Ungewissheit herrscht vor

Renten, Zukunft der Kinder und Ersparnisse bereiten am meisten Sorgen

Donnerstag, 13. Juli 2023 | 11:03 Uhr

Von: mk

Bozen – Die Antworten auf die Fragen im Sonderteil der Sommerausgabe des AFI-Barometers sprechen Klartext: In Bezug auf die Zukunft herrscht große Ungewissheit. Die Südtiroler Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind vor allem um ihre Rente und die berufliche Zukunft ihrer Kinder und weniger um ihren Arbeitsplatz besorgt. Zudem befürchten sie, die eigenen Ersparnisse könnten an Wert verlieren oder gar schwinden. Offensichtlich setzen die hohe Inflationsrate der letzten Monate und die stagnierenden Löhne zu. „Die Angst um die Renten sollte zu denken geben. Die aktuelle Bevölkerungsentwicklung und das Beitragssystem sind Anlass zur Sorge, da die Renten nicht mehr für ein würdevolles Leben ausreichen könnten“, sagt AFI-Präsident Andreas Dorigoni.

Was bereitet den Südtiroler Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen Kopfzerbrechen und was sind zurzeit die wichtigsten Themen im Land? Auf diese zwei Fragen geht das AFI | Arbeitsförderungsinstitut in der Sommerausgabe des Barometers ein.

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Was die Sorgen betrifft, wurden den Befragten bei der Erhebung dieselben Fragen wie 2015 gestellt, als das AFI eine ähnliche Umfrage gestartet hatte. Um die bedeutendsten Themen zu ermitteln, hat man sich hingegen an die Erhebung des Wiener Forschungsinstituts Demox Research angelehnt. Diese wurde im März 2023 als repräsentative Stichprobe der gesamten Südtiroler Bevölkerung ab 18 Jahren durchgeführt.

Die Sorgen der Südtiroler Arbeitnehmer

Aus der Erhebung geht eine große Besorgnis der Südtiroler Arbeitnehmerinnen und -nehmer um ihre Rente hervor: 82 Prozent erklären, sehr oder eher besorgt zu sein, in Zukunft keine angemessene Rente zu erhalten.

An zweiter Stelle folgt die Sorge um die berufliche Zukunft der eigenen Kinder oder der Jugend im Allgemeinen (75 Prozent der Befragten). Dabei ist wahrscheinlich nicht so sehr die Arbeitssuche an sich (die ja laut anderen Statistiken kein Problem zu sein scheint) Anlass zur Sorge, sondern vielmehr die Möglichkeit, eine stabile und gut bezahlte Arbeit zu finden.

Auf dem dritten Platz finden wir die Angst vor einem Wertverlust der eigenen Ersparnisse, die fast zwei von drei Arbeitnehmer/Innen Kopfzerbrechen bereitet. Dazu AFI-Forscherin Maria Elena Iarossi: „Die Inflation und die steigenden Zinsen der Darlehen bereiten den Familien große Schwierigkeiten: Die Sparfähigkeit sinkt und oft muss auf Erspartes zurückgegriffen werden“.

71 Prozent der Befragten befürchten, im fortgeschrittenen Alter die eigene Arbeit nicht mehr zu schaffen. „Damit es nicht so weit kommt, ist es besonders wichtig, für eine hohe Arbeitsqualität zu sorgen, zum Beispiel durch Minimierung der Stressfaktoren und Aufbesserung des Arbeitsklimas. Andererseits muss aber auch die eigene Beschäftigungsfähigkeit beibehalten werden. Hier spielt wiederum die lebenslange Fortbildung eine große Rolle”, fügt Iarossi hinzu.

Rund zwei von drei Arbeitnehmern sind „sehr“ oder „eher“ besorgt, nicht genügend Geld zum Leben zu haben bzw. in Notsituationen nicht genügend finanzielle Hilfe oder Betreuung von der öffentlichen Hand zu erhalten.

Die wichtigsten Themen in Südtirol

Bei der zweiten Frage des Sonderteils wurden die Befragten gebeten, bestimmten aktuellen Themen eine Punktezahl zwischen null (vollkommen unbedeutend) und zehn (sehr bedeutend) zuzuteilen. „Zunächst ist hervorzuheben, dass allen Themen eine recht hohe Punktezahl zugeteilt worden ist: Die Durchschnittswerte gehen von einem Mindestwert von 7,9 bis zu einem Höchstwert von 9,0 Punkten. Kein Thema kann daher als unbedeutend eingestuft werden“, betont Iarossi.

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Bei einer genaueren Betrachtung der höchsten Punktezahlen (zwischen acht und zehn Punkten) wird deutlich, dass vor allem Gesundheit, Sanität und Hausärztemangel als Problem empfunden werden: 89 Prozent der Südtiroler Arbeitnehmerinnen und -nehmer haben diesem Thema zwischen acht und zehn Punkten zugeteilt. Hier sind ganz klar die Folgen der Pandemie und des Mangels an angemessenen Lösungen für die Verbesserung der Dienste, die eigentlich am Ende der Corona-Zeit zu erwarten gewesen wäre, zu spüren.

Wiederum 89 Prozent (allerdings mit einigen Zehntelprozenten weniger) nennen den Klimawandel als bedeutendes Thema, über das in letzter Zeit auch in den Medien heiß diskutiert wird. An dritter Stelle steht die Sorge um die steigenden Lebenshaltungskosten, unter denen die Arbeitnehmerinnen und -nehmer in den letzten Monaten direkt gelitten haben und denen 88 Prozent der Befragten zwischen acht und zehn Punkten zuordnen. Es lässt sich nicht leugnen, dass die ungewohnt hohe Lebensteuerungsrate konkrete Auswirkungen auf den Alltag hat – von den jüngsten Erhöhungen der Darlehens- und Kreditkosten ganz zu schweigen, zu denen es infolge der steigenden Zinsen gekommen ist.

In einem gewissen Abstand folgen schließlich noch die anderen Themen wie Arbeitsmarkt, Bildung, (Massen)-Tourismus, Bürokratie, Verkehr und Wohnen. Das Schlusslicht bilden hingegen die Themen der Zuwanderung und Sicherheit (in beiden Fällen macht der Teil der Antworten mit mehr als acht Punkten rund 66 Prozent aus).

Bezirk: Bozen