Von: apa
Wegen ungünstiger Witterungsabfolgen – von zu nass über zu kalt bis zu trocken – werden die heimischen Bäuerinnen und Bauern heuer weniger Ernte einfahren. Die Getreidemenge dürfte sich gegenüber 2023 um 5,4 Prozent auf knapp 2,87 Mio. Tonnen verringern, erwartet die Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ). Das liegt 4,8 Prozent unter dem Fünfjahresschnitt. Auch die Anbaufläche selbst habe sich gegenüber 2023 um 2,5 Prozent auf 507.000 Hektar verkleinert.
“Die Hauptursache für die geringere Getreideernte 2024 ist die überaus feuchte Witterung im Herbst, also zu Beginn der aktuellen Ackerbausaison. Im November und Dezember erschwerten häufige Niederschläge die Soja-, Zuckerrüben- und Maisernte und daher auch den nachfolgenden Anbau, vorwiegend von Winterweizen”, berichtete der LKÖ-Pflanzenbau-Ausschussvorsitzende Nikolaus Berlakovich, der auch Präsident der Landwirtschaftskammer Burgenland ist, am Montag. Die Bäuerinnen und Bauern schauten auf ihre Böden und hätten auf den Anbau in übernässte Böden verzichtet und nach Alternativen gesucht, die im Frühjahr angebaut werden können. Im Jänner und Februar seien einige Getreideflächen abgefroren, vor allem im Herbst angebaute Sommergerste. “Im Mai und im Juni herrschten in vielen Regionen Extremniederschläge und Überschwemmungen, sodass Befahrung und dringend notwendige Pflegemaßnahmen teilweise unmöglich waren”, so Berlakovich.
Die Anbauflächen haben sich gegenüber dem Vorjahr teils kräftig verringert. Es gibt aber auch Gewinner. “Zu den flächenmäßigen Verlierern zählt in Summe Getreide, das (ohne Mais) um 13.000 ha bzw. 2,5 Prozent weniger angebaut wurde und im Vergleich zum langjährigen Mittel sogar um 25.000 ha bzw. 4,7 Prozent abgenommen hat”, sagte Berlakovich. Die Kultur mit dem absolut größten Flächenverlust sei Körnermais mit einem Minus von 5,9 Prozent bzw. über 12.400 ha gewesen. Als Grund dafür werden die schlechten Maispreise der vergangenen Ernte angeführt. Die Fläche für Silomais hingegen sei um 2,7 Prozent bzw. 2.300 ha etwas ausgeweitet worden. Die bedeutendste Getreidekultur Weizen (inklusive Dinkel) wiederum habe wegen der nassen Herbstwitterung um 3,7 Prozent oder 9.600 ha abgenommen. Unattraktive Preise führten bei Roggen zu einem Anbaurückgang von 16,3 Prozent.
Wenig Bedeutung in der Fruchtfolge, aber einen starken Zuwachs gab es bei der Sommergerste, die um 8 Prozent auf in Summe 24.600 ha ausgeweitet wurde. Ebenfalls vergrößert hat sich die Fläche für Wintergerste, die drittwichtigste Kultur nach Weichweizen und Körnermais, – um 1,6 Prozent bzw. kapp 1.600 ha. “Hartweizen setzt seinen Aufwärtstrend mit einem Plus von 2.900 ha bzw. 12,3 Prozent fort”, so der Agrarier.
Mehr Fläche gibt es für die Zuckerrübe (plus 23 Prozent auf 44.500 ha), Ölkürbis (plus 16,2 Prozent auf 33.700 ha) , Erdäpfel (plus 6,9 Prozent auf rund 20.000 ha) sowie Körnererbsen und Ackerbohnen mit einem Plus von je 10 Prozent auf 7.100 bzw. 7.400 ha.
Parallel dazu stand weniger Anbaufläche für Soja (minus rund 530 ha auf 86.600 ha), Raps (minus 10,5 Prozent auf einen “neuen Negativrekord” von 23.700 ha) und Sonnenblumen (minus 6,2 Prozent auf 22.700 ha) zur Verfügung.
“Die Getreidepreise sind und bleiben sehr volatil. Deshalb gilt es mehr denn je, die regionalen Märkte zu bearbeiten”, betonte LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger. Die Entwicklung der Anbauflächen verdeutliche, “wie genau Bäuerinnen und Bauern kalkulieren und ihre Kulturwahl an aktuelle Gegebenheiten anpassen müssen”. Neben der Witterung seien die Preise für unterschiedliche Ackerfrüchte in dieser Saison ein wesentliches Kriterium für die Anbauentscheidung gewesen.