Von: mk
Bozen – Studierende der Freien Universität Bozen geben ihren Pflicht- und freiwilligen Praktika in Unternehmen und Institutionen gute Noten. In der aktuellen und sechsten Befragung seit 2013 bekommen das AFI und die Freie Universität Bozen (unibz) bestätigt, dass die Qualität der Praktikumsstellen stimmt und das Uni-Praktikum als Sprungbrett in die Arbeitswelt gesehen wird. „Es zeigt sich, dass die Studierenden den Mehrwert einer Arbeitserfahrung für ihren weiteren Lebensweg klar erfasst haben“, betont Rektor Prof. Paolo Lugli.
Gesamtzufriedenheit mit dem Praktikum 2017
Studierende der Freien Universität Bozen werden seit Jahren systematisch über ihre Erfahrungen bei Betriebspraktika befragt. Die Kernfrage dieser vom AFI | Arbeitsförderungsinstitut in Kooperation mit dem Praktika- und Jobservice seit 2013 jährlich durchgeführten Erhebung ist natürlich, wie hilfreich sich die Praktikanten für den hospitierenden Betrieb empfinden. In der aktuellen Erhebung der Praktikumserfahrungen aus dem Jahr 2017 antworten 87 Prozent der Befragten, im Praktikum Tätigkeiten ausgeübt zu haben, die für sie selbst und für den Betrieb nützlich waren. „Allerdings liegt der Anteil jener, die sich als Faktotum gefühlt haben, wiederum knapp über der Zehn-Prozent-Marke“, so das AFI-Forscherduo Anna Tagliabue und Werner Pramstrahler. Wer in Italien außerhalb Südtirols ein Praktikum absolviert hat, gibt vergleichsweise häufiger an, als Faktotum eingesetzt worden zu sein (15 Prozent). Als „Belastung“ für den Betrieb haben sich nur knapp zwei Prozent Befragten gefühlt.
Praktikumsbetriebe werden weiterempfohlen
Die Befragung des AFI bestätigt, dass man sich in den hospitierenden Betrieben und Organisationen um die Praktikanten bemüht. Die entsprechende Frage beantworten die Studierenden mit einem hohen Zufriedenheitswert für ihren Betriebstutor (6,2 auf einer Skala von eins bis sieben Punkten). Stabil liegt der Anteil der Befragten, die ihre Praktikumsstelle uneingeschränkt weiterempfehlen würden, bei knapp 60 Prozent, weitere 37 Prozent immerhin noch im Großen und Ganzen. Dieses positive Grundbild ist allerdings nicht überall im selben Ausmaß anzufinden: „Studierende der Fakultät für Wirtschaft und Praktikanten, die ihr Praktikum in einer anderen italienischen Provinz absolviert haben, geben eine schlechtere Bewertung im Hinblick auf ihre betriebliche Praktikumsbegleitung als ihre Kommilitonen der anderen vier Fa-kultäten ab“, stellt Anna Tagliabue fest.
Tätigkeit und gewünschte Einrichtung als Entscheidungskriterium
Bei der Auswahl der Praktikumsstelle sind den Studierenden wichtig, welche Tätigkeit es ist (64 Prozent), welcher Betrieb es ist (über 60 Prozent), der günstige Zeitpunkt im Studienverlauf (38 Prozent) und die Wohnortnähe (16 Prozent). Die Vergütung zählt nur für acht Prozent zu den beiden wichtigsten Entscheidungsgrundlagen. Zwei von drei Praktikanten (63 Prozent) erhalten eine solche, sei es finanziell oder als Unterstützungsleistung. Da über die Hälfte der Befragten (58 Prozent) nebenher jobben, sind Praktika mehrheitlich weder die einzige Arbeitserfahrung noch die einzige Verdienstmöglichkeit der Studierenden.
Sprungbrett in den Arbeitsmarkt
Rektor Prof. Paolo Lugli: „Die hohe Beschäftigungsquote und die Zufriedenheit unserer Absolventen mit ihrem Job zeigen uns, dass der Berufseinstieg nach dem erfolgreichen Abschluss meist sehr unproblematisch erfolgt. Dabei spielen die praktischen Erfahrungen, die Studierende bereits während des Studiums sammeln, eine wichtige Rolle”. Dass ein Praktikum durchaus arbeitsmarktrelevant ist, wird von den Praktikanten bestätigt: Für fast jeden fünften Studenten ist das Uni-Praktikum ein ziemlich direktes Sprungbrett in den Arbeitsmarkt. 24 Prozent erhalten eine dauerhafte oder projektbezogene Beschäftigung im hospitierenden Betrieb, bei den Informatikern sind es gar 40 Prozent. „Von Bedeutung für die unibz ist, dass relativ viele Masterstudierende angeben, über das Praktikum eine dauerhafte Beschäftigung (sechs Prozent) oder eine projektbezogene Kooperation (zwölf Prozent) bekommen zu haben“, so Iris Tappeiner vom Praktika- und Jobservice der Freien Universität Bozen. Sechs Prozent der Masterstudierenden waren bereits vor Praktikumsbeginn im hospitierenden Betrieb beschäftigt.
Die Chancen auf gute Jobs werden positiv beurteilt
Werden die Praktikanten gefragt, wie sie die Arbeitschancen eines Akademikers ihres Faches auf einer „Notenskala“ von 1 – 7 bewerten, dann vergeben sie im Jahr 2017 die Note 5,1 – der höchste Wert seit 2014. Besonders optimistisch sind die Studierenden der Fakultät für Informatik (Mittelwert: 6,1), am pessimistischsten jene der Fakultät für Design (3,8). Wie schon in den früheren Erhebungen zeigen sich Studierende aus Südtirol sehr zuversichtlich (5,2), ebenso die aus europäischen Ländern (5,5), während die Kommilitonen aus Restitalien traditionell eine etwas verhaltene Einschätzung abgeben (4,7).
Südtirol als attraktiver Arbeitsstandort, aber…
2017 ist erstmals erhoben worden, wie attraktiv die studierenden Praktikanten den Südtiroler Arbeitsmarkt finden. Während die Gesamtbewertung bei 5,2 liegt, vergeben Informatikstudenten mit 4,7 die niedrigste Bewertung der Fakultäten und unibz-Studierende mit einem ausländischen Maturadiplom den niedrigen Wert von 4,6.
Attraktivität des Südtiroler Arbeitsmarkts für Akademiker
Als attraktiv erscheinen den Befragten die vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten, als weniger attraktiv die im internationalen Vergleich als geringer empfundenen Gehälter und Karrieremöglichkeiten. Auch geben die unibz-Praktikanten an, Südtirol als eher geschlossen und selbstbezogen zu empfinden. „Da junge angehende Akademiker sehr mobil sind, fällt ihre Bewertung des Arbeitsstandortes Südtirol vor allem im Hinblick auf den sich abzeichnenden Fachkräftemangel ins Gewicht, mag es sich auch nur um gewonnene Eindrücke handeln“, betont Werner Pramstrahler.
Hohe Beteiligung an der Befragung
94 Prozent der insgesamt 409 Praktikanten des Jahres 2017 haben an der Erhebung des AFI | Arbeitsförderungsinstitut und des Praktika- und Jobservice der Freien Universität Bozen (unibz) teilgenommen.