Von: mk
Salurn – Die Autonome Gewerkschaft der Bankangestellten FABI spart nicht Kritik an Entscheidungen in der Raiffeisenkasse Salurn. Die Verwalter der hiesigen Filiale würden sich ihre Entschädigungen verdoppeln, den Angestellten aber die kollektivvertragliche Erhöhung verweigern, heißt es in einer Aussendung.
Im November 2020 haben die Sozialpartner ein Abkommen zur Erneuerung des Zusatzvertrages für die Raiffeisenangestellten in Südtirol unterzeichnet. „Dieser territoriale Vertrag war seit 2012 verfallen und eine Erneuerung mehr als überfällig. Neben verschiedenen normativen Neuerungen wurde im Abkommen der ökonomische Teil des Vertrages angepasst. Zum ersten Mal gelang es die lokale Inflationsrate zu berücksichtigen und als zusätzliches Lohnelement einzuführen. Mehr Inflation, mehr Lohn – diese Formel wurde endlich umgesetzt“, erklärt die Gewerkschaft.
Erfreuliche Nachrichten für alle Raiffeisenmitarbeiter sollte man meinen. Laut FABI allerdings nicht in Salurn. „Der Verwaltungsrat hat im Dezember 2020 beschlossen, dieses zusätzliche Lohnelement zu kompensieren. Mitarbeiter, die einen sogenannten Übertarif hatten, bekommen keinen Cent mehr! Dies ist zwar rechtlich machbar, aber doch sehr erstaunlich“, kritisiert die Gewerkschaft.
Kein Mitarbeiter bekommt einen Übertarif ohne Grund. Der Übertarif ist Ausdruck einer besonderen Leistung, einer besonderen Fähigkeit, Einsatz etc. „Warum diesen also bei erster Gelegenheit und ohne entsprechende Begründung einseitig kürzen?“, fragt die Gewerkschaft.
Die FABI habe bereits im Dezember eine Aussprache mit der Führungsspitze der Raiffeisenkasse. „Diese Aussprache brachte leider keinen Sinneswandel. Das Hauptargument für die Kürzung war der Kostendruck. Deshalb sei man gezwungen so vorzugehen. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass zwei Monate zuvor die Vollversammlung die Verdoppelung der Entschädigungen für Verwalter und Aufsichtsräte beschlossen hatte. Dies auf Vorschlag des Verwaltungsrates. Die zusätzlichen Kosten waren da kein Thema. Hat den Verwalter niemand erklärt, dass ihre Entschädigungen auch Kosten sind? Die Frage ist eigentlich, was rechtfertigt eine Verdopplung der Entschädigung für Verwalter und Aufsichtsräte?“, fragt die Gewerkschaft.
Am 27. April hätte laut Kollektivvertrag die zweite Tranche der Lohnerhöhung an die Mitarbeiter umgesetzt werden sollen. Die FABI wollte der Raiffeisenkasse Salurn noch eine Chance geben. „Wieder nichts. Es wurde wieder kompensiert. Dieses Trauerspiel konnte nicht unkommentiert bleiben. So eine unverschämte Selbstbedienung, gepaart mit einer offensichtlich einseitigen und speziellen Sicht auf die Kosten, soll der Öffentlichkeit nicht verborgen bleiben. Täglich arbeiten die Mitarbeiter mit vollem Einsatz für den Betrieb. Deren Löhne dürfen nicht an die Inflation angepasst werden. Das kostet zu viel. Verwalter und Aufsichtsräte, die einmal im Monat eine Sitzung abhalten, für die scheint nichts zu kostspielig“, schreibt die FABI abschließend in einer Aussendung.