Von: luk
Bozen – Corona hat einmal mehr die Zukunftsfähigkeit des Südtiroler Handwerks bestätigt. Wie die Pandemie auf einzelne Sektoren gewirkt hat, wie es um die aktuelle wirtschaftliche Lage steht und worauf man in Zukunft setzen will, erläuterte die Verbandsspitze heute beim lvh-Sommergespräch.
Martin Haller hat klare Vorstellungen, wenn es um die Zukunft des Südtiroler Handwerks geht. Schließlich habe Corona gezeigt, worauf es in den nächsten Jahren ankommen werde. „Die Krisensituation hat vielen Unternehmen die eigene Robustheit und Innovationskraft vor Augen geführt. Auch wenn die Auswirkungen von Corona in den einzelnen Sparten sehr unterschiedlich waren, so hat die Pandemie in vielen Unternehmen als Beschleuniger von Veränderungsprozessen gewirkt“, erklärte der lvh-Chef. Nun gehe es darum, auf diese Entwicklungen aufzubauen und die Resilienz der Unternehmen zu stärken. Hierfür seien jedoch einige Voraussetzungen erforderlich. „Obwohl Südtirols Handwerksbetriebe derzeit gut ausgelastet sind, werfen Blicke in die Zukunft doch einige Schatten auf. Leider laufen Ende dieses Jahres und Mitte nächsten Jahres einige wichtige Steueranreize wie der Kubaturbonus und der 110-Prozent-Bonus aus. Hinzu kommt, dass die Umsetzung des Raumordnungsgesetzes nur schleppend vorangeht und die Gemeinden derzeit nur wenige Baukonzessionen ausstellen. Verbesserungspotential gibt es auch noch bei der Einbindung der Kleinbetriebe in öffentliche Aufträge“, unterstrich Haller.
Mitgliederbefragung als Spiegelbild für aktuelle Themen
Um die Beschäftigung und die positive Wirtschaftsentwicklung langfristig zu sichern, will sich der Verband auf konkrete Ziele konzentrieren. Dazu zählen die Stärkung der Berufsausbildung und die Fachkräftesicherung, nachhaltiges Wirtschaften sowie das Vorantreiben des Kooperationsgedankens und der Digitalisierungsoffensiven. Eine Umfrage, welche der lvh unter seinen Mitgliedern kürzlich durchgeführt hat, bestätigt diese Erfordernisse. „Über 980 Handwerksbetriebe sind der Meinung, dass das Südtiroler Handwerk einen sehr hohen Qualitätsstandard hat und Berufe im Handwerk gerade für junge Menschen sehr attraktiv sind. Dennoch fehlen Lehrlinge. 200 Lehrstellen warten derzeit auf Auszubildende“, erklärt lvh-Vizepräsident Hannes Mussak. „Das Handwerk hat gezeigt, wie resilient und krisensicher es ist. Ich hoffe, dass dieser Gedanke bei der Berufsorientierung zunehmend an Bedeutung gewinnt.“
Aus der Umfrage geht außerdem hervor, dass die aktuelle Auslastung der Südtiroler Betriebe und die Zahlungsmoral der Kunden gut sind. „Sorgen bereiten aber nach wie vor Materialengpässe und der Preisanstieg der Rohstoffe. Die größten Herausforderungen der Zukunft sind laut der befragten Unternehmen der Bürokratieabbau, die Fachkräftegewinnung, die Energiekosten sowie weitere Einschränkungen und Auswirkungen von Corona“, berichtete der italienische Vizepräsident Giorgio Bergamo.
Eineinhalb Jahre Corona
Zwei Drittel der Südtiroler Handwerksbetriebe aus den verschiedensten Sektoren mussten aufgrund der Pandemie Umsatzeinbußen verbuchen. lvh-Präsident Martin Haller lieferte einen Überblick über die Auswirkungen von Corona auf die einzelnen Berufsbranchen. „Viele Betriebe waren gezwungen, ihre Mitarbeiter in Lohnausgleich zu schicken. Allein im Jahr 2020 haben der Bilaterale Solidaritätsfonds für das Handwerk (FSBA) und die Bauarbeiterkasse mehrere Millionen Euro ausgezahlt. Corona hat die Wirtschaft eindeutig verändert. Das Thema Nachhaltigkeit wird zunehmend und langfristig an Bedeutung gewinnen. Das Südtiroler Handwerk wird in diesem Zusammenhang seine Verantwortung übernehmen und den Weg des Landes mitgehen. Wir haben von Corona aber auch viel Neues gelernt. Die gewonnen Erfahrungen und Umorientierungsprozesse werden wir nutzen, um neue Handlungsfenster zu öffnen. Adaption und Resilienz werden dabei eine wichtige Rolle spielen“, so der lvh-Verbandschef.
Im Bild (von links): Giorgio Bergamo (lvh-Vizepräsident), Martin Haller (lvh-Präsident) und Hannes Mussak (lvh-Vizepräsident) beim Sommergespräch 2021