Eine Pleite im Signa-Umfeld beschäftigt das Landesgericht Innsbruck

Signa: Zwei “Laura-Gesellschaften” mit 745 Mio. insolvent

Donnerstag, 20. März 2025 | 12:52 Uhr

Von: apa

Die bereits erwarteten Insolvenzverfahren über Gesellschaften im Nahbereich der Laura-Privatstiftung des insolventen Signa-Gründers René Benko sind am Donnerstag am Innsbrucker Landesgericht eröffnet worden. Betroffen waren die Herkules Holding GmbH und die Herkules Finance Holding GmbH, wie Kreditschutzverbände mitteilten. Die Verbindlichkeiten beliefen sich bei ersterem Unternehmen laut KSV1870 auf rund 404 Mio. Euro, zweiteres wies Passiva in Höhe von 341 Mio. Euro auf.

Den Passiva der Herkules Holding GmbH standen Aktiva in Höhe von 44 Mio. Euro gegenüber. Das Unternehmen soll geschlossen und liquidiert werden, hieß es von der Creditreform. Der nunmehrige vom Unternehmen selbst gestellte Antrag soll in Zusammenhang mit Forderungen von Gesellschaften der insolventen Signa-Gruppe gegen die Herkules Holding GmbH stehen. Durch die Insolvenzverfahren der Signa Holding GmbH, der Signa Prime Selection AG und der Signa Development Selection AG und weiterer Objektgesellschaften dieser drei Gesellschaften seien auch die Vermögenswerte der Herkules Holding GmbH “wesentlich in Mitleidenschaft gezogen” worden, hieß es vom Alpenländischen Kreditorenverband (AKV).

Die Herkules Holding GmbH hält nämlich Minderheitsbeteiligungen an den großteils insolventen Signa-Konzerngesellschaften. Es dürfte nicht mehr gelungen sein, damit in Zusammenhang stehende Ansprüche zu regulieren. Auch ein “Restrukturierungskonzept” sei nicht mehr zustande gekommen, hieß es. Bei der Herkules Holding GmbH mit Sitz in der Innsbrucker Innenstadt handelt es sich um “eine klassische Holdinggesellschaft, der Gesellschaftszweck liegt im Erwerb, dem Halten, der Verwaltung und der Veräußerung von Beteiligungen”, berichtete die Creditreform. Der wirtschaftliche Niedergang des “Firmenimperiums von René Benko hat der Herkules Holding GmbH das Genick gebrochen”, wurde verlautet. Bis auf den Geschäftsführer ist dort niemand beschäftigt.

Verbindlichkeiten könnten je nach Ausgang von Schiedsverfahren steigen

Die Passiva könnten sich indes im Laufe des Verfahrens noch deutlich erhöhen. Allerdings hänge dies vom Ausgang noch anhängiger Schiedsverfahren gegen Signa-Gesellschaften in Zusammenhang mit dem Staatsfonds von Abu Dhabi, Mubadala, in der Schweiz ab, sagte Klaus Schaller vom KSV1870 zur APA. Derzeit seien circa 46 Gläubiger vom Insolvenzverfahren betroffen, hieß es.

Die Laura Privatstiftung – als deren Erststifterin die Mutter von Benko, Ingeborg Benko, fungiert – ist mit 42 Prozent die Hauptgesellschafterin der Herkules Holding GmbH. Diese ist übrigens nicht zu verwechseln mit einer gleichnamigen Mobilienverwaltung in Wien. Kleinere Gesellschaftsanteile halten die Ameria Invest AG (34,9 Prozent), die Fressnapf Luxembourg GmbH (10 Prozent), die AE Familienhold AG (10 Prozent) und der Schweizer Signa-Investor Ernst Tanner, Großaktionär des Schokoladenkonzerns Lindt & Sprüngli, mit 3 Prozent. Die Herkules Holding GmbH ist wiederum die Alleingesellschafterin der Herkules Finance Holding GmbH.

Rund 12 Mio. Euro der insgesamt 341 Mio. Euro Verbindlichkeiten der Herkules Finance Holding GmbH betreffen die Muttergesellschaft. Der Rest entfällt auf Gesellschaften aus der Signa-Gruppe. Darüber hinaus stehen laut KSV1870 “Aktiva aus Forderungen in Höhe von 6,5 Mio. Euro in den Büchern”. Die Werthaltigkeit der Forderungen werden sich “im Laufe des Verfahrens zeigen”. Die Herkules Finance Holding GmbH hatte übrigens bis vor Kurzem einen anderen Namen: Bis Februar 2025 firmierte die Gesellschaft unter dem Namen “Laura Finance Holding GmbH”. Laut AKV sind nun circa fünf Gläubiger bekannt.

Laura Privatstiftung bereits im Visier des Masseverwalters

Der Name Laura Privatstiftung taucht unter anderem immer wieder in Zusammenhang mit Benkos persönlichem Insolvenzverfahren und den Bemühungen des Masseverwalters auf, an das darin vorhandene Vermögen für die Befriedigung der Gläubigerinteressen zu gelangen. Zuletzt war der Masseverwalter mit einer Klage gegen die Benko-Mutter gescheitert, mit der er erreichen wollte, dass ihm die Stifterrechte an der Laura Privatstiftung mit Sitz in Innsbruck sowie der Ingbe-Stiftung im liechtensteinischen Vaduz zukommen und nicht in der Hand der Mutter liegen. Er ging davon aus, dass ihr Sohn stets die Kontrolle über die beiden Stiftungen behielt, in denen jeweils ein großes Vermögen “geparkt” sein soll, und Ingeborg Benko quasi nur als “Strohfrau” vorgeschoben habe. Allein in der Laura Privatstiftung soll Vermögen im dreistelligen Millionenbereich liegen.

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