Von: luk
Bozen – Der Klimawandel ist in vollem Gang und auch Südtirol bleibt davon nicht verschont. In den letzten fünf Jahren verzeichnete das Land einen überdurchschnittlichen Temperaturanstieg. Dies geht aus dem Bericht zum Südtiroler Klima vom Forschungsinstitut Eurac hervor. Als Beispiel bietet sich 2015 an, das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, bei dem 29 Tropennächte registriert wurden. Den Höhepunkt erreichte die Hitze am 16. Juli, als die Temperatur in der Nacht nicht unter 25,7 Grad sank. Dieser Trend begann schon in den 60-er-Jahren: Seither ist in den sechs Wetterstationen in ganz Südtirol in Sommer und Winter ein durchschnittlicher Temperaturanstieg von 2,2 Grad respektive 0,8 Grad verzeichnet worden.
„Man kann es nicht abstreiten: Auch bei uns gibt es Veränderungen; das zeigen schon die übermäßigen Niederschläge und die Zunahme der Lawinen. Die letzten Wochen waren dafür symptomatisch“, erklärt Fabio De Polo, Sekretärder Ingenieurkammer Bozen, und führt weiter aus: „Es muss präventiv mehr getan werden und in diesem Sinne auf moderne Technologien und professionelle Expertise gesetzt werden. Auch die Ingenieure Südtirols wollen ihren Teil dazu beitragen.“
Deshalb hat die Ingenieurkammer der Autonomen Provinz Bozen zusammen mit Italienischen Geotechnischen Vereinigung (Associazione Geotecnica Italiana, AGI) die zweitägige Tagung organisiert, um am 27. und am 28. November mit zahlreichen lokalen, nationalen und internationalen Experten den Status-Quo zu analysieren und darüber zu diskutieren. Stattfinden wird die Tagung im Konferenzsaal des Pastoralzentrums Bozen jeweils von 9.00 bis 17.00 Uhr. Nicht nur die Ingenieure selbst sind eingeladen, sondern auch der Öffentlichkeit wird der Zutritt gewährt. Das Thema betrifft immerhin die ganze Bevölkerung.
Programm am Mittwoch
„Geotechnisches Ingenieurswesen“ – der Name ist Programm und unterm Strich wird es an diesen beiden Tagen zentral darum gehen. Am Mittwoch, 27. November, werden Flussdämme das Hauptthema bilden, also geotechnische Bauwerke zum Schutz vor Überschwemmungen. Alle größeren Flüsse in Italien sind mit solchen ausgestattet, die besonders dann gefragt sind, wenn der Fluss außerordentliche Mengen an Wasser führt. Es wird auf innovative geotechnische Aspekte in der Analyse zur Stabilität der Dämme und auf fortgeschrittene Kontrollstrategien der Schutzbauten eingegangen werden. Eröffnen werden die Tagung neben Kammer-Vize-Präsident Primo De Biasi Rudolf Pollinger, Vorsitzender des Südtiroler Bevölkerungsschutzes, Nicola Moraci, Präsident AGI, Giovanni Ruggeri, Präsident des Italienischen Komitees für große Dämme, und Daniele Cazzuffi, Präsident AGI-IGS. Vormittags werden Vorträge zum Thema „Planung und Projektierung“ gehalten, unter anderem von Ornella Segnalini, ehemalige Generaldirektorin des Ministeriums für Infrastruktur und Transport. Am Nachmittag verschiebt sich der Fokus auf „Eingriffe und Überwachung“. Diesen Abschnitt beendet anschließend Paolo Simonini, Dozent der Universität Padua und Mitglied des CNR (Consiglio Nazionale delle Ricerche).
Themen am Donnerstag
Am Donnerstag, den 28. November, wird der Fokus auf den Klimawandel und seine Auswirkungen gelegt. In Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Bevölkerungsschutz wurden Präsentationen vorbereitet, die von Analysen der Klimaveränderungen im Alpenraum und deren Auswirkungen auf die Bodenstabilität bis zum Entwerfen von Schutzbauten gegen Lawinen reichen. „Der Klimawandel im Alpenraum und seine Auswirkungen auf die Stabilität der Böden“ wird das Thema von Dino Zardi sein, Dozent an der Universität Trient, während Jürgen Grabe von der Universität Hamburg über Methoden zur Bodenverbesserung sprechen wird.
An beiden Tagen werden Ingenieure, Universitätsdozenten, Experten aus der öffentlichen Verwaltung und Freiberufler zu Wort kommen und einen Überblick darüber geben, was auf wissenschaftlicher Ebene, aber auch in der Praxis zum Thema geotechnisches Ingenieurswesen gerade vonstatten läuft.