Vereinbarung zwischen Berufsschulen und Arbeitgeber

Start für Matura über die Lehre

Mittwoch, 11. Juli 2018 | 12:32 Uhr

Von: luk

Bozen – Die Landesregierung hat gestern eine Vereinbarung genehmigt, welche die Rahmenbedingungen für die zweijährige berufsbegleitende Lehre mit anschließender Matura zwischen Arbeitgeber und Berufsschule festhält. Dieser Bildungsweg steht jungen Menschen offen, die eine vierjährige Berufsausbildung erfolgreich abgeschlossen haben und nun ihren bisherigen Bildungsweg mit der staatlichen Matura ergänzen möchten. Im Schuljahr 2018/19 startet der entsprechende berufsbegleitende Lehrgang, der zwei Jahre dauert. Sieben von neun jungen Bewerbern haben die Zugangshürde gemeistert und beginnen im kommenden Herbst mit der Ausbildung, ohne dass sie ihr Berufsleben vorübergehend aufgeben müssen.

Für Bildungslandesrat Philipp Achammer ist diese neue Möglichkeit “ein Meilenstein in der Gleichwertigkeit und Durchlässigkeit der Ausbildung”. Gleichzeitig werte diese zusätzliche Chance die Lehre auf. Ziel dieses Angebots sei, dass sich Jugendliche nach der Mittelschule nicht zwischen praktischer Ausbildung oder Matura entscheiden müssen, sondern dass ein Sowohl-als-auch möglich ist, betont der Landesrat.

Während der berufsbegleitenden Ausbildung sind die Jugendlichen in den ersten drei Semestern von Montag bis Donnerstag an ihrem Arbeitsplatz, am Freitag und Samstag besuchen sie den Lehrgang. Im vierten und letzten Semester hingegen verschiebt sich das Verhältnis zwischen Bildungstagen und Arbeitstage auf jeweils drei und drei. Die Sozialpartner haben dafür einen eigenen Kollektivvertrag ausgearbeitet, der diese Form der Lehre bezüglich ihrer Rechte und Pflichten regelt.

Diese besondere Form der maturaführenden Lehre wird italienweit nur in Südtirol angeboten und fußt auf einer Sonderbestimmung für Südtirol, die 2015 in die gesamtstaatliche Arbeitsmarktreform (Jobs Act) eingefügt wurde. Bei dem Angebot handelt es sich vorerst um ein Pilotprojekt, das sich an Personen mit einem Lehrabschluss in verschiedenen Berufen des Bereichs Handwerk und Industrie richtet.

Informationen: www.provinz.bz.it/berufsbildung/ausbildung/1921.asp

lvh: Matura über die Lehre stärkt praktischen Bildungsweg

Jugendliche, die sich für eine Lehre entscheiden, sollen dieselben Entwicklungs- und Ausbildungsmöglichkeiten erhalten wie Schüler der Oberstufe. So das Credo von lvh-Präsident Gert Lanz, der die Genehmigung der Rahmenbedingungen für die Matura über die Lehre sehr begrüßt.

Lehre und Matura sind keine getrennten Bildungswege mehr, sondern können miteinander kombiniert werden. Zur großen Freude der Südtiroler Handwerker startet im Herbst der erste Lehrgang. Gestern hat die Landesregierung definitiv grünes Licht für die Matura über die Lehre gegeben. Eine Vereinbarung zwischen Berufsschulen und Arbeitgebern regelt nun die Abwicklung der zweijährigen Lehre. „Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Durchlässigkeit des Berufsbildungssystems. Wir kämpfen seit vielen Jahren für die Stärkung der dualen Ausbildung und den Anschluss an andere Bildungswege. Für uns gilt das Prinzip: Kein Abschluss ohne Anschluss sprich jede Bildungsstufe soll eine weitere Karrierestufe erlauben. Viele Eltern wissen das noch nicht und betrachten die Berufslehre als eine Art Sackgasse, was sie aber keinesfalls ist“, betont lvh-Präsident Gert Lanz. Mit der genehmigten Vereinbarung zur Abwicklung der Matura über die Lehre zeigen sich auch die Arbeitgeber und Berufsschulen zufrieden. Auf dem Arbeitsmarkt sind ausgebildete Fachkräfte begehrter denn je. Vorzeigebeispiel bildet die Schweiz, wo die Berufsbildung hohes Ansehen genießt. „Mit der Aufwertung des dualen Bildungssystems ergeben sich neue Chancen für alle jene, die sich für eine Lehre entscheiden. Ich hoffe, dass sich zukünftig viel mehr junge Menschen für das vielseitige Handwerk entscheiden“, sagt Lanz.

Bezirk: Bozen