Von: luk
Bozen – Zu einem Austausch trafen sich kürzlich das Präsidium des Unternehmerverbandes Südtirol und der Industriellenvereinigung Tirol (IV Tirol) in Bozen. Im Mittelpunkt standen aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen sowie gemeinsame Herausforderungen der Industrie in Südtirol, Tirol, Österreich und Italien.
Konjunkturelle Lage: Geteilte Stimmung in Nord und Süd
Während sich die Stimmung der Unternehmerinnen und Unternehmer in Südtirol trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten stabil zeigt, ist die Lage in Tirol deutlich angespannter. Der Geschäftsklimaindex in Tirol signalisiert eine anhaltend negative Entwicklung – die Wirtschaft befindet sich bereits das dritte Jahr in Folge in der Rezession.
Transitverkehr: Intelligente Steuerung statt Fahrverbote
Ein zentrales Thema des Treffens war der grenzüberschreitende Warenverkehr über den Brenner. Einigkeit herrschte darüber, dass ein freier Warenfluss im Sinne der EU garantiert bleiben muss. Fahrverbote wie das Nachtfahrverbot in Tirol seien der falsche Ansatz, unterstrichen der Präsident des Unternehmerverbandes, Heiner Oberrauch, und der Präsident der IV Tirol, Max Kloger. Stattdessen brauche es eine ökologische und sozial verträgliche Verkehrssteuerung. Eine aktuelle Studie belegt, dass Staus und stockender Verkehr den Ausstoß um das Dreifache erhöhen. Eine Alternative zu Fahrverboten könnte eine variable Maut mit flexiblen, tageszeitabhängigen Tarifen sein. Gleichzeitig fordern die Verbände einen zügigen Ausbau der Schieneninfrastruktur. Der Nord- und Südzulauf zum Brennerbasistunnel müssen schnellstmöglich realisiert werden, die Anbindung an die Terminals verbessert und ihre Kapazität erweitert werden, darin waren sich die Industrievertreter:innen einig.
Mehr Kooperation im Bildungs- und Energiesektor
Beide Verbände sprachen sich auch für eine stärkere Vernetzung der Hochschulstandorte in Tirol und Südtirol aus. Ziel sei es, Synergien zu nutzen, den Wissens- und Technologietransfer auszubauen und die Zusammenarbeit der Hochschulen und Universitäten zu intensivieren. „Angesichts des demografischen Wandels gewinnt die Bindung kluger Köpfe und qualifizierter Fachkräfte an die Region zunehmend an Bedeutung“, unterstrichen die Präsidenten Max Kloger und Heiner Oberrauch.
Die hohen Energiepreise stellen für die Industrie dies- und jenseits des Brenners einen klaren Wettbewerbsnachteil dar – insbesondere im Vergleich zu Nachbarländern, in denen Energie deutlich günstiger verfügbar ist. Umso wichtiger sei es, das vorhandene Potenzial der Wasserkraft konsequent zu nutzen und bestehende Anlagen effizient zu betreiben. Gleichzeitig gewinne das Thema Energiespeicherung vor dem Hintergrund eines wachsenden Energiebedarfs zunehmend an Bedeutung. Pumpspeicherkraftwerke könnten künftig in Tirol und Südtirol einen entscheidenden Beitrag leisten, so die Präsidien der Industriellenvereinigung Tirol und des Unternehmerverbandes Südtirol.
Eduard-Wallnöfer-Preis: Förderung grenzüberschreitender Talente
Ein weiteres Zeichen der engen Zusammenarbeit ist die gemeinsame Vergabe des Eduard-Wallnöfer-Preises, der seit 1978 innovative Studien- und Forschungsprojekte aus Nord- und Südtirol auszeichnet. Ziel ist es, Beiträge zur wirtschaftlichen, technischen, sozialen und kulturellen Weiterentwicklung beider Länder zu fördern.
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