Von: mk
Bozen – Auf Einladung der EOS kam Christoph Gröner im März dieses Jahres nach Bozen, wo er über Nachhaltigkeit und Visionen für eine lebenswerte Gesellschaft im EOS Haus in Bozen Rentsch sprach. Bei dieser Gelegenheit hat er den Südtiroler Unternehmern ein Versprechen abgenommen. Am Mittwoch war er wieder da, um zu sehen, was daraus geworden ist.
Christoph Gröner ist Firmengründer und Vorstandsvorsitzender der CG Gruppe (Christoph Gröner Gruppe), eines der erfolgreichsten Unternehmen am deutschen Immobilienmarkt. Mit einem geschätzten Privatvermögen von 80 Millionen Euro plus diverser Firmenanteile ist er der Prototyp eines Neureichen. Er hat Vermögen und damit auch Macht. Macht, die er für seine Zwecke einsetzt. Aber nicht nur. Gröner ist Self-made Millionär, ihm wurden Vermögen und Erfolg nicht in die Wiege gelegt. Vielleicht engagiert er, der selbst als Bauhelfer gestartet ist, sich deshalb so sehr dafür, die Chancengleichheit (vor allem für Kinder und Jugendliche) in Deutschland voranzutreiben. So hat er z.B. bei der Laughing Hearts Gala 2017 1,35 Millionen Euro für Heimkinder gesammelt. Die CG Gruppe fungiert als Sponsor im Sport und unterstützt den Verein Straßenkinder. Wenn es nach Christoph Gröner ginge, sollte der Erfolg eines Unternehmens daran gemessen werden, wie es den Schwächsten in der Gesellschaft geht. Soziale Verantwortung zu übernehmen sollte für Wirtschaftstreibende eine Selbstverständlichkeit sein.
Derselben Meinung ist Barbara Pizzinini, Kopf der EOS Gruppe, die in Südtirol verschiedenste soziale Projekte betreut. „Es ist ganz und gar unmöglich, dass die öffentliche Hand in Zukunft allein die steigenden Ausgaben für soziale Belange tragen kann. Da werden wir alle zusammenarbeiten müssen. Allen voran sind natürlich die Unternehmer als Leistungsträger unseres Landes aufgefordert, soziale Verantwortung zu übernehmen. Schon allein deshalb, damit sie auch morgen noch qualifizierte und gesunde Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt finden. Wenn wir es schaffen, gemeinsam soziale Belange in die Wirtschaft zu integrieren, können endlich alte, längst überholte Systeme aufgebrochen werden.“
Bei seinem Besuch in der EOS Akademie im Frühjahr in Bozen traf Christoph Gröner mit Heinz Peter Hager von Hager & Partners, und mit Alessandro Podini der Podini Holding, zwei der einflussreichsten Unternehmer im Land. Und er forderte sie heraus: Auf jeden Euro, den die beiden bei Südtirols Unternehmern sammeln würden, um die Projekte der EOS Gruppe zu unterstützen, würde er 0,50 Euro drauflegen.
„Ich bin mir sicher, dass die Südtiroler Unternehmer keinen Christoph Gröner brauchen, um Verantwortung im Sozialen zu übernehmen. Aber ich genieße es, Impulsgeber zu sein und mit ihnen zu wetteifern. Es ist wichtig, dass wir als Leistungsträger der Gesellschaft Gutes tun und uns fernab aller Klassenkampftheorien auch trauen, dies öffentlich zu machen“, so der Unternehmer.
Podini und Hager nahmen die Herausforderung von Gröner an und initiierten gemeinsam mit der EOS das Projekt „Wirkungsvoll unterstützen“. Hier haben Unternehmer, aber auch Privatpersonen die Möglichkeit, Projekte zur Förderung der psychosozialen Gesundheit und der Arbeitsintegration mit Spenden zu fördern; die freiwilligen Zuwendungen sind im Rahmen des sog. „Social Bonus“ für den Spendengeber im Ausmaß von bis zu 65 Prozent absetzbar.
Die Pressekonferenz am Mittwoch sahen sowohl Podini als auch Hager als Startschuss für eine längere Zusammenarbeit. Für Alessandro Podini, der mit seiner Stiftung schon öfters Projekte der EOS unterstützt hat, ist diese Großzügigkeit eine Selbstverständlichkeit, die er von seinem Vater mitbekommen hat. „Ich würde mir wünschen, dass Unternehmen in Südtirol zukünftig ganz selbstverständlich neben Ausgaben für Forschung und Entwicklung einen bestimmten Prozentsatz an Spenden für soziale Projekte in ihrer Bilanz ausweisen würden.“ „Wir werden diese Projekte ordentlich finanziell unterstützen“, stellt Heinz Peter Hager fest, „aber wir können mehr aus der heutigen Aktion machen. Ich bin mir sicher, dass viele Wirtschaftstreibende gerne in soziale Projekte investieren. Wenn wir gemeinsam eine Plattform schaffen, wo sie sicher sein können, dass ihr Geld ankommt und wenn wir als Unternehmer mit unserem Know How gleichzeitig den Akteuren im Sozialwesen helfen, das Geld noch effizienter einzusetzen, kann das Modell der Private Public Partnership erfolgreich Einzug ins Sozialwesen nehmen.“
Frau Helene Burger, Pensionistin und ehemalige Unternehmerin „mit Helfersyndrom“, wie sie sich selbst bezeichnete, war als Private Spendengeberin bei der Pressekonferenz anwesend. Sie ist überzeugt, dass es sich lohnt, vor allem für Kinder und junge Menschen zu spenden. „Wer als Kind Gutes erfährt, wird auch als Erwachsener Gutes tun.“
Wieviel Geld tatsächlich mit der Aktion gesammelt werden kann, wird sich zeigen. Langfristiges Ziel ist auf jeden Fall, bei den Wirtschaftstreibenden in Südtirol ein neues Denken und ein neues Verständnis für soziale Belange zu verankern, damit dieses Projekt nicht eine Eintagsfliege bleibt, sondern sich zu einem Modell entwickelt, das in Zukunft ein Selbstläufer ist.