Umweltschützer schlagen Alarm

Speck aus Südtirol: “Die CO2-Bilanz ist inakzeptabel”

Montag, 28. Oktober 2024 | 08:04 Uhr

Von: mk

Bozen – Climate Action South Tyrol, Kampagne MahlZeit, Heimatpflegeverband Südtirol, OEW-Organisation für Eine solidarische Welt kritisieren die Entscheidung der Südtiroler Landesregierung, über die IDM 750.000 Euro in die weltweite Vermarktung von Speck zu investieren. Diese Entscheidung stehe im Widerspruch zu Südtirols Klimaschutzzielen, heißt es in einer Aussendung.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Produktion und Vermarktung von Speck massiv verändert. Was einst ein lokal produziertes Nahrungsmittel war, ist heute ein global gehandeltes Massenprodukt. 2023 wurden laut Agrar- und Forstbericht hierzulande lediglich 4.100 Schweine gehalten. Daraus ließen sich höchstens 8.200 Speckhammen erzeugen – tatsächlich seien 2023 aber 6,28 Millionen Speckhammen produziert worden. Das bedeutet, dass nicht einmal 0,2 Prozent des Südtiroler Specks in Südtirol selbst in Form von Schweinen aufgezogen wurden. Die industrielle Massentierhaltung und der lange Transportweg widersprechen den Prinzipien von Nachhaltigkeit und regionaler Wertschöpfung, Südtiroler Bauern nehmen nicht an der Wertschöpfung teil.

Ernährungswissenschaftlerin Silke Raffeiner, ehrenamtlich bei Climate Action sowie der Kampagne MahlZeit aktiv, kritisiert diese Entwicklung scharf: „Der ursprüngliche Gedanke hinter dem Speck war die kluge Nutzung von Ressourcen und der sparsame Fleischkonsum. Die heutige Praxis, Speck weltweit zu vermarkten und den Konsum zu steigern, führt zu einer inakzeptablen CO₂-Bilanz.“ Zudem stammen rund 60 Prozent des Sojas, das für den in Südtirol produzierten Speck an die Schweine verfüttert wird, aus Südamerika, wo dafür Regenwald unwiederbringlich zerstört wird, wie Joachim Raich von der Alpen-Adria Universität Klagenfurt in “Wie viel Südtirol steckt in “Südtiroler Speck g.g.A.”?” im Jahr 2021 geschrieben hat.

Besonders alarmierend sei, dass die Südtiroler Marketing Agentur IDM die Vermarktung des Specks aktiv fördere, obwohl sie sich offiziell dem Klimaschutz verpflichtet habe. Im Jahresprogramm 2024 der IDM wurde das Ziel formuliert, den Konsum von Speck zu erhöhen und neue Märkte zu erschließen. Dies stehe im direkten Widerspruch zu den Klimazielen des Landes, das sich mit dem Klimaplan 2040 die Reduktion des Fleischkonsums und die Förderung pflanzenbasierter Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung auf die Fahnen geschrieben habe, so die Organisationen.

„Es ist schwer nachvollziehbar, warum die Politik ein solches Vorhaben mit einer dreiviertel Million Euro unterstützt“, so Janin Höllrigl, Mitbegründerin von Climate Action South Tyrol. “Anstatt den Fleischkonsum zu reduzieren, wird er weiter angekurbelt. Das widerspricht den Klimaschutzbemühungen komplett“.

Die Organisationen fordern daher die Landesregierung dringend auf, Förderanträge gründlich auf ihre Klimawirkung zu prüfen und die Unterstützung klimaschädlicher Projekte zu stoppen. Diese Maßnahme wurde so auch bereits im Klimaplan festgehalten: “Wir fragen uns, wann endlich mit der Umsetzung begonnen und die Ziele in ein verbindliches Klimagesetz gegossen werden”, so Claudia Plaikner vom Heimatpflegeverband.

Zudem plädieren die Unterzeichner dafür, die Struktur der IDM zu reformieren, um sicherzustellen, dass ihre Ziele mit den Klimaschutzzielen des Landes im Einklang stehen. „Bereits 2022 wurde im Landtag ein Beschlussantrag zur Reform der IDM verabschiedet, auch von dieser Umsetzung fehlt bisher jede Spur. Die 750.000 Euro für das Speckkonsortium sind ein weiterer Beweis dafür, dass die vielen Sonntagsreden der Landesregierung weiterhin leere Worte bleiben und der Wille der Zivilgesellschaft, die sich in Umfragen der Eurac und Astat, wie auch durch den Klimabürgerrat und das Stakeholder Forum Klima klar für mehr Klimaschutz ausgesprochen hat, weiterhin missachtet und Partikularinteressen von Lobbygruppen untergeordnet wird“, so die Organisationen.

