Von: APA/dpa/Reuters
Ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners von Richard Baker und dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz will die insolvente Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof aus dem Signa-Imperium von René Benko übernehmen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Verhandlungskreisen. Zuvor hatte das “Handelsblatt” berichtet.
Weder der Sprecher des Insolvenzverwalters Stefan Denkhaus noch ein Sprecher des Unternehmens wollten sich dazu auf Anfrage äußern. NRDC und Beetz reagierten nicht auf Bitten um Stellungnahmen.
Denkhaus hatte zuletzt mit zwei Bietern final über den Verkauf von Galeria verhandelt. Laut “Handelsblatt” soll er am Montag den Gläubigerausschuss informiert haben, dass NRDC und Beetz den Zuschlag bekommen sollen. Die Verträge sollen am Dienstag unterzeichnet werden. Am Mittwoch will Denkhaus den Käufer öffentlich präsentieren.
Der Insolvenzverwalter will bis Ende April einen Insolvenzplan vorlegen. Dieser muss vom Gericht geprüft werden. Die letzte Entscheidung über eine Übernahme durch einen neuen Eigentümer trifft die Gläubigerversammlung. Diese wird am 28. Mai in der Messe Essen zusammenkommen, um über den Insolvenzplan abzustimmen. Nimmt die Gläubigerversammlung ihn an, muss er vom Insolvenzgericht erneut bestätigt werden. Anschließend kann das Gericht das Insolvenzverfahren aufheben.
Aktuell betreibt die deutsche Warenhauskette noch 92 Filialen. Wie viele es künftig sein werden, ist noch offen. Nach Angaben von Denkhaus soll es um eine Übernahme von mindestens 60 plus x Filialen gehen. Wenn nach dem Verkauf 60 Standorte erhalten blieben, würde etwa jeder dritte schließen. Viele der insgesamt 12.800 Beschäftigten müssen deshalb um ihren Arbeitsplatz bangen. “Wir kämpfen wirklich um jede Filiale”, hatte Denkhaus zuletzt gesagt.
Die Firma NRDC gehört dem US-amerikanischen Unternehmer Baker. Der 58-Jährige hat die Mehrheit an den Ketten Hudson Bay Company (HBC) und Saks Fifth Avenue, die in den USA und Kanada zahlreiche Warenhäuser betreiben. Baker war schon einmal Eigentümer von Galeria Kaufhof. HBC, das nach eigenen Angaben Nordamerikas ältestes Unternehmen ist, hatte die deutsche Warenhaustochter 2015 vom Handelskonzern Metro übernommen. Für Bakers Warenhauskette war es der erste Schritt auf den europäischen Markt.
Nach dem Kauf liefen die Geschäfte jedoch nicht rund. Im Frühjahr 2017 ging Konzernchef Oliver van den Bossche, der 2023 erneut die Führung von Galeria übernommen hat, von Bord. Im Sommer 2017 reduzierte der Kreditversicherer Euler Hermes überraschend die Kreditlimits für Lieferanten. Kaufhof hatte mit Umsatzrückgängen zu kämpfen und schrieb unter dem Strich rote Zahlen. Im Geschäftsjahr 2017/18 lag der Jahresfehlbetrag laut Bundesanzeiger bei mehr als 97 Mio. Euro, im Jahr darauf sogar bei mehr als 400 Mio. Euro.
Die Signa-Gruppe des Tiroler Investors Benko, die kurz zuvor Karstadt übernommen hatte, bemühte sich 2015 vergeblich um einen Kauf von Galeria Kaufhof. Anfang 2018 lehnte HBC ein weiteres Angebot zunächst ab. Im selben Jahr verkündeten Kaufhof und Karstadt dann jedoch ihren geplanten Zusammenschluss. Aufsichtsratschef von Kaufhof war damals Beetz, der ehemalige Chef des US-Kosmetikkonzerns Coty.
Im Dezember 2018 gab das deutsche Bundeskartellamt grünes Licht für die Fusion. HBC wurde daraufhin Minderheitseigentümer der neuen Holding, die Signa übernahm zunächst 50,01 Prozent des fusionierten Unternehmens und 2019 dann alle Anteile. Der neue Warenhausriese Galeria Karstadt Kaufhof, der europaweit mehr als 240 Standorte mit rund 32.000 Mitarbeitern hatte, rutschte im folgenden Jahr jedoch in die erste Insolvenz.
Im Jänner 2024 hat Galeria erneut einen Insolvenzantrag gestellt, es war die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Anfang April eröffnete das zuständige Amtsgericht Essen das Verfahren.
Die Anzahl der verbleibenden Galeria-Standorte ist davon abhängig, wie die Gespräche mit den Vermietern laufen, die Denkhaus in den kommenden Wochen abschließen möchte. Der Insolvenzverwalter will die Mieten der Häuser reduzieren und strebt je nach Filiale eine Umsatzmiete von 7 bis 11 Prozent an, bei besonders gut laufenden Geschäften auch etwas mehr. In den Filialen, die sich im Immobilienbesitz der Signa befinden, sind die Mieten jedoch vielfach deutlich höher und liegen bei bis zu 30 Prozent.