Von: mk
Corvara – Michil Costa ist in Südtirol bekannt wie ein bunter Hund. Der Hotelier aus Corvara, der mit Vorliebe Sakkos in knalligen Farben trägt, ist ein Tausendsassa. Er engagiert sich für grüne Politik und hat die Maratona dles Dolomites zu einem der bekanntesten Radrennen des Alpenraums gemacht. Was womöglich jedoch noch nicht alle wissen, ist: Seit 2011 hat er in seinem Familienhotel „La Perla“ in Corvara das Gemeinwohl zum ökonomischen Ziel erklärt.
Was bedeutet Gemeinwohl-Ökonomie überhaupt? Bei dieser Wirtschaftsordnung wurde erstmals vom Österreicher Christian Felber propagiert wurde, steht nicht der unmittelbare Gewinn eines Unternehmens im Vordergrund, sondern der Mensch.
In der Gemeinwohl-Ökonomie zählen vor allem Werte wie Solidarität, Menschenwürde, Nachhaltigkeit und Transparenz. Man setzt auf regionale Produkte und kurze Transportwege – und auf innerbetriebliche Demokratie.
Die Alternative zum kapitalistischen Wirtschaftsdenken wird mit einem Punktesystem gemessen. Jeder Betrieb, der es anwendet, kann dadurch eine Gemeinwohlbilanz erstellen. Ziel ist es, die Bilanz von Jahr zu Jahr zu verbessern.
„Mit Mut gehen wir ganz strikt diesen Weg. Wir sind uns sicher, dass es der richtige ist“, betont Michil Costa im Interview mit suedtirol.info. Er ist überzeugt, dass die Gemeinwohl-Ökonomie zukunftsweisend ist. „Man kann sich nicht erwarten, wirtschaftlichen Erfolg zu haben, wenn man in der Zukunft nicht sozial gerecht oder grün orientiert ist“, erklärt der Hotelier. Die Menschheit fresse den eigenen Planeten auf. Also müsse er was tun.
Die schönste Veränderung, die er erlebe, sei die positive Energie, die sich im Betrieb ausgebreitet habe, erklärt der Hotelier. Die Angestellten seien zufrieden und würden mit mehr Motivation arbeiten. „Einfach, weil sie in unserem Betrieb mit einbezogen worden sind“, so Costa. Auch so mancher Gast zeigt sich beeindruckt von den Veränderungen. Er ist überzeugt: Ein nicht sozial engagierter Tourismus wird keine Zukunft mehr haben. Dasselbe gelte für eine Wirtschaft, die nicht grün orientiert ist.
Von Befürchtungen, dass Touristen nach Südtirol kommen, um abzuschalten und nicht mit sozialen Belangen konfrontiert werden wollen, hält der Hotelier wenig. „Jeder hat den Gast, den er sich verdient. Ich suche mir die Gäste aus. Ich muss nur wissen, was ich will“, erklärt Costa.
Natürlich weiß auch Michil Costa, dass ein Betrieb schwarze Zahlen schreiben muss, um erfolgreich zu sein. Der finanzielle Aspekt sei wichtig, aber nicht völlig ausschlaggebend, erklärt der Hotelier.
Gänseleberpastete gibt es etwa im La Perla nicht mehr – genauso wie Äpfel im Sommer, weil der Hotelier gegen Monokultur ist und mit den CO2-Emissionen der Kühlhäuser nicht einverstanden ist. In seinen Augen ist es absurd, Äpfel aus dem Vorjahr zu essen – und der Freitag wurde kurzerhand zum Veggie-Day deklariert.
Dank innerbetrieblicher Demokratie stimmen im La Perla die Mitarbeiter ab, wie das erwirtschaftete Geld investiert werden soll. Auch bei der Gestaltung des Hotelgartens hat das Personal mitgeredet – und die Mitarbeiter dürfen im Hotelpool schwimmen.
Früher ist Michil Costa um die Welt gereist. In den Flieger steigt er heute wegen der Emissionen kaum noch. Für Gäste, die aus Amerika anreisen, bezahlt das Hotel einen Ausgleich. Wenn Michil Costa etwas anfängt, dann ordentlich.