Von: Ivd
Bozen – Die Vogelgrippe breitet sich weltweit aus und stellt ein wachsendes Risiko dar, das weit über die Tierwelt hinausgeht. In den letzten Wochen wurden menschliche Infektionen in Ländern wie Mexiko, Australien, Indien und den USA verzeichnet, wobei eine Person laut der Organisation Slow Food an den Folgen verstarb. Seit 2022 führte das Virus zum Tod oder zur Tötung von Hunderten Millionen Geflügel weltweit, darunter allein in Italien über 15 Millionen Tiere.
Industrielle Tierhaltung im Fokus
Die industrielle Landwirtschaft, insbesondere die Massentierhaltung, wird laut Slow Food zunehmend als Hauptverantwortlicher für die Verbreitung der Vogelgrippe gesehen. Diese Betriebe beherbergen Zehntausende Tiere auf engem Raum, was ideale Bedingungen für die Ausbreitung des Virus schafft. Serena Milano, Direktorin von Slow Food Italia, betont: „Industriebetriebe sind Risikomultiplikatoren für neue Pandemien. Die hohe Tierdichte in geschlossenen Räumen und der Kontakt zu vielen Menschen bilden eine perfekte Bombe.“
Maßnahmen und Herausforderungen
Um die europäische Bevölkerung zu schützen, hat die EU-Kommission kürzlich einen Vierjahresvertrag über 665.000 Dosen eines präpandemischen Impfstoffs abgeschlossen und plant, weitere 40 Millionen Dosen zu beschaffen. Allerdings ist Italien bisher nicht Teil dieses Abkommens und muss seinen Antipandemieplan dringend aktualisieren.
Trotz dieser Maßnahmen reicht es laut Slow Food nicht aus, die Tiere nur im Haus zu halten. Menschen spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung des Virus, indem sie es durch kontaminierte Kleidung, Werkzeuge und Maschinen transportieren. Selbst in Ställen, in denen die Tiere nie direkten Kontakt mit Wildvögeln haben, kann das Virus eingeschleppt werden.
Ökologische und wirtschaftliche Kosten
Die Folgen eines Ausbruchs sind in industriellen Betrieben besonders schwerwiegend. Ein positiver Fall kann zur Tötung Hunderttausender Tiere führen und enorme Entschädigungen nach sich ziehen. Allein in Italien beliefen sich die Entschädigungen für die Keulungen in den ersten Monaten des Jahres 2022 auf 94 Millionen Euro.
Ein Appell für nachhaltigere Praktiken
Angesichts der Risiken fordert Slow Food Italia ein Umdenken in der Landwirtschaft. Statt die industrielle Tierhaltung zu unterstützen, plädiert die Organisation für eine nachhaltige und respektvolle Zuchtpraxis, die das Wohl der Tiere und die Artenvielfalt berücksichtigt. „Wir müssen das Zuchtmodell ändern und Systeme schaffen, die die Verbreitung solcher Viren nicht begünstigen“, so Milano weiter.
Die Vogelgrippe zeigt erneut, dass die Kosten der industriellen Tierhaltung – ökologisch, ethisch, wirtschaftlich und gesundheitlich – nicht länger tragbar sind. Ein bewussterer Konsum und die Unterstützung nachhaltiger Landwirtschaft sind laut Slow Food notwendige Schritte, um zukünftige Pandemien zu verhindern und die Gesundheit von Mensch und Tier zu schützen.