Von: bba
Prags – Weg vom Selfie-Tourismus, hin zu einem nachhaltigen und schonenden Landschafts- und Naturerlebnis sowie einer Zukunftsentwicklung zum Wohle der gesamten Bevölkerung – dies sieht das Projekt von drei Pragser Unternehmern vor. Es wurde am Montagabend im Vereinshaus von Prags bei einem Informationsabend der Gemeinde den Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt. Als hochkarätige Gäste mit dabei waren Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landeshauptmann-Stellvertreter Daniel Alfreider.
Die Problematik ist bekannt: Instagram und eine beliebte TV-Serie haben den Pragser Wildsee in nur wenigen Jahren von einem Geheimtipp zu einem Magneten für Tagestouristen verwandelt. Sie reisen mit dem PKW an, schießen schnell ein Selfie und sind dann schon wieder weg – mit allen negativen Auswirkungen: 650 Pragsern stehen an Spitzentagen 15.000 Tagesgäste gegenüber, die Tagesbesucher betragen ganze 1,6 Millionen im Jahr, bei nur 140.000 Nächtigungen. Bürgermeister Friedrich Mittermair: „An manchen Tagen wird unser Tal von Tagesgästen regelrecht überrannt. Sie hinterlassen kaum mehr als Verkehr, Müll und Abgase. Verkehrsstopps und Zufahrtsbeschränkungen sind eine kurzfristige Lösung, es braucht aber ein Gesamtkonzept für die künftige Entwicklung.“
In diese Richtung geht das vorliegende Projekt der drei Pragser Unternehmer Mirko Steiner, Alexander Trenker und Bruno Heiss, das bei der Informationsveranstaltung den rund 250 interessierten Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt wurde.
Prags und UNESCO-Weltnaturerbe neu erleben
„Wir dürfen nicht vom ‚Sehnsuchtsort‘ zum ‚Unort‘ werden“, betonte im Namen der Projektinitiatoren der Unternehmer Mirko Steiner in seinen einleitenden Worten: „Wir Pragser müssen uns unsere Lebensqualität zurückholen. Es braucht eine Kontingentierung und Kanalisierung der Besucherströme. Ebenso müssen wir die Aufenthaltsqualität der Gäste steigern, damit sie mehrere Tage oder Wochen in unserem Tal bleiben, nicht nur wenige Stunden. Und wir müssen für eine moderne, emissionsfreie Mobilität im ganzen Tal sorgen – damit uns die Gäste mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen und sich im Tal damit bewegen.“
Besucher-Erlebnis-Zentrum am Taleingang, Zugbahnhof und Wasserstoffbusse
Das Projekt sieht als Infrastrukturen die Schaffung eines modernen Besucherzentrums am Taleingang inklusive Naherholungszone am Pragser Bach sowie Besucherparkplatz vor. Neu errichtet werden soll zudem ein Zugbahnhof, um Prags künftig auch mit der Pustertaler Bahn erreichen zu können. Vom Taleingang aus wird das ganze Tal komplett mit Wasserstoffbussen erschlossen. Der dazu benötigte Wasserstoff soll vor Ort über ein eigenes E-Werk produziert werden. Das UNESCO-Weltnaturerbe Dolomiten und das Tal sollen als Gesamtes in einem museal gestalteten Informationszentrum neu erlebt werden können.
Die naturnahe architektonische Gestaltung der Brunecker Architekten Gerhard Mahlknecht und Marco Micheli fügt sich perfekt in die Landschaft ein. Zudem werden Ankunft und Zugang zu Pragser Wildsee und Plätzwiese gestalterisch aufgewertet und besser organisiert.
Landeshauptmann Kompatscher: „Öffentliches Interesse muss im Vordergrund stehen“
Landeshauptmann Arno Kompatscher lobte die Initiative und unterstrich die Notwendigkeit, auf breiter Basis Ideen zu sammeln und sich ausführlich damit auseinanderzusetzen. „Ziel muss es sein, ein Projekt zu entwickeln, das die Pragser Bevölkerung mitträgt und sie entlastet“, erklärte der Landeshauptmann. Gemeinde und Land hätten dafür zu sorgen, dass der Gesamtnutzen im Vordergrund stehe. Was die mögliche Errichtung eines Bahnhofs betreffe, brauche es eine enge Abstimmung mit den italienischen Staatsbahnen, in deren Zuständigkeit die Pustertaler Bahnlinie fällt.
Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider betonte gerade diesbezüglich, dass die Nachhaltigkeit des gesamten Konzeptes mit der Zuganbindung stehe und falle. Alfreider: „Wir sind in engen Verhandlungen mit Rom, um hier zügig zu einer Lösung zu gelangen.“ Zudem betonte er, dass das touristische Hotspot-Management ein wesentliches Anliegen der Landesregierung sei und lobte zudem die innovative Mobilitätlösung mit Wasserstoffbussen und Wasserstoffproduktion vor Ort.
Breiten Raum gab es beim Informationsabend für Fragen und Stellungnahmen der Bevölkerung.
Bevölkerung mit einbeziehen, Master- und Zeitplan der Gemeinde innerhalb des Jahres
Bürgermeister Friedrich Mittermair kündigte an, das Projekt im Gemeinderat zu behandeln und die weitere Vorgangsweise mit allen Beteiligten in der Gemeinde eng abzustimmen: „Die Pragser Bürgerinnen und Bürger sind gerne dazu aufgerufen, auch ihre Ideen einzubringen. Wir können nicht von Jahr zu Jahr mit reinen Verkehrsblockaden handeln und brauchen ein Gesamtkonzept. Daran möchte ich arbeiten und einen entsprechenden Masterplan mit Zeitschiene sowie Umsetzungsphasen bis Ende des Jahres vorlegen.“