Online-Klausurtagung des Südtiroler Bauernbundes

„So regional wie möglich“

Samstag, 06. Februar 2021 | 16:59 Uhr

Von: mk

Bozen – Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig die Produktion vor Ort ist, und das nicht nur bei Lebensmitteln. Daher forderte heute (Samstag) Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler auf der Online-Klausurtagung des Südtiroler Bauernbundes mehr Unterstützung für die Regionalität. Weitere viel diskutierte Themen waren der Wasserzins und das Großraubwild.

sbb

Über 170 bäuerliche Funktionäre haben die Klausurtagung heute (Samstag) mitverfolgt, aber nicht wie üblich in Terlan, sondern von zu Hause aus. In seiner Rede ging Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler auf die großen aktuellen Themen der Landwirtschaft ein, wie die Regionalität. „Die Corona-Pandemie hat uns klar vor Augen geführt, wie abhängig wir mittlerweile vom Ausland bzw. von anderen Kontinenten sind. Wir brauchen ein Umdenken und wieder so viel regionale Produktion wie nur irgendwie möglich.“ Hier müsse auch die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen setzen.

Die Vergabe der Lieferung von Milchprodukten durch den Sanitätsbetrieb an ein Unternehmen aus Venetien stößt vielen Bäuerinnen und Bauern noch immer sauer auf. So etwas dürfe es nicht mehr geben, forderten einige Ortsobmänner. Auch wird befürchtet, dass nicht alle Vorgaben der Ausschreibung vom Lieferunternehmen eingehalten werden. Daher brauche es mehr Kontrollen. Zugleich soll eine neue Bestimmung zur Lebensmittelkennzeichnung, wie sie derzeit in Ausarbeitung ist, für mehr Regionalität in Gemeinschaftsküchen sorgen, sagten die Landtagsabgeordneten Manfred Vallazza und Franz Locher. Auch der Tourismus sollte stärker auf Regionales setzen. Und nicht zuletzt müssen die privaten Endverbraucher mehr sensibilisiert werden.

Die Corona-Pandemie war noch in einem anderen Zusammenhang ein Thema. Die Schließung der Beherbergungsbetriebe, der Geschäfte und der Gastronomie haben den Absatz beim Wein zeitweise fast zum Erliegen gebracht. Absatzschwierigkeiten gab es auch bei einigen Milchprodukten. Zudem mussten die „Urlaub auf dem Bauernhof“-Betriebe, die bäuerlichen Schankbetriebe und die Gärtnereien deutliche Umsatzeinbußen hinnehmen. Bei den angedachten wirtschaftlichen Unterstützungsmaßnahmen darf die Landwirtschaft nicht vergessen werden, forderten gleich mehrere Funktionäre.

Ein weiteres heißes Eisen, das von den SBB-Ortsobmännern und Bezirksbauernräten aufgegriffen wurde, war der Wasserzins. Die Einführung bzw. Erhöhung der Gebühren für die Wassernutzung bedeutet für die Betriebe zusätzliche Belastungen, besonders im Berggebiet. „Mit den Wasserkosten, wie sie derzeit sind, sind wir überhaupt nicht zufrieden. Wir werden uns weiter für Verbesserungen einsetzen und haben erst kürzlich ein Schreiben an den zuständigen Landesrat Giuliano Vettorato gesendet“, stellte Tiefenthaler klar. Landesrat Arnold Schuler bestätigte, dass sich in der praktischen Umsetzung Schwierigkeiten zeigen würden, die zu verbessern seien.

Nach wir vor aktuell sind die Gefahren durch das Großraubwild. Trotz zahlreicher Interventionen, grenzüberschreitender Initiativen und den Bemühungen der Politik, die gewürdigt wurden, sei man keinen Schritt weitergekommen. „Wir fordern weiterhin, dass großraubwildfreie Gebiete ausgewiesen werden können“, so Tiefenthaler. Landesrat Arnold Schuler und Senator Meinhard Durnwalder bestätigten, dass es in Rom kein Verständnis für die Anliegen Südtirols gebe. Sie versprachen, sich weiterhin für eine Lösung im Sinne der heimischen Berglandwirtschaft einzusetzen. „Wenn es sein muss, werden wir Strategie wechseln“, so Durnwalder. Schuler erklärte, dass es einen neuen Anlauf für eine Regelung zusammen mit dem Trentino geben wird.

Auch die EU-Agrarpolitik streifte Landesobmann Tiefenthaler in seiner Rede. Mit den Verhandlungen und den Vorschlägen für die GAP nach 2022 sei der SBB durchaus zufrieden. Nun sei zu hoffen, dass sich die Corona-Pandemie und die wirtschaftlichen Folgen nicht negativ auf den Agrarhaushalt auswirken.

Eine große Chance sehen viele Bäuerinnen und Bauern in der nachhaltigen Produktion. Daran führt auch kein Weg vorbei. Die Kriterien müssten aber in der Praxis umsetzbar sein, hieß es von mehreren Seiten. Zudem müssen die großen Anstrengungen der bäuerlichen Betriebe, nachhaltiger zu produzieren, besser kommuniziert werden. „Dann ist die Nachhaltigkeit auch ein Marktvorteil“, war der EU-Abgeordnete Herbert Dorfmann überzeugt.

Kein Verständnis hatten viele Funktionäre auf der SBB-Klausurtagung für die Änderung der Förderung für Kleindenkmäler, wie etwa Schindeldächer. Der Tenor: Das Land muss die häufig sehr kostspielige Erhaltung weiterhin unterstützen – immerhin handelt es sich hier um Investitionen in das Landschaftsbild.

Eine Reihe von Fragen an die Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer hatten die Funktionäre zum neuen Landesgesetz für Raum und Landschaft. Auch hier seien noch einige offene Fragen zu klären.

Ein Dauerthema auf den SBB-Klausurtagungen ist die Freizeitnutzung auf bäuerlichem Grund. So auch heuer. Funktionäre forderten mehr Respekt vor privatem Eigentum und mehr Verantwortungsbewusstsein, vor allem der Radfahrer. Zudem muss die Absicherung des Grundeigentümers verbessert werden. Weitere Themen auf der SBB-Klausurtagung waren das ländliche Wegenetz und dessen Instandhaltung, die Waldbewirtschaftung, die Tierhaltung sowie allgemein die Betriebswirtschaft.

Zum Abschluss der Klausurtagung appellierte Landesobmann Leo Tiefenthaler an die Teilnehmer, vorsichtig zu sein und die Corona-Sicherheitsmaßnahmen strikt zu befolgen. Wie sich der neue Lockdown auf die SBB-Dienstleistungen und die Beratungen auswirken wird, wird am Montag mitgeteilt.

Bezirk: Bozen