Von: luk
Schnals – Bevölkerungsschutzandesrat Schuler hat gestern Baustellen der Wildbach- und Lawinenverbauung im Schnals- und Martelltal besichtigt.
“Es ist wichtig, dass in einem Land wie Südtirol kontinuierlich in Bauten zum Schutze der Bevölkerung investiert wird”, erklärte Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler bei der Besichtigung mit Ressortdirektor Klaus Unterweger und dem Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Rudolf Pollinger. Damit das Problem an der Wurzel angegangen wird, ist es oftmals nötig, bereits in höheren Lagen Verbauungen anzubringen und damit zu verhindern, dass sich Schneemassen in Bewegung setzen, anstatt erst in tieferen Lagen Dämme zu errichten, weil dort zu viel Druck entstünde. “Jedes Gelände ist unterschiedlich”, betont Landesrat Schuler, “und damit ist jede Bewertung komplex”. Zudem stellt sich bei Schutzbauten in einem Naturpark eine weitere Herausforderung: “Bei den Bauten, die wir besichtigt haben, gilt es auch, diese so zu gestalten, dass sie sich ökologisch wie optisch in das Landschaftsbild einfügen”, unterstrich Landesrat Schuler, der gestern aus der Nähe begutachten konnte, unter welch extremen Bedingungen die Arbeiten ausgeführt werden.
Um die Ortschaft Vernagt im Schnalstal vor der Lawine Hochegg zu schützen, verbaut das Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung West der Agentur für Bevölkerungsschutz das Anbruchgebiet der Lawine. Insgesamt sollen 14 Reihen Anrissverbauungen mit Hilfe von Schneenetzen verwirklicht werden, wobei die Länge der Verbauungen von 36 bis 140 Metern reicht. Gearbeitet wird auf einer Seehöhe zwischen 2080 und 2300 Metern.
Die Bauzeit erstreckt sich über sechs Jahre. Mit dem laufenden Projekt sind die bereits im Jahr 2014 begonnenen Arbeiten wiederaufgenommen worden. Bisher wurden fünf Reihen Schneenetze errichtet. In diesem Jahr ist der Bau von zwei weitere Reihen geplant. Im Zuge der Arbeiten werden zudem die Seilkrananlage gewartet und die Arbeitssteige instandgesetzt. Die Kosten belaufen sich auf 250.000 Euro.
Der Weiler Vernagt, so ist der Lawinenchronik der Gemeinde Schnals zu entnehmen, war in der Vergangenheit immer wieder von der Lawine Hochegg bedroht. Zuletzt ging im Jahr 1986 eine Staublawine bis zum Stausee ab; die Straße war vier Tage lang unterbrochen.
Für Projekt und Bauleitung zeichnet Roland Schweitzer verantwortlich, für die Ausführung Vorarbeiter Stefan Kobald und sein Bautrupp.
Zivilschutzlandesrat Schuler, Ressortdirektor Unterweger und Agenturdirektor Pollinger besichtigten gestern zudem die Lawinendämme im Martelltal und die Anrissverbauung Eberhöfer.
Aufgrund der ausgedehnten Anrissgebiete und der komplexen Gefahrensituation wurden der Bau eines 220 Meter langen Auffangdammes und die Verbauung des Anrissgebietes mit Schneenetzen geplant. Bisher wurden vom Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung West der Agentur für Bevölkerungsschutz der Auffangdamm und neun Reihen Anrissverbauungen verwirklicht; derzeit beginnt der Bau der zehnten Reihe. Für die Montage der Schneenetze und den Transport der Baustoffe kommt auf beiden Baustellen ein Hubschrauber zum Einsatz.
Martell wird bereits seit Jahrhunderten immer wieder von der Windlahn Eberhöfer bedroht, bezeugt die Dorfchronik. Zuletzt durchquerte im Jahr 2001 eine Nass-Schneelawine das Dorf. Eine Studie zum Lawinenrisiko für das Dorf Martell zeigt ein hohes Schadenspotential auf und damit einen klaren Handlungsbedarf.
Die Kosten für die Lawinenverbauung im Martelltal belaufen sich auf 250.000 Euro. Projektant ist Roland Schweitzer, Vorarbeiter Hansjörg Stricker.