Von: luk
Bozen – Weltoffen, selbstbewusst und gut ausgebildet: Das sind die St. Magdalener Jungwinzer, eine Gruppierung von 15 Winzerinnen und Winzern der neuen Generation im St. Magdalener-Anbaugebiet. Gemeinsam wollen sie den historischen Bozner Rotwein qualitativ noch weiter nach vorne bringen. „Unser Ziel ist es, den St. Magdalener neu zu positionieren und auch jüngeren Weinliebhabern zugänglich zu machen“, so Hannes Spornberger, Sprecher der St. Magdalener Jungwinzer. Den neuen Jahrgang nennt er „vielversprechend“.
Die Weingüter im St. Magdalener-Gebiet in Bozen sind generationsübergreifende Familienbetriebe. Beim Übergang von einer Generation zur nächsten findet immer auch ein Umbruch statt. Einen solchen kann man aktuell bei vielen Produzenten beobachten: Junge Weinbauern gestalten, zunächst im Einklang mit ihren Eltern und später alleine, die Zukunft des St. Magdaleners. Dabei treffen das traditionelle Wissen und die Erfahrung älterer Winzer auf den Innovationsdrang der Nachfolger. Die Gruppierung der St. Magdalener Jungwinzer im Schutzkonsortium verkörpert dieses Neue der nächsten Generation, die mittlerweile aktiv am Hof mitarbeitet. „Unsere Großeltern haben Weine in großen Mengen hergestellt, unsere Eltern ab Mitte der 1980er-Jahre nach und nach aus Südtirol ein Qualitätsweinland gemacht. Wir gehen nun einen Schritt weiter“, sagt Spornberger. „Wir wollen das klassische St. Magdalener-Sortiment um Selektionen erweitern und Weine produzieren, die wertvollere, knackigere Tannine aufweisen, eine gute Säure haben und insgesamt komplexer sind. Damit können wir auch neue, interessante Zielgruppen begeistern.“ Selbstverständlich bleibe daneben der klassische St. Magdalener, der fruchtig, vielfältig und „trinkig“ sei, weiterhin bestehen.
Offenheit als Schlüssel
Die 15 Jungwinzerinnen und Jungwinzer, die meisten sind im Alter zwischen 20 und 35 Jahren, verfügen allesamt über eine akademische Ausbildung im Weinbereich und waren viel in der Welt unterwegs: „Ich denke, dass die Offenheit ein zentrales Merkmal unserer Generation ist“, so Spornberger. „Offenheit nach außen, sprich, dass wir beobachten, was sich global auf dem Weinmarkt tut. Aber auch nach innen: Anders als in Vergangenheit arbeiten wir eng zusammen und lassen das Kirchturmdenken hinter uns. Wir St. Magdalener Jungwinzer treffen uns regelmäßig, tauschen uns aus und verkosten die Weine. Zugleich geben wir uns gegenseitig Tipps, was man im Keller oder im Weinberg anders machen könnte“, sagt er. Nur so sei es möglich, insgesamt das Qualitätsniveau der St. Magdalener-Weine zu steigern. In Zukunft sei auch angedacht, gemeinsame Initiativen ins Leben zu rufen und die Zusammenarbeit zwischen Weinwirtschaft und Tourismus zu stärken: „Wir haben sehr viele Ideen im Kopf. In den nächsten Monaten und Jahren werden wir daraus eine neue Strategie für den St. Magdalener entwickeln, der alle einzelnen Aspekte miteinschließt – vom Anbau bis zum Marketing und Verkauf.“
„Kühle Nächte erhalten die Säure“
Angesprochen auf den Jahrgang 2019, zeigt sich Spornberger optimistisch: „Wenn wir in diesen Tagen mit der Ernte beginnen, sind wir etwa 10 Tage später dran als im Vorjahr. Grund dafür waren die außergewöhnlich kühlen Monate April und Mai, die den Austrieb verzögerten, sowie die Hitze im August, die den Reifeprozess etwas verlangsamte.“ Laut Spornberger ist die nach hinten versetzte Lese aber kein Problem, im Gegenteil: „Wenn wir Ende September und Anfang Oktober unsere Vernatsch- und Lagreintrauben ernten, sind die Nächte bereits etwas kühler, was dazu führt, dass die Säure besser erhalten bleibt. Kühle Nächte und warme Tage treiben zudem die Reife der Trauben gut voran. Sein abschließendes Fazit: „2019 ist von der Menge her überschaubar, aber qualitativ durchaus ein vielversprechender Jahrgang.“
Die St. Magdalener Jungwinzer sind Teil des St. Magdalener Schutzkonsortiums, das 1923 als „St. Magdalener Weinbauerngenossenschaft“ gegründet wurde. Nach der Einführung der DOC-Erzeugervorschriften für den St. Magdalener wurde sie 1978 in das „Freiwillige Konsortium für den Schutz der Weinproduktion von St. Magdalena“ umgewandelt. Neben der Förderung der Qualitätskriterien, gehört es zum Selbstverständnis des Konsortiums, die regelmäßige Präsenz des St. Magdaleners in der Öffentlichkeit zu gewährleisten.