Von: luk
Bozen – Eine Delegation der Raiffeisenkassen, der Raiffeisen Landesbank und des Raiffeisenverbandes besuchte gestern die Baustelle des Dormizil in Bozen – ein Wohnprojekt für langzeitobdachlose Menschen. 39 Raiffeisenkassen und die Raiffeisen Landesbank tragen mit 855.000 Euro zur Finanzierung bei. Insgesamt stemmen das Projekt, das 1,4 Millionen Euro kostet, 1.600 Spender:innen und Organisationen aus ganz Südtirol. Das Ziel: Obdachlosigkeit bekämpfen, Würde zurückgeben, Perspektiven schaffen.
Baustellenbesuch mit Haltung: Gestern informierte sich eine Delegation der Raiffeisenkassen, der Raiffeisen Landesbank und des Raiffeisenverbandes über den Fortschritt des Obdachlosenprojektes Dormizil in der Rittner Straße 25 in Bozen. Die Raiffeisenwelt trägt mit 855.000 Euro zur Finanzierung des Umbaus bei. Weitere 1.600 Menschen aus dem ganzen Land haben mit Geld-, Material- oder Zeitspenden mitgeholfen, dieses Projekt zu ermöglichen, ein starkes Zeichen für gelebte Solidarität in Südtirol.
Robert Zampieri, Direktor des Raiffeisenverbandes Südtirol, unterstrich beim gestrigen Besuch die Bedeutung dieses Engagements: „Für uns ist klar: Genossenschaftliches Handeln heißt, Verantwortung zu übernehmen – über das rein Wirtschaftliche hinaus. Das Dormizil zeigt, wie wir gemeinsam Perspektiven schaffen können für Menschen, die durch alle Raster gefallen sind.“ Geführt wurde die Delegation durch den Vorstand des Vereins Dormizil EO, der das Projekt gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern initiiert hat und betreut.
Der Vereinsvorsitzende Paul Tschigg erklärte: „Von Anfang an war uns klar: So ein Projekt stemmen wir nur, wenn viele mitziehen. Die Unterstützung von Raiffeisen war nicht nur finanziell, sondern auch moralisch ein wichtiger Meilenstein für uns.“ Maria Lobis, Vorstandsmitglied von Dormizil EO, betonte: „Dieses Projekt trägt viele Hände. Die Solidarität, die wir erleben, beeindruckt und berührt uns, unabhängig, ob durch eine kleine Spende, durch handwerkliche Unterstützung oder durch Materialspenden.“ Norbert Pescosta, ebenfalls im Vereinsvorstand, ergänzte: „Wohnen heißt Würde. Das Housing-First-Modell verändert Leben. Es ist ein Systemwechsel und längst überfällig. Obdachlose sterben im Schnitt 20 Jahre früher.“
Auch die Koordination des Umbaus geschieht mit viel ehrenamtlichem Engagement. Hans Martin Pohl von Pohl Immobilien, der die Bauleitung unentgeltlich übernommen hat, sagte: „Wir wollten nicht zuschauen, sondern handeln. Der Einsatz des Vereins hat uns inspiriert. Niemand soll in Südtirol auf der Straße schlafen müssen.“
Neben acht dauerhaften Einzelwohnungen für langzeitobdachlose Menschen entsteht unter Dach auch eine Übergangswohnung für fünf akut wohnungslose Personen. Außerdem werden im Tiefparterre Dusch- und Waschräume für obdachlose Menschen der Stadt sowie ein öffentlicher Veranstaltungsraum eingerichtet, um die Verbindung zur Stadt aufrecht zu erhalten. Der Bau schreitet gut voran: Die Unterböden sind gegossen, derzeit wird innen verputzt, bald folgt der Einbau des Aufzugs. Der Abschluss der Bauarbeiten ist für Juli geplant, die Einrichtung folgt im Spätsommer. Ein Einzug der ersten Bewohner:innen ist ab Herbst vorgesehen.
Das Projekt fußt auf dem Prinzip Housing First – Wohnraum zuerst, ohne Vorbedingungen, ergänzt durch soziale Begleitung. Der Ansatz kehrt klassische Hilfe um und bewährt sich international: In Finnland sank durch Housing First die Zahl der Obdachlosen seit 2008 um 35 Prozent, vier von fünf finden langfristige Stabilität. In Südtirol spitzt sich die Wohnraumsituation zu. Mieten steigen, bezahlbare Wohnungen fehlen, selbst Mittelstandshaushalte geraten unter Druck. Umso dringlicher erscheint ein Projekt wie das Dormizil.
„Ein Zuhause bedeutet Sicherheit, Eigenständigkeit, Würde“, resümierten die Mitglieder der Raiffeisen-Delegation. „Genau das entsteht hier durch gemeinsames Tun.“
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