Von: Ivd
Bozen – Inmitten von postkartenreifer Landschaft und wirtschaftlichem Erfolg gibt es auch in Südtirol eine oft unsichtbare Realität: die Armut. Trotz Vollbeschäftigung und florierender Tourismuszahlen kämpfen viele Menschen im Land darum, ihren Alltag zu bestreiten. Um dieser Notlage entgegenzutreten, haben zahlreiche Organisationen in Bozen ein Manifest unterzeichnet, das den gemeinsamen Einsatz gegen Armut besiegelt.
Armut im Wohlstandsland
Auf den ersten Blick scheint Armut in Südtirol unvorstellbar – eine Region, die für ihre beeindruckende Natur, wirtschaftliche Stärke und touristische Erfolge bekannt ist. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich eine andere Seite. Viele Menschen sind von Armut bedroht, leben am Existenzminimum und haben Mühe, ihre Grundbedürfnisse zu decken. Besonders betroffen sind Rentner, Alleinerziehende, Geringverdiener und sozial benachteiligte Gruppen wie Menschen mit Behinderung oder chronischen Krankheiten. Armut zeigt sich oft versteckt – nicht immer auf der Straße, sondern in den stillen Entbehrungen des Alltags: fehlender Zugang zu Bildung, eingeschränkte Gesundheit und der Verzicht auf Freizeitaktivitäten.
Ein gemeinsamer Aufruf
Am 17. Oktober, dem Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut, fand in Bozen eine Tagung unter der Schirmherrschaft von Bischof Ivo Muser und Landeshauptmann Arno Kompatscher statt. Die Veranstaltung, organisiert vom Dachverband für Soziales und Gesundheit, hatte ein klares Ziel: Lösungen finden, wie Armut in Südtirol wirkungsvoll bekämpft werden kann. Auch Landesrätin Rosmarie Pamer war vor Ort, um sich aktiv in die Diskussion einzubringen.
Der Appell, der von Vertretern aus den Bereichen Arbeit, Bildung, Kultur, Wirtschaft, Soziales und Umwelt unterzeichnet wurde, zeigt deutlich: Armut ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Das Manifest fordert eine feste Vernetzung der Akteure und die Schaffung eines Armutsnetzwerks, das Maßnahmen koordiniert und langfristig verfolgt. Besonders betont wird die Einrichtung einer Beobachtungsstelle, die regelmäßig den Stand der Dinge überwachen und neue Strategien zur Armutsbekämpfung entwickeln soll.
Gemeinsames Handeln für eine gerechtere Zukunft
Mit dieser Initiative nehmen zahlreiche Südtiroler Organisationen ihre Verantwortung wahr. Der Südtiroler Wirtschaftsring, das Kompetenzzentrum für Soziale Arbeit und Sozialpolitik der Universität Bozen sowie der Dachverband für Natur- und Umweltschutz gehören zu den Erstunterzeichnern des Manifests. Die Botschaft ist klar: Armut ist kein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem, das gemeinsames Handeln erfordert. Es braucht Maßnahmen, um Menschen eine echte Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen, und vor allem die Chance, sich selbst zu entfalten.
Durch die breite Beteiligung und das Engagement der Zivilgesellschaft sollen nachhaltige Veränderungen in Gang gesetzt werden. Das Ziel ist, Schritt für Schritt, in regelmäßiger und organisierter Form, der Armut in Südtirol den Kampf anzusagen. Damit jeder Mensch – unabhängig von seinen Lebensumständen – die Möglichkeit erhält, ein würdevolles Leben zu führen und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
Hinterlasse einen Kommentar
Hinterlasse den ersten Kommentar!
Du musst angemeldet sein um Kommentare schreiben oder bewerten zu können.
Du musst angemeldet sein um Kommentare schreiben oder bewerten zu können.