Von: luk
Bozen – Nach einigen coronabedingt schwierigen Monaten sind die Urlaub auf dem Bauernhof-Betriebe wieder gut gebucht – wohl auch, weil das UaB-Angebot so authentisch und hochwertig wie noch nie ist. Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, setzen die UaB-Betriebe auf hofeigene Produkte, authentische Angebote und die Chancen der Digitalisierung, hieß es heute auf der 21. Fachtagung für den Urlaub auf dem Bauernhof in der Messe Bozen.
Jeder zehnte Südtirol-Gast verbringt seinen Urlaub auf einem Hof. „Damit ist der Urlaub auf dem Bauernhof, neben dem Obstbau, der Weinwirtschaft und der Viehwirtschaft, das vierte Standbein für die bäuerlichen Familien“, sagte Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler bei der Eröffnung der 21. UaB-Fachtagung. Auch in Zukunft müssten bäuerliche Familien die Möglichkeit haben, in den Bauernhof-Urlaub einzusteigen. „Wir hoffen, dass uns ein Betten- oder Nächtigungsstopp nicht betrifft.“ Tiefenthaler erinnerte, dass der Urlaub auf dem Bauernhof bereits durch die Vorgabe von maximal fünf Ferienwohnungen oder sieben Zimmer beschränkt sei.
Ein Lob für die bäuerlichen Familien, die Urlaub auf dem Bauernhof anbieten, kam von Landesrat Arnold Schuler. Der UaB sei ein wichtiges touristisches Angebot und ein Mehrwert für das Land. Die letzten Monate hätten gezeigt, dass Südtirol für Gäste weiterhin ein Sehnsuchtsland ist. Nun sei es aber an der Zeit, darüber nachzudenken, wie es mit dem Tourismus weitergeht. „Besonders für das Mobilitätsmanagement braucht es neue Ideen.“ Der UaB werde aber weiterhin eine Sonderrolle spielen.
Ein Grund für den Erfolg des Urlaubs auf dem Bauernhof ist, dass in den letzten Jahren die Qualität verbessert und das Angebot geschärft wurde. „Fast alle neuen Betriebe bieten mittlerweile ein Frühstück an. Zudem sind alleine heuer fünf Hofläden und 16 Produktecken neu hinzugekommen. Insgesamt gibt es nun auf etwa 450 Betrieben eine Produktecke oder einen Laden mit hofeigenen Produkten“, erklärte Hans J. Kienzl, der Leiter der Abteilung Marketing im Südtiroler Bauernbund. Als zukünftige Herausforderung sieht Kienzl eine zeitgemäße Außengestaltung am Bauernhof, die für den Gast immer wichtiger wird. „Draußen ist das neue Drinnen.“ Zudem soll das Angebot an hofeigenen Produkten ausgebaut werden. „Der Urlaub auf dem Bauernhof und die landwirtschaftliche Produktion werden noch weiter verschmelzen.“
Der Schweizer Ernährungshistoriker und Buchautor Dominik Flammer bezeichnete die hofeigenen Produkte als Erfolgsfaktoren. „Immer mehr Gäste suchen authentische regionale Lebensmittel. Hier hat der Urlaub auf dem Bauernhof ein Alleinstellungsmerkmal.“ Zudem wachse eine Gästegruppe, die den Urlaubsort nicht nur aufgrund der Landschaft und des Beherbergungsangebots aussucht, sondern auch aufgrund des Essens. „Dieser Kulinarik-Tourismus ist eine Chance für den Urlaub auf dem Bauernhof“, so Flammer. Er riet den Bäuerinnen und Bauern zu mehr Vielfalt im Anbau, da diese neue, eher junge Gruppe der Kulinarik-Touristen besonders Spezialitäten und Raritäten schätzt, die es in der Gastronomie oder im normalen Handel nicht gibt. „Das könnten zum Beispiel alte Obstsorten sein.“
Verstärkt wird der Wert von hofeigenen Produkten, wenn die Gäste bei der Ernte mithelfen können oder etwa sehen, wo das Ei herkommt oder wie Kühe gemolken werden.
„Nicht analog oder digital, sondern analog und digital“, lautete der Ratschlag von Michael Köck vom Beratungsunternehmen Kohl & Partner aus Villach. Er sprach über „Gastfreundschaft trifft Digitalisierung“. Die Digitalisierung helfe den UaB-Betrieben, von den Gästen gefunden und gebucht zu werden – auf Tourismusplattformen, der eigenen Webseite oder in den sozialen Medien. Zudem helfe sie, Aufgaben leichter erledigen zu können. „Sobald ein Gast aber am Hof ist, zählen der persönliche Kontakt und die Gastfreundschaft. Dann steht der Mensch im Mittelpunkt“, so Köck. Die großen Trends würden für den Urlaub auf dem Bauernhof sprechen. „Das Authentische, das Einfache sowie die Regionalität werden an Bedeutung gewinnen, ebenso die Natur. All das finden Gäste am Bauernhof.“
Die Gästebetreuung und die Landwirtschaft unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer einfach. Wie mit Stress am besten umgegangen werden sollte, hat der Frankfurter Autor Martin-Niels Däfler erklärt. „Stress begegnet man am besten mit Humor und einem Lächeln.“ Däfler riet zudem, das Positive zu sehen und auch mal an sich selbst zu denken.
Wie bei der UaB-Fachtagung bereits Tradition, haben wieder zwei bäuerliche Familien ihre UaB-Betriebe vorgestellt. Doris und Andreas Girardini bewirtschaften den Birkenhof in Marling, Elisabeth und Martin Kaser den Grossplonerhof in Lüsen.