Von: Ivd
Bozen – Während viele europäische Regionen mit wirtschaftlichem Gegenwind zu kämpfen haben, bleibt Südtirol auf Wachstumskurs. Das hat eine neue Erhebung des ASTAT ergeben. Für das Jahr 2024 wird ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,1 Prozent prognostiziert – ein Wert, der weit über den 0,7 bis 0,8 Prozent für gesamt Italien liegt. Exporte, Tourismus und ein stabiler Arbeitsmarkt sind die tragenden Säulen dieses positiven Trends. Doch mit Blick auf das kommende Jahr steigen die Unsicherheiten.
Rekorde bei Exporten und Übernachtungen
2024 war für Südtirol ein wirtschaftlich starkes Jahr. Die Exporte erreichten inflationsbereinigt ein historisches Hoch. Besonders der deutsche Absatzmarkt legte zu – mit einem Plus von 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zwar gingen die Ausfuhren nach Österreich zurück, doch insgesamt bleibt der Außenhandel ein starker Wachstumsmotor.
Auch der Tourismus sorgt für ein Rekordjahr: Zum ersten Mal wurden über 37 Millionen Übernachtungen gezählt – ein neuer Höchstwert, der die Bedeutung des Sektors für die Südtiroler Wirtschaft einmal mehr unterstreicht.
Arbeitsmarkt stabil – Inflation bleibt Herausforderung
Die Erwerbsquote lag 2024 bei 74,2 Prozent und entsprach damit dem Vorjahresniveau. Allerdings macht sich der demografische Wandel bemerkbar: Die Zahl der erwerbstätigen Personen sinkt leicht, während die Gruppe der Nichterwerbspersonen zunimmt.
Die Inflationsrate blieb 2024 insgesamt gedämpft, zeigte aber in den letzten Monaten des Jahres wieder eine zunehmende Tendenz. Die Teuerung liegt dabei über dem italienweiten Durchschnitt, was die Haushalte in Südtirol stärker belastet als in anderen Regionen.
Handelskonflikt könnte 2025 zum Problem werden
Ein Blick in die nahe Zukunft zeigt: Die Aussichten für 2025 sind durchwachsen. Die USA haben im Frühjahr Zölle von bis zu 25 Prozent auf verschiedene Produkte eingeführt – eine Maßnahme, die auch Südtirol treffen könnte. Immerhin gehen derzeit 6,9 Prozent der Südtiroler Ausfuhren in die Vereinigten Staaten, die damit auf Platz drei der wichtigsten Handelspartner stehen. Die Importe aus den USA machen dagegen nur 0,9 Prozent aus.
Zugleich könnte sich die geopolitisch angespannte Lage auch auf die Inflation und die Haushaltslage europäischer Staaten auswirken – etwa durch steigende Rüstungsausgaben zur Unterstützung der Ukraine.
Konsum auf Erholungskurs
Die privaten Konsumausgaben in Südtirol steigen 2024 voraussichtlich um 1,7 Prozent – deutlich mehr als im landesweiten Durchschnitt. Für 2025 wird ein weiteres Wachstum um 1,5 Prozent erwartet. Damit würden die Werte aus dem Vorpandemiejahr 2019 wieder übertroffen – vorausgesetzt, die Inflation bleibt im Zaum.
Ausblick bis 2026
Sollte sich die europäische Konjunktur wie erwartet erholen, könnte Südtirol 2025 mit einem weiteren BIP-Wachstum von 1,2 Prozent rechnen. Für das Jahr 2026 gehen erste Schätzungen von einem Plus von 1,3 Prozent aus – ein Wert, der mit dem Wachstum anderer EU-Regionen übereinstimmt.
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