Bezirk: Bozen

Kommentare

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33 Kommentare auf "Speck aus Südtirol: “Die CO2-Bilanz ist inakzeptabel”"


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stevie
stevie
Grünschnabel
3 h 58 Min

Tatsächlich widersprechen sehr viele, zu viele Entscheidungen der Landesregierung den Klimazielen, die sie propagiert. Das Marketinggeld für den Speck anderswo einzusetzen, wäre ein Schritt in die richtige Richtung…

World
World
Superredner
3 h 28 Min

Doppelmoral nennt sich so etwas.

schwarzes Schaf
schwarzes Schaf
Universalgelehrter
2 h 55 Min

Und wo würdest du es einsetzten überlege gut denn jemand anders findet es bestimmt nicht gut wie immer. Aber es gibt nur noch nörggler in diese Land

@
@
Kinig
6 Min 2 Sek

@schwarzes Schaf
Kinderkrebshilfe! Wäre der Vorschlag für dich in Ordnung?

marher
marher
Kinig
3 h 30 Min

Die IDM treibs mit die Londesgelder awia zu bunt, eine Frechheit; und des obwohl des Marketing gor nie mrhr gebn terfat.

Doolin
Doolin
Kinig
3 h 18 Min

…IDM sollte längst schon aufgelöst sein…

World
World
Superredner
2 h 46 Min

Ein Teil dieser Gelder kommen von der Ortstaxe…um genau zu sein.

N. G.
N. G.
Kinig
38 Min 20 Sek

@Doolin Wir wissen das du gegen alles bist was duch in deinem persönlichen Dasein stört.

Neumi
Neumi
Kinig
3 h 37 Min

Ganz ehrlich … hat denn irgend jemand was anderes erwartet?

Fleisch wird importiert, verarbeitet, dann wieder exportiert, anstatt es gleich im Ausland zu verarbeiten.

“Kauft doch gefälligst lokal” und “neue Märkte erschließen” sind halt komplette Gegensätze zueinander.

Doolin
Doolin
Kinig
3 h 19 Min

…mit 750.000 € vom Steuerzahler werden holländusche Facken subventioniert…

So ist das
1 h 8 Min

@Doolin
Und das von IDM, die eigentlich aufgelöst werden sollte 😳

sophie
sophie
Kinig
3 h 38 Min

NiIcht überall ist das drinn, was auf der Verpackung oder bei Werbung drauf steht.
Wo Südtiroler Speck drauf steht, MUSS AUCH Südtiroler Speck drinnen sein.

N. G.
N. G.
Kinig
1 h 52 Min

Bist du denn dann der Meinung wir könnten so viel Säue mästen wie wir für den Verkauf bräuchten? Ich denk da bräuchten wir über gerissene Schafe auf den Almen nicht mehr diskutieren, das Land würd voller Schweine und Schweineställe stehen. Oder?

N. G.
N. G.
Kinig
4 h 38 Min

Bin mal gespannt was da an Meinungen kommt denn einige werden in der Zwickmühle stecken. Werden Werbung für Speck der eigentlich nicht aus heimischen Produkten besteht verteufeln, sind aber zugelassen gegen jede Maßnahme für das Klima. Die Aussagen des Artikel ist ja, mehr GRÜN braucht das Land! GRINS

Galantis
Galantis
Superredner
3 h 33 Min

..Holländische Focken sind ihr Geld nicht wert!

N. G.
N. G.
Kinig
2 h 53 Min

Viele Südtiroler sind auch nicht das was sie vorgeben zu sein. Grins

DerForrest1
DerForrest1
Grünschnabel
3 h 3 Min

Immer das selbe, der normale Bürger, sollte die Welt retten, nur noch Öffis oder Farradfahren nutzen und in selben Moment, soll alle Welt erfahren wer wir sind, unsere Produkte kaufen und alle zu uns in Urlaub kommen… 

Homelander
3 h 20 Min

Geld regiert die Welt, nicht die CO2 Bilanz!

