Von: luk
Brixen – Wenn ein Paar ein Kind bekommt, dann ist plötzlich alles anders. Der kleine Mensch ist hilflos und vollkommen auf die Fürsorge der Eltern angewiesen. “Hier ist es ganz natürlich und richtig, dass Eltern viele ihrer eigenen Bedürfnisse in diesen ersten Monaten immer wieder zurückstellen, um das Kind zu umsorgen. Das ist anstrengend! Und wenn man keine Unterstützung von außen hat, ist das oft hart”, so das Südtiroler Kinderdorf in einer Aussendung.
“Junge Eltern, gehen so in ihrer Elternschaft auf, dass sie gar nicht mehr auf den Gedanken kommen, dass auch sie immer wieder Kraft schöpfen müssen, um diese anstrengende erste Zeit zu meistern. In manchen Fällen ist einfach keine Hilfe da, weil die jungen Eltern auf sich alleine gestellt sind. Aber in vielen Fällen sind Eltern, und vor allem Mütter auch davon überzeugt, dass ihre Bedürfnisse die letzten sind, die wichtig sind. Sie stellen sich an letzte Stelle in der Familie und das oft über Jahre. Das ist eine Überzeugung, die Mütter kontinuierlich auszehrt”, heißt es weiter.
Hier möchte das Südtiroler Kinderdorf sensibilisieren
“Nehmen Sie ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen wahr. Schon das braucht Übung! Und nehmen Sie sie ernst und erlauben Sie sich darüber nachzudenken, welche Möglichkeiten gäbe es denn, sich selbst etwas Gutes zu tun, Kraft zu schöpfen. Nicht immer wird es möglich sein, sich gut um sich zu kümmern, aber es ist dennoch wichtig sich selbst überhaupt zu spüren, damit man sich nicht selbst völlig aus den Augen verliert. In der Frage, wie Mütter sich gut um sich kümmern können, braucht es immer wieder Gespräche: mit dem Partner, wenn vorhanden, mit Familie, mit Freunden”, so das Kinderdorf.
Vor dem zweiten Geburtstag
Familientherapeuten sagen, dass in etwa nach eineinhalb Jahren, der Zeitpunkt kommt, wo Eltern ihre eigenen Bedürfnisse und ihre Grenzen wieder zurück in die Mitte der Familie rücken müssen.
In einer Familie fühlen sich Kinder und Eltern dann am meisten wohl, wenn die Bedürfnisse und Grenzen aller gesehen und ernst genommen werden. Es tut Kindern und Eltern nicht gut, wenn sich das ganze Leben „nur“ mehr um die Kinder dreht.
Zum einen erschöpft es die Mütter und Väter, wenn sie nur noch „dienen“ und Servicepersonal der Kinder werden und zum anderen verhindert es, dass die Kinder lernen „Ah, andere Menschen haben auch Bedürfnisse und ticken anders als ich!“ Zudem lernen Kinder, dass man in Liebesbeziehungen auch Nein sagen und auf sich selbst achten darf.
Die kleinen Oasen
Es müssen nicht immer große Dinge sein, wo Eltern Kraft tanken können: Oft ist es eine Tasse Tee, ein kurzer Spaziergang, die Füße zehn Minuten hochlegen.
Fragen, die helfen:
· Nehme ich mich als Frau/Mann überhaupt noch wahr oder bin ich „nur“ mehr Mutter/Vater? Nehme ich mir Zeit für meine Partnerschaft?
· Habe ich je darüber nachgedacht, was mir gut täte, was ich bräuchte oder verbiete ich mir diese Gedanken?
· Denke ich, dass ich den Kindern immer sofort zur Verfügung stehen muss, wenn sie etwas wollen oder schaffe ich es auch mal guten Gewissens Nein zu sagen?
· Schaffe ich es, das Kind beim Partner/ Großeltern/Verwandte/Freunde für einen Abend/einen Nachmittag/ein Wochenende zu lassen, um etwas für mich/uns zu tun?
Die Kinder müssen und sollen nicht das Zentrum der Familie sein, sondern gleichwertiger Teil.