Von: mk
Bozen – Auf ein zufriedenstellendes Jahr kann der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze zurückblicken. Zwar reicht die Zahl der Freiwilligen nicht an die Rekordzahlen von 2015 und 2016 heran, dennoch haben auch im letzten Jahr knapp 2.000 Freiwillige einen Dienst auf einem Bergbauernhof geleistet. Sorgen bereitet nach wie vor die finanzielle Situation.
Extremen Bergbauern bei ihrer Arbeit auf den Wiesen, im Wald, im Stall, im Haushalt oder bei der Kleinkind- bzw. Altenbetreuung unter die Arme zu greifen, ist das Ziel des Vereins Freiwillige Arbeitseinsätze (VFA). Seit 21 Jahren vermittelt der Verein Helfer, die freiwillig nur gegen Kost und Logis extremen Bergbauern helfen. „Im letzten Jahr waren es knapp 2.000 Freiwillige, die zwischen wenigen Tagen und mehreren Wochen auf Bergbauernhöfen mitgearbeitet haben. Im Jahr zuvor waren es noch über 2.300 gewesen“, fasst der Obmann des Vereins Freiwillige Arbeitseinsätze, Georg Mayr, zusammen. Das sei immer noch eine stattliche Zahl.
Nur leicht zurückgegangen ist die Anzahl der Einsatztage: zählte der VFA 2016 noch 20.777 Einsatztage, waren es im letzten Jahr 19.202. Das bedeutet, dass die durchschnittliche Einsatzdauer gestiegen ist. „Die über 19.200 Einsatztage entsprechen einer Jahres-Arbeitsleistung von über 100 Menschen. Das ist ein mehr als beachtliches Ergebnis. Wir sind für jeden einzelnen Freiwilligen dankbar“, sagte Mayr. Besonders die Heuernte, die wohl arbeitsintensivste Zeit auf einem Bergbauernhof, konnte heuer besonders gut mit Freiwilligen bewältigt werden.
Helfer kommen vorwiegend aus Deutschland
Nach wie vor stellen die Helfer aus Deutschland mit knapp 75 Prozent die weitaus größte Gruppe dar. Aus Südtirol kamen im Jahr 2017 nur rund 12 Prozent der Freiwilligen. „Wir würden uns wünschen, dass sich mehr Südtirolerinnen und Südtiroler für einen Freiwilligeneinsatz melden würden“, appellierte Mayr.
Ein Lob gab es von Mayr für die Frauen, die in etwa die Hälfte der Freiwilligen stellen.
Wenig geändert hat sich beim Alter der Helfer. Es sind in erster Linie Personen zwischen 40 und 60 Jahren und berufstätig, die sich für einen freiwilligen Arbeitseinsatz entscheiden. Die Unter-40-Jährigen machen etwa ein Drittel der Freiwilligen aus. „Es könnten gerne auch noch einige Pensionisten mehr sein, die auf einem Bergbauernhof helfen.“
Relativ konstant geblieben ist die Zahl der Bergbauern, die um einen freiwilligen Helfer angefragt haben. „Im letzten Jahren haben wir Helfer auf etwa 300 Höfe vermittelt, die zuvor genau geprüft wurden. Es kommen nur Höfe in Frage, die mindestens 60 Erschwernispunkte haben und die Arbeit nicht mit dem Familienangehörigen alleine bewältigen können“, erklärte Mayr.
Um auf den Verein Freiwillige Arbeitseinsätze und die dringend benötigte Hilfe aufmerksam zu machen und mehr Freiwillige zu gewinnen, will der Verein die Öffentlichkeitsarbeit verstärken. Kürzlich ist etwa eine sechsseitige Reportage über die Freiwilligenarbeit im auflagenstarken ADAC-Reiseführer erschienen. Weitere Reportagen in den Print- und Onlinemedien, im Radio und im Fernsehen sollen folgen.
Nach wie vor schwierig bleibt die finanzielle Situation – und das, obwohl der VFA die Ausgaben für die Verwaltungstätigkeit, die Vermittlung von Freiwilligen, die Versicherung der Helfer usw. möglichst klein hält. „Der Verein ist auf öffentliche Mittel, Spenden von Privaten und Unternehmen sowie der Unterstützung der Trägerorganisationen Südtiroler Bauernbund, Caritas, Südtiroler Lebenshilfe und Südtiroler Jugendring angewiesen.“ Für 2018 hat Landeshauptmann Arno Kompatscher dem Verein eine höhere Landesunterstützung zugesichert. Seit vielen Jahren unterstützt auch das Ressort von Landesrätin Martha Stocker den Verein, wofür ihr Obmann Georg Mayr heute (Mittwoch) besonders gedankt hat.
Weiterhin auf Unterstützung zählen kann man auch von Seiten der Stiftung Südtiroler Sparkasse. Im Rahmen der Vollversammlung überreichte der Stiftungsrat Reinhold Marsoner die stolze Summe von 8.000 Euro an den VFA-Obmann Georg Mayr. Für Marsoner „ist die Freiwilligenarbeit gelebte Nächstenliebe. Zudem tragen die Freiwilligen dazu bei, die einmalige Südtiroler Kulturlandschaft zu erhalten.“ Mayr hofft, dass auch über die Steuererklärung, wo jeder Bürger über die Verwendung von fünf Promille selbst entscheiden kann, einige Gelder an den Verein fließen.
Herzstück des VFA sind die Trägerorganisationen Südtiroler Bauernbund, Caritas, Südtiroler Jugendring und Südtiroler Lebenshilfe. Für Brigitte Hofmann von der Caritas ist es immer wieder erstaunlich, wie viel der Verein mit seinem nur sehr kleinen Budget leistet. „Die Südtiroler Lebenshilfe ist Teil des VFA, weil auf den Höfen auch Menschen mit Beeinträchtigung leben und diese auch von Freiwilligen betreut werden“, sagte Wolfgang Obwexer. Er dankte besonders Obmann Georg Mayr, der seit der Gründung dem Verein vorsteht. Ebenfalls mit im Boot ist der Südtiroler Jugendring. „Wir unterstützen den Verein, weil er auch Jugendlichen die Möglichkeiten gibt, etwas für die Gesellschaft zu tun“, erklärte Michael Kaun. Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler unterstrich die Bedeutung der Freiwilligenarbeit für die Berglandwirtschaft. Die Arbeit sei aber auch für die Freiwilligen eine große Bereicherung. Er hofft, dass sich noch mehr Südtirolerinnen und Südtiroler für einen Arbeitseinsatz melden.