Von: luk
Bozen – Die autonomen Provinzen Bozen und Trient haben aufgrund eines Staatsgesetzes einen eigenen territorialen Solidaritätsfonds für alle Sektoren einrichten können. Im Trentino sind alle Betriebe mit mindestens einem Mitarbeiter in diesen Fonds eingeschrieben, in Südtirol richtet sich der Fonds hingegen an Betriebe mit mehr als fünf Beschäftigte, so die Gewerkschaft SGB.
Im restlichen Italien gibt es nur gesamtstaatliche, sektorielle Fonds. In vielen Branchen ist diesbezüglich nichts unternommen worden, und die Pflichtbeiträge gehen an einen eigenen, beim INPS angesiedelten Fonds zur Aufstockung der Entlohnung „FIS“.
“Nun wird berichtet, dass Wirtschaftsverbände von der Politik Unterstützungsmaßnahmen zur Bewältigung der Coronavirus-Krise fordern und auf den Solidaritätsfonds der Provinz Trient verweisen würden. Die Gewerkschaft in Südtirol drängt seit Jahren auf die Ausdehnung des Fonds auf alle Betriebe. Jene, die heute die Ausweitung des Wirkungsbereichs wünschen, sind genau dieselben, die sich bisher dagegen gewehrt haben”, so der SGB.
„Seit der Gründung des Solidaritätsfonds weisen wir auf die mangelnde Abdeckung der Kleinbetriebe hin, und appellieren an die Verantwortung und den Weitblick der Unternehmen, den Wirkungsbereich auszuweiten, um eventuelle Krisensituationen überwinden zu können“, betonen die Generalsekretäre des SGBCISL, Michele Buonerba und Dieter Mayr. Die hiesigen Wirtschaftsverbände seien aber dagegen gewesen, da die Ausweitung der Abdeckung auf die Kleinbetriebe zu teuer sei. „Im Gegenteil, von einigen ist sogar eine Reduzierung der Beiträge gefordert worden. Jetzt, wo eine Krisensituation eingetreten ist, fallen den Wirtschaftsverbänden plötzlich die Lücken auf, und rufen bei der Politik nach Unterstützung. Im Trentino haben sich die Betriebe über Jahre hinweg abgesichert und die angeführten 14 Millionen Euro selbst angespart. In Südtirol wird nun hingegen die Politik angerufen und auf öffentliche Unterstützung gedrängt“, so Buonerba und Mayr. Nach dem Stromausfall im Pustertal vom vergangenen November sei dies nun bereits der zweite Fall, bei dem die Kleinbetriebe durch die Finger schauen.
Der SGBCISL fordert, “dass nun endlich ein Umdenken stattfindet und der Fonds im Hinblick auf zukünftige Krisenfälle auf alle Beschäftigte ausgeweitet wird: im Interesse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der betroffenen Kleinbetriebe.”