Laimburg untersucht rotfleischige Apfelsorten

Rotes Fruchtfleisch fördert Gesundheit

Donnerstag, 29. Juli 2021 | 19:32 Uhr

Von: bba

Pfatten – Rotfleischige Apfelsorten als neue „functional foods“? Gesundheitsfördernde Eigenschaften von 22 Apfelsorten wurden am Versuchszentrum Laimburg untersucht.

Am Versuchszentrum Laimburg wurde erstmals eine Studie durchgeführt, die den Zusammenhang zwischen den Polyphenolen im Fruchtfleisch und den Antioxidantien in der Schale von Äpfeln untersucht. Die Ergebnisse der Studie sind wichtig unter anderem für Apfelsortenzüchtungsprogramme, um beispielsweise vielversprechende Sorten mit besonderen gesundheitsfördernden Eigenschaften hervorzubringen.

Dass Äpfel wahre Wundermittel für die Gesundheit sind, ist schon lange bekannt. Aber auf welchen chemischen Grundlagen basiert diese Aussage?

Um dies zu klären, haben Versuchszentrum Laimburg, Universität Trient und Fondazione Edmund Mach in einer gemeinsamen Studie gesundheitsrelevante Inhaltsstoffe in 22 verschiedenen Apfelsorten untersucht. Alle 22 Apfelsorten wurden unter gleichen Bedingungen am Standort Laimburg angebaut; bei fünf davon handelt es sich um alte Sorten, zwölf sind aktuell auf dem Markt verfügbar, fünf sind rotfleischige Sorten.

Bei den untersuchten gesundheitsrelevanten Inhaltsstoffen handelte es sich um Polyphenole und um Antioxidantien.

Polyphenole sind natürliche, in Pflanzen vorkommende Verbindungen, die bioaktive Substanzen wie unter anderem Farbstoffe, Geschmacksstoffe oder Gerbstoffe darstellen. Vielen Polyphenolklassen wie etwa den Anthocyanen wird. entzündungshemmende oder krebsvorbeugende Wirkung zugeschrieben; sie sollen Körperzellen vor freien Radikalen schützen, die Zelloxidation verlangsamen und Fettablagerungen in den Blutgefäßen vermindern können.

Antioxidantien sind chemische Verbindungen, die eine Oxidation anderer Substanzen verlangsamen oder gänzlich verhindern. Sie neutralisieren sog. „freie Radikale“ und können so vor oxidativem Stress schützen, der in Zusammenhang mit dem Altern und der Entstehung einiger Krankheiten gebracht wird.

„In unserer Untersuchung haben wir neue Apfelsorten für den zukünftigen Anbau und den Verkauf in Südtirol untersucht“, erläutert Michael Oberhuber, Direktor des Versuchszentrums Laimburg, „Unsere Ergebnisse zeigen, dass wir auf der Grundlage des Stoffwechselprofils von Äpfeln die Qualität der Früchte für Sortenzüchtungsprogramme einschätzen oder neue Apfelsorten identifizieren können, die besonders wertvoll für die menschliche Ernährung sind.”

„Unter den in der Studie untersuchten Apfelsorten haben sich einige rotfleischige Sorten als besonders vielversprechend herausgestellt, da sie wichtige gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe aufweisen. Diese Sorten könnten sich zu neuen „funktionellen Lebensmitteln“ entwickeln“, fügt Peter Robatscher, Leiter des Labors für Aromen und Metaboliten des Versuchszentrums Laimburg hinzu.

Rotfleischige Apfelsorten – die neuen „functional foods“?

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der internationalen wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Metabolites“ publiziert. Erstautorin der Studie ist Adriana Teresa Ceci, Doktorandin der Fachrichtung Biomolekulare Wissenschaft der Universität Trient (Fachbereich für zelluläre, computergestützte und integrierte Biologie). Die Studie geht aus der Doktorarbeit hervor, die Ceci im Euregio-Projekt „Environment, Food, Health“ (EFH) im Labor für Aromen und Metaboliten des Versuchszentrums Laimburg angefertigt hat. Es handelt sich um die erste wissenschaftliche Arbeit, die mithilfe fortgeschrittener mathematischer und statistischer Modelle den Zusammenhang zwischen Polyphenolen im Fruchtfleisch und Antioxidantien in der Schale untersucht.

Die Analyse und die Interpretation der Daten erfolgten in Zusammenarbeit mit Prof. Fulvio Mattivi von der Universität Trient (Fachbereich für zelluläre, computergestützte und integrierte Biologie und dem Zentrum für Landwirtschaft, Lebensmittel, Umwelt C3A („Centro Agricoltura Alimenti Ambiente“)) sowie Pietro Franceschi von der Fondazione Edmund Mach in San Michele all’Adige.

„Wir haben festgestellt, dass die Konzentration an polyphenolischen Verbindungen bei kommerziellen und rotfleischigen Sorten deutlich stärker schwankt als die bei alten Sorten“, erklärt Adriana Teresa Ceci. „Insbesondere einige der rotfleischigen Apfelsorten wiesen eine bedeutende Konzentration an Anthocyanen und gleichzeitig einen hohen Gehalt an anderen Polyphenolklassen im Fruchtfleisch auf. Darüber hinaus haben wir im sonnenexponierten Teil der Schale einen bemerkenswerten Gehalt an Gesamt-Anthocyanen gefunden.“

Die Ergebnisse der Untersuchung legen also nahe, dass man die ganze Frucht mitsamt der Schale verzehren sollte und dass rotfleischige Apfelsorten möglicherweise als neues sog. „funktionelles Lebensmittel“ (functional food) verwendet werden könnten – also als Lebensmittel, das die Kriterien einer gesunden Ernährung erfüllt, das Wohlbefinden des Organismus fördert und degenerativen Prozessen im menschlichen Körper entgegenwirkt.

Die in englischer Sprache veröffentlichte Studie ist unter diesem Link kostenlos zugänglich:

https://www.mdpi.com/2218-1989/11/6/378

Ceci, A.T.; Bassi, M.; Guerra, W.; Oberhuber, M.; Robatscher, P.; Mattivi, F.; Franceschi, P. Metabolomic Characterization of Commercial, Old, and Red-Fleshed Apple Varieties. Metabolites 2021, 11, 378. https://doi.org/10.3390/metabo11060378

Die Studie wurde im Rahmen der Vereinbarung zur Durchführung des Forschungs- und Kooperationsprojekts “EUREGIO: Environment, Food & Health” durchgeführt.

Das Versuchszentrum Laimburg:

Das Versuchszentrum Laimburg ist die Forschungsinstitution für die Landwirtschaft und Lebensmittelqualität in Südtirol. Das Versuchszentrum Laimburg betreibt vor allem angewandte Forschung mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Südtiroler Landwirtschaft zu steigern und die Qualität landwirtschaftlicher Produkte zu sichern. Über 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten jährlich an etwa 350 Forschungs- und Versuchsprojekten aus allen Bereichen der Südtiroler Landwirtschaft, vom Obst- und Weinbau bis hin zu Berglandwirtschaft und Lebensmitteltechnologie. Das Versuchszentrum Laimburg wurde 1975 gegründet.

Das Versuchszentrum Laimburg arbeitet seit mehreren Jahren mit der Fondazione Edmund Mach und der Universität Trient zu verschiedenen Themen der Landwirtschaft und Lebensmitteltechnologie zusammen. Beispiele sind Apfeltriebsucht, die biologischen Bekämpfung der Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) oder die Charakterisierung und ernährungsphysiologische Bewertung lokaler Lebensmittel.

 

 

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