Von: mk
Bozen – Covid-19 hat den Alltag teilweise lahmgelegt. Jedoch: Strom- und Gasrechnungen trudeln weiterhin ins Haus, und das „Teleselling“ für Energieverträge hat sogar Hochkonjunktur. Gerade in Zeiten fehlender Einkünfte können die telefonisch versprochenen Einsparungen sehr verlockend sein – jedoch ist auch im Energiesektor leider nicht immer alles Gold, was glänzt. Die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) hat daher die aktuelle Lage am Energiemarkt genauer unter die Lupe genommen.
In der VZS trudelten in den letzten Monaten viele Verbraucheranfragen zum Thema Strom und Gas ein. Für den Vergleich haben die Verbraucherschützer zum einen direkt bei den lokalen Anbietern die aktuellen Preise der Angebote nachgefragt, und zum anderen die Preise der nationalen Anbieter aus dem Vergleichsportal der Aufsichtsbehörde entnommen. Der Vergleich zeigt ein Sparpotential von 100-120 Euro beim Strom, und von ca. 400 Euro beim Gas, also insgesamt ca. 500 Euro pro Jahr für die Musterfamilie, die vom teuersten zum günstigsten Anbieter wechselt.
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Bei den lokalen Anbietern haben die Konsumentenschützer die Angebote für einen Drei-Jahreszeitraum verglichen, da die Angebote eines großen lokalen Anbieters einen Bonus vorsehen, der rückzuerstatten ist, wenn man vor Ablauf dieser drei Jahre den Anbieter erneut wechselt. Daher erschien es korrekt, die Preise auch im Hinblick auf diese Dauer zu vergleichen. Verglichen habe man zwei Musterfamilien ansässig in Bozen, Haushaltskunden mit einer Leistung von 3 kW und einem Jahresverbrauch von 2.700 kWh sowie mit Leistung 4,5 kW und Verbrauch von 3.500 kWh.
Angebote und Bedingungen verstehen – einige Tipps
Vor Abschluss eines neuen Vertrags sollte man genau vor Augen haben, welche Bedingungen das neue Angebot hat. Dies ist leider in den meisten Fällen alles andere als einfach.
• Die Berechnung des Energie-Endpreises ist komplex – wenn es dann ein Anbieter noch darauf anlegt, die Bedingungen noch komplizierter zu gestalten, ist man anderswo besser aufgehoben.
• Wenn man euch einen Skonto in Prozent verspricht, prüft, ob der Gesamtpreis oder die Energiekomponente gemeint ist. Diese Komponente macht nämlich nur 20 bis 30 Prozent der Gesamtkosten aus.
• Die Gesamtkosten umfassen neben der Energiekomponente noch die Verkaufs- und Vertriebskosten (fix pro Monat, z.B. sieben Euro), die Transportkosten, die Allgemeinen und Systemkosten und die Steuern (diese 70 Prozent der Kosten sind nicht reduzierbar).
• Die Steuern machen beim Strom ca. 15 und beim Gas ca. 42 Prozent aus.
• Daher: Immer nach den Gesamtkosten je kWh (Kilowattstunde) fragen!
• Über den Rechner der Aufsichtsbehörde ARERA www.ilportaleofferte.it kann man selbst Vergleiche anstellen (Preise inkl. Steuern). Sollte das entsprechende Angebot dort nicht auffindbar sein, findet man auf der Webseite des Anbieters die technisch-wirtschaftlichen Bedingungen (Vergleichbarkeitstabellen – “schede di confrontabilità”), auf der – leider – die Preise ohne Steuern angegeben sind. Findet man auch diese nicht, rät die VZS dazu, einen anderen – transparenteren – Anbieter ins Auge zu fassen!
• Einmal-Skonti oder Abzüge können an Bedingungen geknüpft sein, wie z.B. Mindestvertragsdauer, und müssen bei Nichteinhaltung der Bedingungen eventuell rückerstattet werden.
Angebote am Telefon: Vorsicht!
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher berichten von Anrufen von irgendwelchen Brokern oder Vermittlern, die neue Stromangebote verkaufen wollen. Wir raten zur Vorsicht: zum einen ist es am Telefon nahezu unmöglich, genau zu ermitteln, ob das Angebot wirklich günstig ist. Zum anderen ist es im Allgemeinen nie ratsam, am Telefon Daten (Namen und Adresse, Bankdaten, Ausweisdaten, Daten zum Stromzähler, …) weiterzugeben, da man nie wirklich ausschließen kann, einen Betrüger an der Strippe zu haben. Solltet ihr am Telefon ja zum Vertrag gesagt haben, könnt ihr innerhalb von 14 Tagen vom Vertrag zurücktreten.
Ende des geschützten Markts – noch reichlich Zeit für eine Entscheidung
Die Abschaffung des geschützten Energiemarkts wurde auf 1. Jänner 2022 verschoben. Bis dahin kann man sich einen Anbieter am freien Markt suchen.
„Grüner“ Strom
Schließlich haben die Verbraucherschützer bei ihrem Vergleich festgestellt, dass viele Anbieter zertifizierten „grünen“ Strom anbieten. Bei einigen ist dieser bereits im Preis enthalten, bei anderen ist ein Aufschlag dafür zu entrichten (1-2 Euro im Monat).
Hier man findet einen kleinen Leitfaden mit Tipps zum Anbieterwechsel. Die VZS steht für Informationen rund um das Thema Strom unter Tel. 0471-975597 oder per e-mail unter info@verbraucherzentrale.it zur Verfügung.