Von: bba
Bozen – „Suizidprävention bei Jugendlichen in Südtirol“: Mit diesem wichtigen Thema beschäftigte sich heute das Netzwerk Suizidprävention im Rahmen einer Pressekonferenz im Haus der Jugend in Bozen. Im Mittelpunkt stand dabei die gleichnamige Masterarbeit von Anna Durnwalder, Absolventin der Fakultät für Bildungswissenschaften an der Universität Innsbruck. Sie stellte dabei die wichtigsten Ergebnisse ihrer Arbeit vor. Die Vertreter des Netzwerkes zeigten auf, was es aus ihrer Sicht noch braucht, um die Suizidrate bei Jugendlichen – und auch sonst – langfristig zu senken.
Anna Durnwalder nimmt in ihrer pädagogisch-psychologisch orientierten Masterarbeit vor allem die primärpräventiven und sekundärpräventiven Maßnahmen gegen die Jugendsuizidalität in Südtirol unter die Lupe. Zu ersteren gehören wichtige Schutzfaktoren wie persönliche und soziale Ressourcen: ein gutes Eltern-Kind-Verhältnis, das Vorhandensein eines sozialen Netzwerkes sowie Gefühle von Selbstwirksamkeit und Selbstwert. Häufig festgestellte Risikofaktoren indes seien das Fehlen einer stabilen Eltern-Kind-Beziehung, kritische Lebensereignisse (zum Beispiel der Tod einer nahestehenden Person, Gewalt, Misshandlung oder sexueller Missbrauch), schulischer Leistungsdruck, Überforderung, Mobbing und psychische Erkrankungen.
Meist sei es nicht eine Ursache allein, die einen Jugendsuizid auslöse; die Ursachen seien „vielschichtig“. „Bei einer Suizidhandlung treffen oft mehrere ungünstige Bedingungen, Faktoren und/oder Ereignisse aufeinander“, so Durnwalder.
„In Südtirol werden bereits eine Vielzahl an Präventionsmaßnahmen erbracht“, stellt Anna Durnwalder in ihrer Arbeit fest. Dazu zählten – und das seien die sekundärpräventiven Maßnahmen – das Vorhandensein von Schulsozialpädagogen, niederschwellige Beratungsangebote, Elternberatung und ein weitreichendes Workshop-Angebot zur Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung.
Auch gebe es eine Reihe von Angeboten für gefährdete Jugendliche wie die ambulanten psychologischen Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen, die stationären Betreuungs- und Behandlungseinrichtungen, die Telefonseelsorge und Online-Beratung.
Dass sich im Bereich Suizidprävention in Südtirol viel getan hat, das bestätigten auch die an der Pressekonferenz teilnehmenden Vertreter des Netzwerkes Suizidprävention Guido Osthoff (Caritas), Peter Koler (Forum Prävention), Sabine Cagol (Fachambulanz für psychosoziale Gesundheit im Kindes- und Jugendalter in Bruneck), Roger Pycha (Psychiatrischer Dienst, Krankenhaus Bruneck), Marlene Kranebitter (Landeshotelfachschule Bruneck) und Michael Reiner (Young+Direct).
Das Netzwerk Suizidprävention wurde im Jahr 2017 gegründet mit dem gemeinsamen Ziel, die relativ hohe Suizidrate in Südtirol langfristig zu senken. Die Wünsche, Pläne und Vorhaben der Koordinierungsgruppe sind erste wichtige Schritte dafür. Zu ihren Wünschen, Vorstellungen und Verbesserungsvorschlägen gehören in erster Linie eine verbesserte Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit (für psychische Erkrankungen, pathologische Symptome/Warnsignale) sowie die Entstigmatisierung von professionellen Unterstützungsangeboten.
Weiters gebe es laut Netzwerk eine Reihe von konkreten Ideen und Vorhaben, an denen weitergearbeitet werden muss. Dazu zählen: die Verschriftlichung eines Suizidpräventionsplans, Schulung und Ausbildungsangebote, die Verbesserung der Vernetzung, die Einführung eines Seelischen-Erste-Hilfe-Kurses und die Erstellung einer Internetseite.