Von: Ivd
Brixen – Im Vorfeld des 500-jährigen Jubiläums des sogenannten „Bauernkriegs“ beschäftigen sich zahlreiche Tagungen, Ausstellungen und Studien in Deutschland, Österreich und Italien mit dem Deutschen Bauernkrieg von 1525/1526 und bieten neue Synthesen. Auch die Ereignisse im Tiroler Raum werden neu betrachtet.
Die Tagung „Ländliche Gesellschaft ± 1525. Interventionen aus der Geschlechtergeschichte“ reiht sich in dieses Bemühen um die Neuinterpretation der Zeit um 1525 ein und wirft einen sozialgeschichtlichen, insbesondere einen geschlechtergeschichtlichen Blick auf die ländliche Gesellschaft des 16. Jahrhunderts. Dabei geht es um die Lebensbedingungen, den rechtlichen und sozialen Kontext, die Besitzverhältnisse und die Geschlechterbeziehungen der ländlichen Bevölkerung vor, während und nach dem sogenannten Bauernkrieg. Ziel ist es, mit Interventionen aus der Frauen- und Geschlechtergeschichte eine „Dekonstruktion des Bauernkrieges“, das heißt der bisherigen Erzählung vorzunehmen. Es soll laut der Veranstalter keine Ereignisgeschichte im Zentrum stehen, sondern eine umfassendere Sozialgeschichte des 16. Jahrhunderts, wobei für Frauen und Männer unterschiedlicher sozialen Gruppen und Lebensverhältnisse in den Blick genommen werden. Die Annäherung an die ländliche Gesellschaft um 1525 erfolgt in vier Themenschwerpunkten – Geschlechtergeschichte, soziale Rechtsgeschichte, materielle Welt und Sozial- und Wirtschaftsgeschichte.
Fachleute diskutieren im ersten Panel geschlechtergeschichtliche Interventionen in der Historiographie und das Erzählen des Bauernkrieges und stellen ein Fallbeispiel einer Führungsperson vor. Im zweiten Panel beleuchten sie zwei Aspekte der sozialen Rechtsgeschichte, den Nexus von Vermögen und Geschlecht und von Lehen und Geschlecht. Das dritte Panel widmet sich der materiellen Welt: die Überlieferung der materiellen Welt der Frauen in Archivalien und Museen, der Mobilität von Dingen im Kontext des Krieges anhand von Burgeninventaren, Konfiskationsprotokollen und Schadenslisten, und Überlegungen zu einer Hausgeschichte um 1600. Das letzte Panel diskutiert die sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Aspekte der Sozialtopographie Brunecks, des bäuerlichen Lebens in den westlichen Dolomiten und der Vermögensverhältnisse der Frauen in Freiburg und dessen Dörfer. Zum Abschluss diskutieren die Teilnehmenden die aktuelle Relevanz geschlechterhistorischer Perspektiven.
Die allen Interessierten frei und kostenlos zugängliche Tagung wird vom Zentrum für Regionalgeschichte (Siglinde Clementi) ausgerichtet und steht im Kontext des Forschungsprojektes „Ländliche Gesellschaft in Tirol im 16. Jahrhundert: Haushalten in unterschiedlichen sozio-ökonomischen Kontexten“ am Zentrum für Regionalgeschichte. Sie ist auch online unter diesem Link zu sehen. Die Vorträge werden simultan in die jeweils andere Sprache übersetzt (Deutsch bzw. Italienisch).
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