Von: mk
Bozen – Die Tagesordnungsliste des ersten Treffens des Generaldirektors mit den Gewerkschaftsvertretern und –vertreterinnen im neuen Jahr, das heute stattgefunden hat, war lang. Besprochen wurde vor allem die Entscheidung der Generaldirektion, den Weg der Zwangsverpflichtung für Ärzte zu beschreiten, nachdem der Abschluss von Werkverträgen nur mehr in bestimmten Situationen möglich ist.
Das Direktorium des Sanitätsbetriebes zeigte sich bei der ersten der monatlich stattfindenden Sitzung mit den Gewerkschaftsvertretern mit neuen Gesichtern. Zum ersten Mal dabei waren Neo-Pflegedirektorin Marianne Siller sowie der neue geschäftsführende Sanitätsdirektor Thomas Lanthaler.
Werkverträge
Großen Teil des Austausches mit den Gewerkschaftsvertretern und –vertreterinnen nahm das Thema Werkverträge ein. Aufgrund des kürzlich ergangenen Gerichtsurteils in erster Instanz, demnach es nicht mehr möglich sein wird, Werkverträge so wie bisher abzuschließen, muss eine Lösung gefunden werden, da absehbar ist, dass so eine hochwertige und dauerhafte Gesundheitsversorgung schwerlich garantiert werden kann. „Denn“, so Generaldirektor Schael, „trotz der Bewilligung von weiteren 130 Ärztestellen und der entsprechenden Finanzierung, haben wir es leider nicht geschafft, diese auf herkömmliche Weise zu besetzten. Besonders eklatant ist die Situation in den Fachbereichen Gynäkologie, Dermatologie, Anästhesie, Augenabteilung, Pädiatrie und Notfallmedizin. Dort herrscht Notstand.“
Um zu vermeiden, dass Dienste beeinträchtigt oder gar nicht mehr erbracht werden können, hat die Führung des Südtiroler Sanitätsbetriebes deshalb eine dreigleisige Strategie für die kommenden Jahre entworfen. Einmal sollen die bestehenden Werkverträge – wo möglich und auf konkreter Anfrage des Sanitätsbetriebes – vom Landeshauptmann durch eine Dienstverpflichtung ersetzt werden. Zum anderen sollen Werkverträge für Freiberufler – wo gesetzlich möglich, da geringe Stundenleistung – weiterhin beibehalten werden. Und schließlich setzt der Südtiroler Sanitätsbetrieb darauf, einsprachige Ärzte – sei es deutscher, sei es italienischer Muttersprache – zu finden, die sechsmonatige Arbeitsverträge erhalten, verlängerbar auf drei Jahre, und die massiv beim Spracherwerb unterstützt werden sollen. Thomas Schael: „Ziel ist es, diese Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen innerhalb von drei Jahren auf ein Sprachniveau zu heben, das sie befähigt, die ihrer Qualifikation entsprechende Zweisprachigkeitsprüfung zu absolvieren. Dazu werden wir als Sanitätsbetrieb bereits in diesem Jahr Sprachkurse einkaufen, welche die Betreffenden verpflichtend besuchen müssen.“ Jenen, welche die notwendige Zweisprachigkeitsprüfung am Ende von drei Jahren nicht schaffen, werde der Vertrag nicht mehr verlängert. Außerdem soll zweimal im Jahr ein Wettbewerb ausgeschrieben werden, an dem sich die Bewerber, die den Zweisprachigkeitsnachweis erworben haben, beteiligen können.
Die Gewerkschaftsvertreter zeigten sich mit der vorgeschlagenen Vorgangsweise grundsätzlich einverstanden und unterstützen das Projekt zur Sicherung der Versorgung über Zwangsverpflichtungen und Zeitverträge von Pflege- und Ärztepersonal, um in drei Jahren eine voll zweisprachige Stammmannschaft im Sanitätsbetrieb aufzubauen.
Personalabteilungsdirektor Christian Kofler präsentierte und erläuterte den Anwesenden die Beschlüsse der Generaldirektion, die in den vergangenen Tagen und Wochen gefasst worden waren. So etwa jener zum Weiterbildungsplan 2017, zur Aktualisierung der Führungskräfteverzeichnisse A und B, zur Reduzierung der Stellen in der Verwaltung. Im Zeitraum 2010-2016 mussten drei Prozent – das entspricht 30 Stellen – in der Verwaltung abgebaut werden. Zum Teil werden diese zur Verbesserung der Betreuung in ärztliche und pflegerische Stellen umgewandelt. Mit dem gleichen Beschluss wurden 13,5 zusätzliche Stellen für Ärzte in den Gesundheitsbezirken geschaffen.
Per Beschluss neu geschaffen wurde die Abteilung für Krankenhausbetreuung, deren zentrale Aufgaben die Verbesserung der Leistungsabstimmung zwischen den sieben Krankenhausstandorten, die Umsetzung der „Leistungsprofile“, die Erhöhung der Angemessenheit der Krankenhausaufenthalte, die Steuerung der Wartezeiten und die Überwachung der aktiven und passiven Mobilität sein wird.
Bereits ernannt wurde auch die Expertenkommission zur Ernennung des oder der Abteilungsdirektor/in der Abteilung Recht und Allgemeine Angelegenheiten in der Verwaltungsdirektion.
Generaldirektor Thomas Schael bestätigte auf Anfrage, dass die Schaffung eines gemeinsamen Großlagers für die Gesundheitsbezirke Bozen und Meran innerhalb 2017 geplant sei. Mit dieser Maßnahme sollen nicht nur die Effizienz der Logistik, sondern auch die Arbeitsplatzbedingungen für die dort Beschäftigten verbessert werden.