Von: mk
Bozen – Einsatz für höhere Löhne, Ausbau der lokalen Vertragsverhandlungen und mehr Aufmerksamkeit für die Herausforderungen des Klimawandels und der Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt – dies sind in Kürze die vorrangigen Ziele des SGBCISL für 2023. Die Schwerpunkte des neuen Arbeitsjahres hat das Landessekretariat des SGBCISL in Bozen bei der traditionellen Pressekonferenz zu Jahresbeginn vorgestellt. Auch die Arbeitsunfälle – vor allem die tödlichen – wurden thematisiert.
„Angesichts der hohen Lebenshaltungskosten und der Inflation, einer jahrelang stagnierender Reallohnentwicklung und des Fachkräftemangels führt an Lohnerhöhungen kein Weg vorbei. Mit 1.000 bis 1.200 Euro netto kommt man in Südtirol nicht über die Runden“, so Generalsekretär Dieter Mayr, der die Arbeitgeberseite in die Verantwortung ruft: „Einmalzahlungen sind in dieser Ausnahmesituation wichtig, es braucht aber dauerhafte Lösungen, wie zusätzliche fixe Lohnelemente über Zusatzverträge. Diese sollten alle zwei Jahre verhandelt werden, unabhängig davon, ob die Kollektivverträge auf gesamtstaatlicher Ebene erneuert sind oder nicht.“ Die Landespolitik könne und müsse die Verhandlungen für Lohnabkommen auf Landes- und Betriebsebene über verschiedene Anreize fördern, von IRAP-Steuerbegünstigungen bis zur Vergabe öffentlicher Beiträge.
„Wir erleben einen großen Wandel, vom Klima bis zum Arbeitsmarkt. Es ist darauf zu achten, dass im Zuge dieser Veränderungen niemand zurückbleibt“, unterstrich Generalsekretärin Donatella Califano. Besonderes Augenmerk sei daher auf die Schwächeren in der Gesellschaft zu richten. Deshalb sei es wichtig, die Entwicklung in Richtung mehr soziale Gerechtigkeit zu steuern. Alle sollten gleiche Chancen haben.
„Wir müssen in das öffentliche Gesundheitswesen investieren und die offenen Baustellen angehen, wie die Wartezeiten und den Personalmangel. Eine wichtige Maßnahme gegen den Mangel an sanitärem Fachpersonal, vor allem von Pflegekräften, ist, diese Berufsbilder kollektivvertraglich aufzuwerten, sei es arbeitsrechtlich wie wirtschaftlich“, so Califano.
Die Produktionssysteme und die Arbeitswelt insgesamt verändern sich, viele Berufsbilder wird es nicht mehr geben, dafür werden neue entstehen. „Für uns als Gewerkschaft ist dies ein Auftrag, über Verhandlungen die neuen Berufsbilder zu schützen, neue Arbeitsformen zu regeln, auf Weiterbildung für Umschulungen und den Erwerb neuer Kompetenzen zu setzen. Dies, damit die Beschäftigten ihre Chancen auf einem sich wandelnden Arbeitsmarkt verbessern und insgesamt damit unser Land wettbewerbsfähig bleibt.“
Ein wichtiger Punkt sind schließlich die Landtagswahlen im Herbst. Dabei wird die Gewerkschaft sich wieder dafür einsetzen, die Anliegen der Arbeitnehmer und Rentner auf die politische Agenda zu bringen. Das Landessekretariat will gegenüber der Politik auch aktuelle Herausforderungen wie Klimawandel und Nachhaltigkeit stärker thematisieren.
Landessekretär Sandro Fraternali blickte auf das abgelaufene Arbeitsjahr zurück und rief die wichtigsten Ergebnisse und Ereignisse in Erinnerung, von den erzielten sozialpartnerschaftlichen Abkommen bis hin zu den verschiedenen Veranstaltungen wie dem Landeskongress, dem 1.-Mai-Fest, das wieder stattfinden konnte, und die Kundgebungen für den Frieden in der Ukraine.
Organisationssekretär Walter Gasser ging auf die im Jahr 2022 erbrachten Dienstleistungen und den Mitgliederstand ein. „Wir blicken auf ein arbeitsreiches Jahr zurück, auch wegen der vielen neuen Unterstützungsleistungen. Die Leistungsbilanz zeigt, dass wir eine wichtige Anlaufstelle für die Bürger sind, vom Steuerdienst bis zur sozialen Für- und Vorsorge. Mit 54.470 Mitgliedern behaupten wir uns außerdem als mitgliederstärkste Gewerkschaft in Südtirol. Dieses Vertrauen gibt uns Rückenwind für unsere Ziele.“
Tödliche Arbeitsunfälle: Opfer werden immer jünger
Daten darüber, wie viele tödliche Arbeitsunfälle es im Jahr 2022 gegeben hat, liegen noch nicht vor. Laut Angaben der Gesamtstaatlichen Anstalt für Versicherungen gegen Arbeitsunfälle INAIL ist die Anzahl der Arbeitsunfälle im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Zwar gibt es weniger Todesfälle. Allerdings sind im Vergleich mehr Personen im Alter zwischen 25 und 39 Jahren bei der Arbeit tödlich verunglückt. „Das heißt, dass vor allem junge Menschen Opfer von Arbeitsunfällen werden – und laut Daten auch Arbeiter mit Migrationshintergrund“, erklärt Donatella Califano.