Unklar ist, ob Benko auch seine Stimmrechte treuhändisch überträgt

Sanierer bei Benkos Signa nun am Ruder

Mittwoch, 08. November 2023 | 15:58 Uhr

Von: apa

Der Machtkampf in der mit Schwierigkeiten kämpfenden Signa Gruppe ist am Mittwoch entschieden worden. Das ursprüngliche Mastermind der Firma, Rene Benko, übergibt das Ruder des Immobilien- und Handelskonzerns auf Druck seiner milliardenschweren Investoren an den deutschen Sanierungsexperten Arndt Geiwitz. Dieser übernimmt den Vorsitz des Gesellschafterkomitees der Holding. Er soll die ganze Gruppe sanieren, ging aus einer Signa-Mitteilung hervor.

Offen blieb, entsprechende Anfragen blieben Mittwochnachmittag vorerst unbeantwortet, was konkret mit Benkos Stimmrechten geschieht. Vor der nun offiziellen Übergabe des Beiratsvorsitzes und Vorsitzes des Gesellschafterkomitees von Benko an Geiwitz war davon die Rede gewesen, dass diese treuhändisch an Geiwitz übertragen werden. Die Familie Benko Privatstiftung bleibt weiterhin größter Gesellschafter der Holding, betonte die Signa, die weiterhin nicht für Nachfragen erreichbar blieb.

“Dies ist in der derzeitigen Situation die beste Lösung für das Unternehmen, seine Partner, Investoren sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter”, so Benko. “Es gilt nun, Vertrauen wiederherzustellen, dazu will ich meinen Beitrag leisten.” Das Immobilienportfolio von Signa ist und bleibe “einzigartig”.

Alle Beteiligten seien gefordert, Signa nun zu unterstützen, so Benko. Wie viel sie einschießen müssen, muss sich Geiwitz anschauen, sagte zuletzt der mit 15 Prozent in die Signa investierte Industrielle Hans-Peter Haselsteiner. Weitere Investoren sind etwa Fressnapf-Gründer Torsten Toeller sowie Lindt&Sprüngli-Verwaltungspräsident Ernst Tanner.

“Signa braucht jetzt Ruhe und Ordnung”, hielt Geiwitz fest. “Wir werden diese wichtigen Aufgaben mit Bedacht und Vernunft angehen. Es gilt, langfristige Lösungen zu finden. Es ist daher verantwortungsvoll wie geboten, jetzt eine umfassende Konsolidierung für das Unternehmen einzuleiten. Ich fordere alle Beteiligten auf, sich an diesem Prozess zu beteiligen.” Die Qualität des Signa Prime Portfolios sei “hervorragend”.

Die Entwicklungsperspektive der Development-Projekte, die allerdings zum Teil wie beim Hamburger Elbtower derzeit stillstehen, seien “sehr gut”, so Geiwitz. Für dessen Unterstützung hat die Signa “weitere führende externe Berater auch auf Prime- und Development-Ebene engagiert, um mit Hochdruck eine Überprüfung aller Geschäftsbereiche durchzuführen und Maßnahmen sowie ein ganzheitliches Konzept für die Gruppe zu erarbeiten”.

Benko hat in seiner von ihm konzipierten Signa-Gruppe seit 2013 keine operative Funktion mehr, verfügt aber mit seinen Familienstiftungen über die Mehrheit der Stimmrechte und gilt als Signa-Lenker. Bis heute saß er als Vorsitzender im Beirat, der unter anderem mit Ex-SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, dem ehemaligen Bank-Austria-Chef Karl Samstag, dem deutschen Berater Roland Berger, dem ehemaligen Morgan-Stanley-Banker Walid Chammah sowie der Wüstenrot-Chefin und Ex-FPÖ-Vize-Kanzlerin Susanne Riess-Hahn besetzt ist.