Von: bba
Bozen – Es ist erklärtes Ziel einer jeden humanen Gesellschaft, schwächere Mitglieder zu stützen und aktiv einzubeziehen. In den letzten Jahrzehnten ist die Menschheit nicht nur friedlicher, sondern auch verständnisvoller geworden. Das zeigt sich am deutlichsten im Umgang mit Menschen, die an dauerhaften körperlichen oder seelischen Beeinträchtigungen leiden.
Schämte man sich früher oft über sie, so fordert inzwischen die WHO einen offenen und helfenden Umgang mit ihnen. Das beginnt bei ihren Ausdrucksformen. Menschen mit Behinderung sind oft anders begabt, sind manchmal ganz besonders kreativ oder seltsamen Erlebnissen ausgesetzt, die sie gut bildnerisch vermitteln können. Kunst kennt eigentlich keine Behinderung, Ausdruck überwindet Ausgrenzung. Die UN-Behindertenrechtskonvention fordert seit 2006 etwas, was sie Teilhabe und Inklusion nennt: Schwächere, Benachteiligte in unserer Gesellschaft benötigen nicht etwa die gleichen Rechte wie alle anderen Menschen, sondern etwas mehr davon, eben mehr Rechte für gleiche Chancen. Dass diese radikale Idee nur langsam Platz greift ist sehr verständlich, entzieht sie doch der Mehrheit aktiv das Vorrecht, bevorzugt zu sein. Bevorzugt soll eine beeinträchtigte Minderheit werden.
Dieses Credo ist durch zwei Jahre Coronakrise ins Wanken gekommen. In schwierigen Zeiten sich um sozial Schwächere mit noch stärkerem Einsatz zu kümmern, hat auch die Südtiroler Gesellschaft bis an ihre Grenzen belastet. Viele Betreuungseinrichtungen haben ihr doppelt notwendiges Angebot gerade jetzt zurückfahren müssen. Medizinische Vorkehrungen, Infektionen, Suspendierungen haben große Ausfälle verursacht, die nur mit viel Idealismus und längst nicht immer ausgeglichen werden konnten.
Auf die Idee von Hans Christoph von Hohenbühel hin schließen sich alle Rotarier Südtirols seit 2015 alle zwei Jahre zusammen, um einen kreativen Wettbewerb und eine Kunstausstellung für Menschen mit Beeinträchtigung auszurichten. Die Teilnahme am Projekt will allen Kreativen Freude und Genugtuung bereiten, und ihnen die Chance auf eine qualitative Bewertung ihres Schaffens geben. Ebenso soll den Angehörigen, Betreuern und Begleitern Vergnügen und Stolz über die erbrachten Leistungen vermittelt werden. Und nicht zuletzt geht es darum, unsere moderne Gesellschaft zu öffnen für Signale, die von industrieller Fertigung und Höchstgeschwindigkeit weg führen, hin zur Einzigartigkeit der Kreativität.
Der Erfolg dieser Kunstausstellungen war bisher überwältigend. Jedes Mal hatten mehr als 40 Künstler mit durchschnittlich Hundert Werken bewiesen, wie ausdrucksstark Menschen auch in schwieriger Lage sein und handeln können. Durch die Coronakrise um ein Jahr gebremst, wird Rotary dieses Experiment heuer statt wie vorgesehen 2021 wiederholen. Es ist diesmal besonders wichtig. Wir wollen damit neue Normalität in der Krise verbreiten. Wir wollen zeigen, dass zutiefst menschliche Fähigkeiten wie künstlerisches Schaffen gerade unter
widrigen Umständen wichtig und aussagekräftig werden.
Landeshauptmann Kompatscher und die Landesräte Deeg, Widmann, Achammer, Alfreider, und Vettorato sowie das Südtiroler Kulturinstitut mit seinem Präsidenten von Hohenbühel fördern das Projekt „Rotary Art Handycap Award 2022“ in jeder Hinsicht: durch ihre Schirmherrschaften, aber auch organisatorisch und mittels Verteilung der Einladungen an Interessierte. Teilnahmeberechtigt ist jeder in Südtirol ansässige Mensch mit körperlicher oder geistiger Behinderung ab dem vollendeten 16. Lebensjahr. Bewertet werden pro Einsender maximal drei Zeichnungen, Malereien, Drucke oder Plastiken. Die Werke sollen in Din A 4 Fotos abgebildet bis zum Montag, den 4. April 2022 an folgende Adresse gesandt werden: E-Mail an rcbressanone@rotary2060.eu oder per Post bitte ausreichend frankiert an Rotary Club Brixen c/o Hotel Elephant, Weisslahnstraße 4, 39042 Brixen, Kennwort: Rotary-ARThandicap-Award.
Teilnahmebedingungen und Abläufe sind auf der Auslobung zum Wettbewerb genau beschrieben und können bei rotaryart@sabes.it angefordert werden.
Eine fachkundige Jury wird die zwanzig besten Arbeiten auswählen und bestimmt drei Förderpreise, die mit 1.000, 7.50 und 500 E dotiert sind. Die zwanzig ausgewählten Werke werden im Waltherhaus Bozen vom Mittwoch, den 8. Juni. bis zum Samstag, den 11. Juni 2022 ausgestellt. Anlässlich der Ausstellungseröffnung am Mittwoch, den 8. Juni um 18.00 Uhr erfolgt die Prämierung der Siegerwerke. Zusätzlich wird bei dieser Gelegenheit ein sehr gelungener Werkskatalog der Öffentlichkeit vorgestellt. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen. Der Landeshauptmann hat sich den Termin jedenfalls bereits reservieren lassen.