Von: apa
Der Tourismusexperte Harald Pechlaner – Professor für Tourismus an der Universität Eichstätt-Ingolstadt in Deutschland – spricht sich dafür aus, Gäste bei einer “ökologischen Tourismusentwicklung” einzubinden und diesen “Mitverantwortung” zu übertragen. Touristiker und Gäste könnten auf diese Weise in einem Schulterschluss “gemeinsam die richtigen Stellschrauben bewegen” und damit einen “nachhaltigen Tourismus” generieren, sagte der gebürtige Südtiroler im APA-Gespräch.
Man dürfe die Gäste der Tourismusdestinationen – gemeint ist vor allem der für Pechlaner als “besonders vulnerabel” bezeichnete Alpenraum – aber nicht “zum Verzicht einladen”, sondern müsse diese mit gezielten und attraktiven Angeboten “zur Teilhabe bewegen”, argumentierte Pechlaner, der zuletzt auch beim “AlpenKlimaGipfel” auf der Zugspitze Ende Juni an einer Diskussion teilgenommen hatte. Hier seien grundsätzlich die Tourismustreibenden in der Pflicht: “Die Angebote und Packages sollen den nachhaltigen Lebensstil in der jeweiligen Region vorzeigen”, so der Wissenschafter.
Auch konkrete Beispiele hat Pechlaner hierfür parat: “Das können etwa Standards wie die richtige Mülltrennung, Diskussionen zum besonders sensiblen Alpenraum, gemeinsame Wanderungen mit besonderem Blick auf die Natur oder ganz generell die Schaffung eines wirklichen Bewusstsein für Umwelt- und Klimafragen sein.” Die Gäste seien “grundsätzlich dafür bereit” und seien auch gewillt bei entsprechender Qualität der Angebote “gutes Geld zu bezahlen”, war er sich sicher. Die Gäste würden schließlich – bei entsprechend guten Konzepten und Angeboten – auch in der Region “mitleben” und den Nachhaltigkeitsgedanken vor Ort “mittragen”.
Themen und Konzepte, die mit diesen “nachhaltigen Paketen” einhergehen sind für den Tourismus-Experten beispielsweise auch Bio-Diversität oder die Reduktion von CO2-Emissionen bei der An- und Abreise. Wohin die gemeinschaftliche Reise dann insgesamt geht, sei klar: “Im alpinen Raum soll das Naturerlebnis im Mittelpunkt stehen, das sogenannte Resonanz-Erlebnis”. Auch ein “Feindbild” hatte der Tourismusforscher dazu parat: “Der Alpenraum darf auf keinen Fall zum Erlebnis-Disneyland werden.”
Um dem entgegenzuwirken müsse man stattdessen den “Naturraum stark miteinbeziehen” sowie Tourismustreibende dazu anregen, dass Betriebe “nicht abgekoppelt von der Region” agierten, etwa was die Kulinarik betreffe. Auch in Sachen Bauen und Bauten gelte es nachhaltig und ökologisch zu handeln. “Es gibt immer mehr Gäste, die ihre Destinationen bewusst nach diesen oder ähnlichen Kriterien auswählen”, erklärte Pechlaner und wies damit auf eine positive Entwicklung zugunsten der Nachhaltigkeit im Tourismus hin, die es für ihn noch zu verstärken gelte.
Diese gegenwärtigen und erhofft auch künftigen Entwicklungen täten aber nicht “nur” der Umwelt und dem Alpenraum gut, sondern trügen auch das ihrige zur Steigerung der Wertschöpfung bei. Damit verschöben sich die Parameter auch von der “Quantität hin zur Qualität”, erklärte Pechlaner, der im gleichen Atemzug dafür plädierte, nicht vorrangig auf Nächtigungs- und Ankunftszahlen zu schielen.
Dieser Paradigmenwechsel und diese kollektiven Anstrengungen hin zur “grünen Transformation” des Tourismussystems seien jedenfalls alternativlos, so der Experte. “Wir müssen eine Entwicklung vorantreiben, die es auch ermöglicht, dass auch die kommenden Generationen noch auf die begrenzten Ressourcen des Alpenraums zurückgreifen können”, mahnte der Pechlaner ein.
