Von: ka
Bozen – Die Nachricht, dass in Südtirol im ersten Halbjahr sage und schreibe 63,4 Prozent mehr Gebrauchtwagen als im gleichen Vorjahreszeitraum verkauft wurden, schlug in den heimischen Sommer ein wie eine Bombe.
Auch im Südtirol News-Forum wurde eifrig Ursachenforschung betrieben. Zu Recht meinen viele Leser, dass die Lust auf gebrauchte Pkw mit der Eigenart vieler Südtiroler zusammenhängt, dem Nachbarn und dem „Dorf“ unbedingt zeigen zu müssen, dass man sich auch selbst ein Luxusfahrzeug leisten kann. Da den meisten Landsleuten dabei vor allem nur die üblichen drei deutschen Luxusmarken einfallen, muss es halt ein Gebrauchter sein, wenn man sich einen BMW, Mercedes oder Audi als Neuwagen schon nicht leisten kann.
Das mag schon sein, aber diese „Unsitte“ ist vor allem weder neu, noch kann sie den exorbitanten Unterschied zum letzten Jahr erklären. Vielmehr hängt der Hunger auf Gebrauchtwagen mit der Verunsicherung der Südtiroler zusammen. Die Verbannung der „bösen Euro-3-Diesel“ aus dem Bozner Stadtgebiet lässt viele Pendler zu frischen Gebrauchten greifen. Überhaupt führen Klimadiskussion, die Debatte um „schmutzige“ Diesel und das Hin und Her um den „richtigen“ Motor der Zukunft – Elektro-, Wasserstoff- oder Hybridantrieb – zu einer immer stärkeren Verunsicherung der Verbraucher.
Die Unsicherheit, was die Zukunft bringen wird, lässt die Einheimischen derweil lieber zu einem Gebrauchten greifen. Diese Entwicklung ist aber auch gefährlich. Schlägt dieses Klima auf andere Sparten durch, würde dies die ohnehin lahme Konjunktur weiter abschwächen. Das kann sich wohl keiner wünschen.
Die Verantwortlichen sind aufgefordert, bald für Klarheit zu sorgen, wohin die Reise geht – in Bozen, in Südtirol, in Italien und in Europa.