Von: luk
Bozen – Südtirol und der Apfel: Diese Beziehung besteht seit weit mehr als 100 Jahren, sie ist ein Erfolgsmodell sondergleichen und sie hat sich durch ein wachsendes Netz an spezialisierten Akteuren und Organisationen immer stärker professionalisiert. Wie groß diese Apfelwelt inzwischen ist, aus wie viel unterschiedlichen Beteiligten sie besteht und welch vielfältiges Know-how darin gebündelt ist, das wurde nun erstmals übersichtlich dar- und vorgestellt: „Die Obstwirtschaft ist ein komplexes System, das tief in Südtirol verankert ist. Daher ist es richtig, dass wir die Bevölkerung informieren“, sagte Georg Kössler, Obmann des Südtiroler Apfelkonsortiums, bei einer Pressekonferenz.
Selbst Insidern ist nicht immer bewusst, wie vielfältig die Welt des Südtiroler Apfels tatsächlich ist. „Obwohl ich ja selbst Obstbauer bin, war ich überrascht, wie groß die Apfelfamilie geworden ist“, bekräftigte auch Arnold Schuler, Landesrat für Landwirtschaft. Die Südtiroler Landwirtschaft, so auch die Obstwirtschaft, bestehe ja aus durchschnittlich sehr kleinen Bauernhöfen mit 2,5 Hektar Größe. „Damit wurde es notwendig, aus der Not eine Tugend zu machen und die Kräfte zu bündeln – so entstanden die Genossenschaften und viele weitere Organisationen, die gemeinsam an einem großen Ganzen mitwirken“, so Schuler, der auch auf eine entsprechende Auszeichnung der FAO verwies. Er berichtete von einer Fahrt nach Serbien und Polen, wo die Betriebe Anbauflächen von 100 Hektar und mehr haben – und wo für den Anbau Pflanzenschutzprogramme und andere Strategien entwickelt werden, die auf keine geografischen Unterschiede Rücksicht nehmen.
Das Südtiroler Apfelkonsortium ist das Konsortium zum Schutz des auf EU-Ebene geschützten „Südtiroler Apfel g.g.A.“. Darin vertreten sind die Vermarktungsorganisationen VOG, VI.P, Fruttunion und die Südtiroler Obstversteigerungen. Konsortiums-Obmann Georg Kössler ist zugleich auch Obmann des VOG: „Als VOG gehören wir zu den größeren Vermarktern in der EU, die die Ernte von 5.000 Bauern aus 10.700 Hektar Anbaufläche verkauft.“ VI.P-Obmann Thomas Oberhofer berichtete dagegen von der Tradition des Apfelanbaus im Vinschgau, der in den 1950er Jahren dank professioneller Beregnungsanlagen begonnen habe, und von der Vielfalt an Sorten – zu den neun Apfelsorten kommen noch Marillen, Erdbeeren, Kirschen und Blumenkohl, die integriert oder biologisch erzeugt und anschließend vermarktet werden.
Großes Lob aus berufenem Mund
Ein besonders großes Lob für die Südtiroler Obstwirtschaft sprach Ennio Magnani aus, Präsident von Assomela, dem Verband aller Apfelproduzenten Italiens: „Die Südtiroler Obstwirtschaft war für uns – und nicht nur für uns – immer ein besonderes Zugpferd. Hier hat man gezeigt, was es heißt, Äpfel zu produzieren, aber auch zu verkaufen. Wie man sich nach innen organisiert, wie nach außen. Ich würde sagen: Südtirol war die Universität für den Apfelanbau auf der Welt, hier haben alle gelernt“, so Magnani, der auch den früheren Obmännern Josef Gamper und Karl Dietl seinen Dank für die konsequente Arbeit in Richtung Qualität, Nachhaltigkeit und Effizienz aussprach.
Auf Aus- und Weiterbildung auch im Obstanbau setzt indes der Südtiroler Bauernbund. Obmann Leo Tiefenthaler hob die Bedeutung der verschiedenen Einrichtungen hervor, die von den landwirtschaftlichen Oberschulen bis hin zur Universität reicht, mit dazwischen verschiedenen anderen Einrichtungen wie Versuchszentrum Laimburg oder EURAC. „Gute Ausbildung und ständige Weiterbildung sind die Basis für Entwicklung, für neue Ideen“, so Tiefenthaler.
Für die Pressekonferenz wurde ein besonders symbolhafter Ort ausgewählt: das Apfelhotel „Torgglerhof“ in Saltaus in Passeier, wo Tourismus und Apfelanbau eine besondere Symbiose eingehen. Familie Pichler führt nicht nur das Hotel, sondern bewirtschaftet auch umliegende Apfelwiesen, die ins Programm für die Gäste mit einfließen – u.a. erhalten Stammgäste als „Treueprämie“ einen eigenen Apfelbaum geschenkt, dessen Ernte sie mit nach Hause nehmen können.