Von: luk
Bozen – Am 10. Oktober wird der weltweite Tag der psychischen Gesundheit begangen, um das Bewusstsein für psychische Erkrankungen zu stärken und die Bedeutung einer guten mentalen Gesundheit zu betonen. Dieser Tag erinnert daran, wie wichtig es ist, offen über psychische Gesundheit zu sprechen, Stigmata zu überwinden und Menschen zu unterstützen, die mit psychischen Problemen zu kämpfen haben.
In diesem Zusammenhang befassen sich auch die ÖBPB Stiftung Sankt Nikolaus sowie das Forum Prävention mit dem Thema:
ÖBPB Stiftung Sankt Nikolaus: “Eine zweite Chance – Unterstützung für Kinder und Jugendliche in Südtirol”
Die ÖBPB Stiftung Sankt Nikolaus rückt dabei Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt, die aufgrund schwieriger familiärer Situationen besonderen Schutz und Betreuung benötigen.
Im Sankt Nikolaus werden 24 Kinder und Jugendliche aufgefangen, die aufgrund verschiedener Umstände eine Unterbringung außerhalb ihrer Herkunftsfamilie benötigen. „Acht Plätze im Haus stehen Heranwachsenden mit klinisch-psychiatrischen Diagnosen wie ADHS, Depression, Angst-, Borderline- und Autismus-Spektrum-Störung zur Verfügung. Sie werden vom kinder- und jugendpsychiatrischen Dienst begleitet und erhalten in der Struktur psychotherapeutische Unterstützung. Der Bedarf an psychotherapeutischer Unterstützung ginge jedoch über diese acht Plätze hinaus. Viele der Kinder und Jugendlichen weisen komplexe Verhaltensweisen auf, deren Ursache unter anderem auf die familiären Lebensumstände und auf die an sie gerichteten gesellschaftlichen Erwartungen, welche sie nicht zu erfüllen vermögen, zurückzuführen sind“, erklärt Frau Dr. Inge Gasser, Psychotherapeutin der Struktur.
Doch nicht nur die Stiftung Sankt Nikolaus setzt sich für die Minderjährigen und jungen Erwachsenen ein. Weitere Einrichtungen des CRAIS (Arbeiterkreis sozialpädagogischer Einrichtungen des Landes Südtirol) von La Strada/Der Weg bis hin zu EOS, Murialdo, dem Liebeswerk, Promosolida, Volontarius, SOVI und dem Kinderdorf Brixen verfolgen dasselbe Ziel: Kindern und Jugendlichen nicht nur ein Dach über dem Kopf zu geben, sondern sie mit einer pädagogischen, teilweise auch therapeutischen Unterstützung und einer klaren Tagesstruktur zu begleiten. Dadurch will man ihnen Halt geben und damit die Chance zur sozialen Integration und persönlichen Entwicklung.
In Südtirol leben derzeit 63 Kinder und Jugendliche in stationären Wohngemeinschaften des CRAIS, weil sie unter psychischen Erkrankungen leiden (Astat, November 2023). „Genauso wie körperliche Beeinträchtigungen stellen psychische Erkrankungen und Störungen für die gesunde Entwicklung eines Kinder Hürden dar, die es zu überwinden beziehungsweise in die Bewältigung des Alltages zu integrieren gilt“, so die Psychotherapeutin. Die Koordinatorin der Stiftung Sankt Nikolaus, Julia Boscolo ergänzt: „In diesem Sinne erhalten die Heranwachsenden in den Wohngemeinschaften intensive Förderung darin, sich in den Kompetenzen des sozialen Miteinanders zu üben und in ihrer Autonomie zu wachsen. Kinder, die bei uns leben, haben häufig Schwierigkeiten, alltägliche Interaktionen positiv zu meistern und ziehen sich oftmals sozial zurück. Im Zusammenleben in den familiär strukturierten Wohneinheiten, in unserer täglichen Arbeit mit ihnen stellen wir Angebote und fordern wir sie individuell, damit sie in den Bereichen der sozialen Kompetenzen und der Entwicklung des Selbstvertrauens wachsen können.“
Leonie (Name geändert), die in einer der drei Wohngemeinschaft der Stiftung Sankt Nikolaus lebt, erzählt: „In meiner Wohngruppe habe ich Menschen getroffen, die mir helfen, meine Einsamkeit zu überwinden. In den drei Jahren, die ich hier lebe, habe ich die nötige Unterstützung gefunden, um positive schulische und berufliche Erfahrungen zu sammeln. Im Moment mache ich ein freiwilliges Jahr.“
Frau Boscolo betont, wie zentral für das Gelingen der Begleitung der ihnen anvertrauten Kinder die Netzwerkarbeit und eine enge Zusammenarbeit zwischen Familie und jenen Diensten ist, welche erste Anlaufstellen für Familien bei psychosozialen Schwierigkeiten sind, so unter anderem die Sozialdienste der Bezirke, der psychologischer Dienst sowie die Kinder- und Jungendpsychiatrie.
