Von: mk
Bozen – Das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeitnehmer entspricht weitgehend jenem des Vorjahres. Ein weiteres Mal besonders aufgehellt hat sich die Einschätzung der Entwicklung am Südtiroler Arbeitsmarkt. Angesichts wachsender geopolitischer Risiken und Konjunkturbremsen hält das AFI | Arbeitsförderungsinstitut an seiner Wachstumsprognose von +1,5 Prozent für die Südtiroler Wirtschaft im Jahr 2018 fest.
Hier geht es zu den Stimmungsindikatoren
Im Frühjahr 2018 zeigt sich der weltweite wirtschaftliche Aufschwung robust. Die Konjunktur-Uhr des ifo für die Weltwirtschaft zeigt noch auf Boom. Experten warnen aber vor steigenden Wachstumsrisiken, darunter der unsichere Ausgang der Syrien-Krise, der sich zuspitzende Handelskrieg zwischen USA, China und Russland, die damit verbundene Rückkehr zum Protektionismus, die steigende Volatilität an den Finanzmärkten, die mögliche Anhebung der Leitzinsen in den USA und in Großbritannien sowie der steigende Euro-Kurs. Das IMK (Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung) aus Düsseldorf prognostiziert für 2018 folgende Wirtschaftswachstumsraten: USA +2,5 Prozent, Euro-Raum +2,4 Prozent, Deutschland +2,4 Prozent, Österreich +2,0 Prozent und Italien +1,5 Prozent.
Südtirol kann auf ein ausgezeichnetes Wirtschaftsjahr 2017 zurückblicken: Die Zahl der Arbeitnehmer ist um +3,3 Prozent gestiegen. Die Arbeitslosenrate konnte auf 3,1 Prozent gesenkt werden. Die Exporte haben um +8,0 Prozent, die Importe um +8,5 Prozent zugelegt. Die Gästezahlen sind um +3,5 Prozent gestiegen. Die Inflationsrate lag im Jahresschnitt 2017 bei 2,2 Prozent und das Wirtschaftswachstum nach der Schätzung des AFI bei +2,0 Prozent. Für 2018 sind noch sehr wenige Daten verfügbar – fest steht aber, dass sich die positive Tendenz am Arbeitsmarkt fortsetzt.
Nur ein Stimmungsindikator hellt sich besonders auf
Betrachtet man die Stimmung der Arbeitnehmer im Vierjahresvergleich, so haben sich alle Indikatoren aufgehellt, die das wirtschaftliche Umfeld und den Arbeitsmarkt in Südtirol betreffen – vier von sieben sogar nennenswert. Keine Verbesserung zeigen hingegen jene Indikatoren, welche die Situation der eigenen Familie abbilden (Auskommen mit dem Einkommen, Sparfähigkeit, finanzielle Perspektiven). Aktuell haben 31 Prozent der Südtiroler Arbeitnehmer Schwierigkeiten über die Runden zu kommen, weil das Geld nicht bis ans Monatsende reicht – in der zeitlichen Betrachtung ein verhältnismäßig geringer Wert. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich nur ein Indikator signifikant aufgehellt, und zwar der Indikator „Erwartete Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den nächsten zwölf Monaten“.
Für 2018 prognostiziert das AFI ein Wirtschaftswachstum von +1,5 Prozent
Das internationale konjunkturelle Umfeld bleibt zwar noch günstig und die inneren Triebkräfte der Südtiroler Wirtschaft intakt. Aber laut IMK ist die Rezessionswahrscheinlichkeit in Deutschland sprunghaft angestiegen. „Protektionistische Maßnahmen und starker Euro könnten sich negativ auf die Südtiroler Exportwirtschaft, der Fachkräftemangel sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit der Südtiroler Unternehmen auswirken. Auch im Tourismus wird es kein leichtes sein, das Rekordjahr 2017 zu toppen“, so AFI-Direktor Stefan Perini. Das Zusammenspiel dieser Faktoren veranlasse das AFI, an seiner Wachstumsprognose von +1,5 Prozent für die Südtiroler Wirtschaft im Jahr 2018 vorerst festzuhalten, so Perini.
Digitalisierung wird als Mehrbelastung wahrgenommen
Südtirols Arbeitnehmer sind sich uneins, ob die fortschreitende Digitalisierung in Südtirol zu mehr oder weniger Arbeitsplätzen führen wird. Die Antworten verteilen sich zu knapp ein Drittel jeweils auf „mehr“, „gleichbleibend“ und „weniger“. Aktuell wird die Digitalisierung eher als Mehrbelastung denn als Arbeitserleichterung wahrgenommen. Die Zahlen hierzu: 44 Prozent der Arbeitnehmer sind der Meinung, durch die Digitalisierung habe die Arbeitsbelastung zugenommen, 45 Prozent sagen, sie sei gleichgeblieben, und nur elf Prozent sagen, sie habe abgenommen. Mit 40 Prozent ist der Anteil jener hoch, die angeben, durch die Digitalisierung sei die Überwachung ihrer Arbeitsleistung gestiegen. Für drei von zehn Arbeitnehmern hat die Digitalisierung Möglichkeiten eröffnet, einen größeren Teil der Arbeit ortsungebunden abwickeln zu können.
AFI-Präsidentin Christine Pichler erklärt: „Im AFI-Barometer geben 52 Prozent der befragten Arbeitnehmer an, die Digitalisierung würde sich in hohem oder sehr hohem Maß auf die eigene Arbeit auswirken. Das ist ein unerwartet hoher Wert, der uns als Institut bestärkt, uns näher mit den positiven wie auch negativen Auswirkungen der neuen Technologien auf die Arbeitsorganisation und den Arbeitsbedingungen auseinanderzusetzen.“
Alle Ergebnisse des AFI-Barometers sind im Internet unter www.afi-ipl.org/afi-barometer veröffentlicht.
Das AFI-Barometer erscheint viermal im Jahr (Winter, Frühjahr, Sommer, Herbst) und gibt das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeitnehmerschaft wieder. Die telefonisch geführte Umfrage betrifft 500 Arbeitnehmer und ist für Südtirol repräsentativ. Die nächsten Umfrageergebnisse werden Mitte Juli 2018 vorgestellt.