Von: mk
Bozen – Seit einigen Jahren hört man immer wieder vom Hausärztemangel, besonders im ländlichen Raum. Die Bedeutung der Gesundheit und einer flächendeckenden ärztlichen Versorgung wird durch die aktuelle Corona-Krise noch deutlicher. Das Land hat bereits erste Maßnahmen, wie z. B. die Aufstockung der Ausbildungsplätze, gesetzt. Die Plattform Land hält jedoch weitere Unterstützungsmaßnahmen für nötig: Hausärzte sollen weitere Leistungen anbieten dürfen, und die öffentliche Hand soll diesen z. B. durch günstige Mieten bei Einrichtung einer Praxis vor allem in Leerständen entgegenkommen.
Immer wieder haben die Südtiroler Medien in den vergangenen Jahren vom Hausärztemangel und dessen Zunahme durch Pensionierungen berichtet. Die Südtiroler Landesregierung ist daraufhin aktiv geworden und hat die Anzahl der Ausbildungsplätze auf 25 pro Jahr erhöht. Laut der Präsidentin der wissenschaftlichen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (SüGAM; 220 Mitglieder von allen 290 tätigen Hausärzten in Südtirol), Dr. Doris Gatterer, werden jedoch nur ca. zwei Drittel der möglichen Ausbildungsplätze in den kommenden drei Jahren genutzt. Zudem verfügt ein Großteil der Auszubildenden nur über geringe Kenntnisse der deutschen Landessprache. Dies ist eine Herausforderung für den ländlichen Raum.
„Zudem sollen Hausärzte weitere Zusatzleistungen, wie beispielsweise EKG, Ultraschall und Spirometrie (Test der Lungenfunktion) nicht nur auf privater Basis durchführen können, sondern auch vom Sanitätsbetrieb vergütet bekommen. Diese Zusatzleistungen bringen wichtige klinische Informationen und ermöglichen zeitnahe Entscheidungen (diagnostisch und therapeutisch). Die langen Wartezeiten bei Facharztvisiten könnten dadurch auch verkürzt werden”, sagt Präsidentin Gatterer. „Gemeinschaftspraxen müssen, wo geographisch möglich, gefördert und neue Arbeitszeit-Modelle entwickelt werden, um den jungen Ärztinnen und Müttern bzw. Vätern eine optimale Work-Life-Balance zu ermöglichen. Es braucht eine beherzte gesundheitspolitische Entscheidung, die medizinische Grundversorgung für die Südtiroler Bevölkerung weiterzuentwickeln und sie dadurch auf ein qualitativ hohes Niveau zu bringen. Die Investition kommt sowohl den Bürgern als auch den Ärztinnen und Ärzten zugute.“
Plattform Land-Präsident Andreas Schatzer verweist zudem auf eine bestehende gesetzliche Regelung: „Um eine wohnortnahe ärztliche Betreuung zu gewährleisten und um die Niederlassung von vertragsgebundenen Ärzten für Allgemeinmedizin zu fördern, können Gemeinden und andere öffentliche Körperschaften den Ärzten unentgeltlich Räumlichkeiten zur Nutzung als Hauptpraxis zur Verfügung stellen. Hier bieten sich auch Leerstände an, was wiederum zu einer Belebung der Ortszentren beiträgt. Dies sichert auch längerfristig die ärztliche Versorgung vor allem im ländlichen Raum.”