Der Welttag der psychischen Gesundheit will Denkanstoß sein, den psychischen Bedürfnissen Raum und Aufmerksamkeit zu geben und in der Gesellschaft offen darüber zu reden. Denn Ausgesprochenes hat Berechtigung zum Sein.
Forum Prävention: Mental Health Festival
Das Forum Prävention hat heuer zum dritten Mal das Mental Health Festival organisiert. “Anlässlich des Welttages der psychischen Gesundheit möchten wir ein Resümee ziehen”, heißt es in einer Aussendung.
Organisiert von der Fachstelle Jugend des Forum Prävention und finanziert vom Amt für Jugendarbeit-Deutsche Kultut, bringt das Festival vor allem junge Menschen zusammen, um sich über das Thema mentale Gesundheit auszutauschen, neue Perspektiven zu entdecken und inspirierende Erlebnisse zu teilen. Über die zwei Tage verteilt nahmen bis zu 1.000 Interessierte am Festival teil.
“Die über 50 Workshops und Input Talks waren alle ausgebucht. Viele Angebote hätte man doppelt anbieten können. Besonders erfreulich ist die der wachsende Anteil an jungen Teilnehmern. Ein weiteres Highlight war die tanzende und gut gefüllte Elektro-Stage mit 0,0 Alkohol. Insgesamt haben wir viel Zuspruch und wirklich viel und sehr bewegendes positives Feedback erhalten. Das Festival zeigt: Einerseits ist das Thema Psychische Gesundheit auch bei jungen Menschen wichtig, andererseits braucht es zielgruppengerechte Angebote, um diese zu erreichen”, so das Forum Prävention.
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7 Kommentare auf "Südtirol setzt Zeichen am Welttag der mentalen Gesundheit"
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Mancher Experte hier fordert für Jugendliche ab 15 harte Arbeit und später Drill beim Militär. Ab und zu mal körperlichen Züchtung. Damit lassen sich Jugendliche wunderbar zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft erziehen.. O Ton Homi!
Ironie OFF
@ng
Zu 99,9% ist es das Versagen der Eltern wenn ein Kind daneben gerät.
Was sehen Eure Kinder daheim von Säuglingsalter an?
@Trixie77 Afrika, Sprichwort : Ein Kind zu erziehen braucht es ein ganzes Dorf. Du überschätzt den Einfluß der Eltern hoffnungslos!
Was Kinder zu Hause “schauen” spielt ne komplett untergeordnete Rolle, wenn, dann was Eltern ihren Kindern vorleben!
PS: Ich als Vater hab un 14 Jahren nicht einmal kontrolliert was Sohnemann so guckt, weder TV noch Internet. Seit 4 Jahren hat er selbst ein Handy. Er weiß das ich nie kontrolliere, was vermittele ich damit? Vertrauen und damit Stärkung seines Selbstbewußtseins? Und, er “kommt gut”. Laut Lehrern war er seunen Mitschülern immer um Welten voraus.
@ng
Ich werd wohl kaum Schuld sein, wenn sogar dein Sohn mit Messer raus geht. Wer ist schuld? Du und deine Frau. Kein Nachbar, kein Polizist, keine Kindergärtnerin, Kein Lehrer, Kein Bürgermeister und kein Politiker.
Super Aktionen. Auffällig aber, dass von Seiten der Sanität nichts kommt…
Psychische Gesundheit scheint immer noch Privatsache zu sein und muss von NGOs getragen werde. Ich hoffe dass sich das bald ändert…
Natürlich ist das Privatsache. Für Einige haben Jugendliche ja keine echten psychischen Problemen. Also, wozu Geld dafür ausgeben.
…jeden Tag wird ein neuer Welttag neuerdings gestaltet…