Von: luk
Bozen – Die dritte Welle der Corona-Pandemie hatte Südtirols Wirtschaft fest in ihrem Griff – zumindest, was das erste Jahresquartal anbelangt. Das geht aus dem Branchenspiegel des AFI-Barometers hervor. Arbeitnehmer aus allen Wirtschaftsbereichen blieben in ihren Erwartungen äußerst zurückhaltend was die zukünftige Entwicklung der Wirtschaft in Südtirol betrifft. „Angesichts des Zeitpunkts der Befragung ist diese Zurückhaltung durchaus verständlich“, sagt AFI-Direktor Stefan Perini. „Man bedenke, dass in den ersten drei Jahresmonaten in Südtirol die lohnabhängige Beschäftigung um acht Prozent zurückgegangen ist.“ Die Zeiten seien noch nicht günstig für einen Jobwechsel – so das AFI.
Gezeichnet von einem Winter, der in erster Linie von der Diskussion um das Anlaufen oder Nicht-Anlaufen der touristischen Wintersaison geprägt war und in einem zermürbenden Zick-Zack-Kurs der Landesregierung mündete, geben sich Südtirols Arbeitnehmer in der Frühjahrsausgabe des AFI-Barometers skeptisch und „abwartend“.
Die Erwartungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung in Südtirol in den nächsten zwölf Monaten sanken in allen Wirtschaftsbereichen deutlich, vor allem im Baugewerbe (-38 Indexpunkte im Vergleich zum Frühjahr 2020) und im Gastgewerbe (-20). Überraschenderweise sank das Vertrauen auch in jenem Wirtschaftsbereich, der traditionell als der stabilste und gleichzeitig sicherste gilt, nämlich im Öffentlichen Sektor (-18). „Trotz anlaufender Impfkampagne blickte noch im März ein großer Teil der Südtiroler Arbeitnehmer mit Skepsis in die Zukunft und rechnete nicht mit einer zeitnahen wirtschaftlichen Erholung“, sagt Forscher Matteo Antulov, der im Institut das AFI-Barometer betreut.
Mit Blick auf die Beschäftigung erwarteten Südtirols Arbeitnehmer mehrheitlich, dass die Arbeitslosigkeit in Südtirol in den nächsten zwölf Monaten ansteigen werde. Diese Ansicht vertraten die befragten Arbeitnehmer quer durch alle Sektoren. Die Sorge, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, wurde im Gastgewerbe als relativ hoch beschrieben und nahm auch im Baugewerbe zu. Wenn das Risiko, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, nicht höher eingestuft wurde, ist das wohl auch dem Umstand geschuldet, dass das generelle Kündigungsverbot für Festangestellte bis zum 30. Juni 2021 aufrecht bleibt (das Gesetzesdekret Nr. 41 vom 22. März 2021 hat dieses für bestimmte krisengeschüttelte Branchen sogar bis zum 31. Oktober 2021 verlängert).
Gleichzeitig nahm die wahrgenommene Schwierigkeit zu, eine gleichwertige Beschäftigung zu finden. „Diejenigen, die einen Arbeitsplatz haben, halten daran fest, und diejenigen, die in einer angeschlagenen Branche arbeiten, suchen verstärkt nach neuen Arbeitsmöglichkeiten“, stellt Matteo Antulov fest. „In den letzten zwölf Monaten haben beispielsweise 22 Prozent der Lohnabhängigen im Gastgewerbe einen neuen Job gesucht.“
Der Branchenspiegel des AFI-Barometers für das Frühjahr 2021 ist hier und auf der Homepage des Instituts unter http://www.afi-ipl.org/afi-barometer abrufbar. Im Branchenspiegel findet man die Entwicklung aller Stimmungsindikatoren für jeden der sieben untersuchten Sektoren.