Von: luk
Bozen – Zwischen 2022 und 2024 haben rund 9.800 Südtirolerinnen und Südtiroler das Land verlassen – das entspricht etwa 3.000 Auswanderungen pro Jahr. Laut Daten des nationalen Statistikamts ISTAT ist Bozen damit die italienische Provinz mit dem höchsten Anteil an ins Ausland abgewanderten Personen: 18,4 Auswanderungen pro 1.000 Einwohner. Besonders betroffen sind junge Erwachsene zwischen 25 und 34 Jahren.
Der Hauptgrund für diese Entwicklung liegt laut Experten in der Kombination aus vergleichsweise niedrigen Löhnen und sehr hohen Wohn- und Lebenshaltungskosten. Südtirol sei in vielen Bereichen “nicht mehr wettbewerbsfähig”, sowohl beim Kauf als auch bei der Miete von Immobilien. Man bedenke: Für eine normale Dreizimmerwohnung in Eppan im Neubau werden über 700.000 Euro verlangt. Viele machen sich hier ihre eigene Rechnung.
Italienweit haben in den vergangenen Jahren rund 500.000 Menschen ihrem Heimatland den Rücken gekehrt.
Trotz dieses Abwanderungstrends verzeichnete Südtirol im selben Zeitraum einen leichten Bevölkerungszuwachs von 1,3 Prozent, gestützt durch eine positive Geburtenbilanz und Einwanderung aus dem Ausland sowie Süditalien.
In mehreren Stellungnahmen betonten Vertreter der Wirtschaft und Zivilgesellschaft die Dringlichkeit politischer Maßnahmen. Heiner Oberrauch, Präsident des Unternehmerverbandes Südtirol, sprach von einer „Hausaufgabe für alle“ und verwies auf den Standortnachteil durch hohe Energie- und Grundstückspreise. Auch Alfred Aberer, Generalsekretär der Handelskammer, forderte eine „ehrliche Debatte“ über Löhne und deren Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu Nachbarländern.
Alexander von Walther, Präsident der Südtiroler Hochschülerschaft, hob hervor, dass junge Menschen angesichts teurer Wohnungen kaum Perspektiven sehen, in der Region Fuß zu fassen – vor allem, wenn kein familiäres Eigentum vorhanden sei.
Carlo Perseghin von der Maklervereinigung FIAIP sprach von einem “strukturellen Wohnraummangel” in Bozen. Allein dort würden mindestens 3.000 zusätzliche Wohnungen benötigt, um den Abwärtstrend zu stoppen. Andernfalls drohe ein dramatischer Verlust an Arbeitskräften – mit schwerwiegenden Folgen für die lokale Wirtschaft.
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