Von: mk
Bozen – Baugruppenobmann Markus Bernard hat vor einigen Wochen die Anwendung der Richtpreisverzeichnisse bei öffentlichen Ausschreibungen gefordert. In einer Aussprache haben lvh, Gemeindenverband sowie die Ingenieurs- und Architektenkammer nun über mögliche Lösungsansätze diskutiert.
Baukostenschätzungen, die nicht entsprechend den Regeln des landesweiten Richtpreisverzeichnisses erstellt werden, bringen viele Kleinbetriebe immer wieder in Schwierigkeiten. Markus Bernard, Obmann der Baugruppe im lvh hatte vor wenigen Wochen auf diese Thematik aufmerksam gemacht. Bei einem Treffen mit dem Präsidenten der Südtiroler Architektenkammer Johann Vonmetz, dem Präsidenten des Interdisziplinären Ausschusses Philipp Gamper und dem Präsidenten des Südtiroler Gemeindenverbandes Andreas Schatzer erläuterte er nochmal die Problematik: „Es gibt jährlich ein überarbeitetes Richtpreisverzeichnis und das ist ein wichtiges Hilfsinstrument für die Kostenschätzung der geplanten Projekte. Dies hat allerdings nur dann einen Sinn, wenn diese Richtwerte auch angewandt werden. Preisabsenkungen können fatale Folgen für das gesamte Bauprojekt mit sich bringen: so besteht zum Beispiel die Gefahr, dass erst gar keine Angebote abgegeben werden und damit das Vergabeverfahren neu erfolgen muss, dass auswärtige Unternehmen beauftragt werden, dass Firmenkonkursverfahren sowie schlechte oder langsame Bauausführungen, die Nicht-Einhaltung des Fertigstellungstermins oder spätere Inbetriebnahme usw. Für Sub-Unternehmen bedeuten Preisabsenkungen überhaupt keine Gewinnmöglichkeit. Insofern muss ein System für die Kontrolle und richtige Anwendung der Preiskalkulation gefunden werden.“
Für die effektive Anwendung des Richtpreisverzeichnisses plädiert auch der Präsident der Architektenkammer Johann Vonmetz zumal es das einzige Instrument bei der Kalkulation von Bauvorhaben darstelle. „Eine große Herausforderung stellen Projekte mit mehrjähriger Laufzeit dar. Hierfür müssen wir uns Lösungen überlegen, welche ermöglichen, das Projektbudget für die weitere Entwicklung zu definieren oder zu erhöhen. Leider gibt es zu viele technische Genehmigungen und Validierungen, die die Kosten in die Höhe treiben und die Projektabwicklung verlangsamen. Andenkbar wäre die Erarbeitung eines Baukostenindex ähnlich wie es diesen für Vorprojekte in Deutschland bereits gibt“, sagt Vonmetz. Eine andere Möglichkeit sieht Ingenieur Philipp Gamper in der weiteren Erarbeitung von Aufpreisen im Richtpreisverzeichnis: „Diese müssten auf die konkreten Gegebenheiten des Projekts angepasst werden. Das Richtpreisverzeichnis ist eine von drei wichtigen Grundlagen für die Kostenermittlung.“
Der Präsident des Gemeindenverbandes Andreas Schatzer wird die einzelnen Gemeinden bezüglich Preisthematik sensibilisieren. Der lvh strebt weitere Schritte an, um die Anwendung des Richtpreisverzeichnisses zu untermauern.