem werden rund 2.200 Pflegekräfte in den nächsten Jahren gebraucht. LR Deeg erklärte, dass hier der bereits geschilderte Auf- und Ausbau von „Zwischenformen der Pflege“ einen der wichtigsten Lösungsansätze bilde. „Menschen in der ersten und zweiten Pflegestufe sollten nicht in einem Seniorenwohnheim untergebracht werden. Sie sollten sich so lange es geht selbst organisieren können. Deshalb sind alternative Betreuungsformen als Zwischenstufen und ein Umdenken in diesem Bereich so wichtig“, zeigte sich LR Deeg überzeugt. In diesem Sinne arbeite sie an einem entsprechenden Gesamtkonzept für Südtirol.
Die Landesausschussmitglieder sehen die „Soziale Landwirtschaft“, vor allem die „Seniorenbetreuung am Bauernhof“, als große Chance für diese Form der Begleitung von älteren Menschen. Außerdem sind sie der Meinung, dass unbedingt Schritte gesetzt werden müssen, um den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten – vor allem für junge Menschen.
Ein weiteres Thema, das den bäuerlichen Senioren am Herzen liegt, ist die „Digitalisierung im Alter“. Da immer mehr Dienste digital werden, sei es auch für ältere Menschen wichtig, in diesem Bereich weitergebildet zu werden. LR Deeg stimmte dem zu: „Man muss aufhören, sich gegen die digitalen Neuerungen zu wehren, denn diese Entwicklung kann man sowieso nicht stoppen. Es ist vielmehr wichtig, die Bevölkerung auf diesem Weg zu begleiten und zu unterstützen“. Eine gute Möglichkeit, um die ältere Bevölkerung „digital mitzunehmen“, seien die Seniorengruppen im Land. „Ein allgemeiner Computerkurs funktioniert nicht mehr. Es müssen Konzepte entwickelt werden, die auf die speziellen Anforderungen jedes Einzelnen eingehen, wie zum Beispiel Skypen mit den Enkeln im Ausland oder die Wanderkarte auf dem Handy lesen“, ist LR Deeg überzeugt.
Der Landespräsident der Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund, Gottfried Oberstaller, bedankte sich abschließend bei Landesrätin Waltraud Deeg und erklärte: „Wir sollten das Positive in der Seniorenarbeit und in der Pflege in Südtirol in den Vordergrund stellen und uns bewusst sein, dass vieles sehr gut funktioniert. Gleichzeitig sollten wir als Seniorenorganisation in Zusammenarbeit mit den politischen Vertretern unser Möglichstes tun, damit die älteren Menschen im Land auch zukünftig in Würde leben können.“