N. G.
N. G.
Kinig
37 Min 24 Sek

Da machst du ja fleißig mit.

Stolzz
Stolzz
Tratscher
3 h 58 Sek

Konsequenterweise müssten dann auch die Tourismuswerbung, sportliche und kulturelle Großveranstaltungen (Olympia…) und vieles mehr verboten werden, wenn die CO2-Bilanz berücksichtigt wird! Und überhaupt: Dann dürften auch die SüdtirolerInnen nirgends mehr hinfahren oder -fliegen…

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
19 Min 22 Sek

@Stolzz
Es muss nichts verboten, aber vieles reformiert werden!

Privatmeinung
Privatmeinung
Universalgelehrter
2 h 51 Min

Alles nur Augenauswischerei. 
Das selbe System, wie die Pharmahersteller, die WHO unterstützt. 

Olm sgleiche
Olm sgleiche
Tratscher
3 h 15 Min

Ach ja,ja… hauptsache wir liefern Äpfel,Trauben und Wein in die ganze Welt. Alles bio, lokal und vor allem CO2 neutral….Amen

Montegiovi
Montegiovi
Tratscher
3 h 5 Min

Ha, ha, wieviel vom Südtiroler Speck hat je auf vier Beinen in Südtirol gestanden. Eine Verarschung und Irreführung in höchstem Maße, schämt euch. 

Aurelius
Aurelius
Kinig
2 h 54 Min

Südtiroler Speck wenn ich das schon höre, da ist nichts Südtirol drinn

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
17 Min 11 Sek

@Aurelius
Wie froh ich doch bin, dass in Bergbauernmilch auch nichts vom Bergbauern selbst enthalten ist, sondern das Erzeugnis von den Bergbauerkühen stammt!

lumbumba
lumbumba
Tratscher
2 h 39 Min

wie ist denn die co2 billanz der ukraine????? HABT IHR WIRKLICH KEINE ANDEREN SACHEN ZU BERICHTEN

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
11 Min 45 Sek

@lumbumba
Die Bilanz der Urkaine hat sich nicht großartig verändert. Was durch die Verteidigung mehr an CO2 entsteht, ist durch den Rückgang der Wirtschaft und der Heißmöglichkeiten kompensiert.
Problematischer sieht die CO2 Bilanz von Russland aus. Deren Menschen leben weitestgehend wie bisher, nur Zusätzlich ist die Wirtschaft hochgefahren und die Treibstoff- und Warenlieferungen an weit entfernte Ziele immens erhöht worden. Die deutlich Reduktion der Bevölkerung kompensiert nur wenig.

Staenkerer
2 h 40 Min

südtirol speck isch sicher nit de oanzige mugelpockung de de den gut… naaa blauäugigen konsument als heimisches produkt ungeprießn werd, des woaß man jo long schun! ober de frechheit ba der augenauswischerei isch jo woll de, das man für de werbung soviel geld locker mocht, ober ba wichtigem werd geknausert!

Chrys
Chrys
Universalgelehrter
2 h 16 Min

Die Argumente mögen sicherlich stimmen jedoch lösen wir nicht das Problem sicherlich nicht wenn wir die Produktion verbieten denn dann füllen umgehend andere dieses Vakuum. Wir haben uns hier einen Markt und eine Wertschöpfung aufgebaut und es würden tausende Arbeitsplätze verloren gehen und jede Menge Betriebe wären ungenützt und in müssten in anderen Gegenden aufgebaut werden. 
Die Lösung besteht nur darin dass man die Konsumenten sensibilisiert und dass weniger konsumiert wird. 
Stellen Sie Sich vor, man würde den Flughafen Bergamo schließen. Glauben sie es würde ein Mensch weniger fliegen? Man würde höchstens den von Verona vergrößern. 
 

Neumi
Neumi
Kinig
19 Min 21 Sek

Wenn nicht mehr konsumiert wird, gehen dann weniger Arbeitsplätze verloren?

Speedy Gonzales
Speedy Gonzales
Superredner
1 h 5 Min

Alles Hokuspokus diese CO2 Bilanz.

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
8 Min 49 Sek

@Speedy
Wenn Menschen etwas nicht verstanden haben, wurde es von diesen schon immer für Zauberei gehalten!

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