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18 Kommentare auf "Tourismusexperte aus Südtirol sieht “Nachhaltigkeits-Mitverantwortung” von Gästen"
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Sind ja nicht nur Touristen. Wenn ich immer wieder erlebe, wie mit Mountainbikes im Wald und am Berg – sogar z.T. auf Höhenwegen (!) – gefahren wird, wie z.T. auch Geländemaschinen zum Einsatz kommen, da braucht’s keine Touristen mehr, um die Natur zu misshandeln!
@Ibens a Das E-Bikes sicherlich nicht umweltschonend sind ist klar, kommt drauf an wie man es benutzt, nur, jeder Radfahrer der Berge mit Rad, auch elektrisch, erklimmt ist ein Autofahrer weniger!
@N. G. Der E-Fahrrad Fahrer fährt aber bis zum Steig mit dem Auto.
…Gäste bei einer “ökologischen Tourismusentwicklung” einzubinden und diesen “Mitverantwortung” zu übertragen…
Der Witz des Tages 😂😂😂
@Chrys
Man kann nicht Sanitätsausgabrn mit Kurzstrecken für Dörfer mit viel Tourismus gleichsetzten. Am Ende bezahlt Immer der Steuerzahler für Alles.
@ peterle
ich habe keine Ausgaben verglichen. Ich habe gesagt man muss im Leben vorausschauen, planen und investieren. Wenn man nicht vorausschaut, plant und i9nvestiert dann wird man sehr bald von der Realität eingeholt.
Ehrlichkeitshalber muss man aber auch sagen, wir bezahlen Steuern und erhalten dafür eine Leistung, sei es eine Rente, eine Leistung, Krankenhäuser, Beiträge, usw. Touristen zahlen Steuern, sehr viele Steuern und bekommen von diesen bezahlten Steuern nur sehr wenig zurück.
warum? sel isvh wichtig..wenn i schaug wia oft sich turisten im auslond oder a in italien daneben benemmen, müll iberoll liegn lossn usw
…welch Illusion…
😄
Wiher kommt dein Hass auf Touris eigentlich? Was stört dich am meisten in deinem persönlichen Leben?
Liebe Anti-Tourismus-Taliban…die Touristen selber sind mit ihrer An- und Abreise mit dem Auto für einen Großteil des Co2-Ausstoßes während eines Urlaubes verantwortlich. Sie könnten ruhig mit der Bahn und mit den Öffis anreisen, aber mit all dem Gepäck ist das nicht wirklich das Wahre. Ist nun mal so. Also müssen wir alle damit leben lernen. Den Tourismus abschaffen geht nicht und das wisst ihr genau, sonst würde es uns allen (auch euch) an den existenziellen Kragen gehen. Ach, übrigens: wenn alle ein Elektroauto hätten, würden wir trotzdem im Stau stecken.
@ Dolomiticus
Wenn wir alle eine E-Auto hätten würden wir vielleicht auch nicht mehr im Stau stecken denn die Ladesäulen würden zusammen brechen. Auch gestern ging bei den Ladesäulen nichts mehr. Wartezeiten von 3-4 Stunden waren absolut die Regel. Und das bei diesen wenigen E-Autos.
“Die Geister, die ich rief”
Nicht immer sind die Touristen an der Situation schuld. Ich muss beruflich öfters auf Messen, und sehr oft ist dort auch der Tourismusverband Südtirol vertreten,
Wir haben vor ein paar Jahren den Urlaubszwang abgelegt und fahren nicht mehr regelmässig, sonder nur noch nach Lust und Laune in Urlaub. Und dann auch mit dem Auto. Bei 6000 Jahreskilometern ist auch eine Urlaubsfahrt drin. Und Allen die aufs E-Bike schimpfen sei gesagt, dass das E-Bike ein super Kleinverkehrsmittel ist. Ich möchte nicht darauf verzichten.
@ der.schon.wieder
niemand sollte über irgendetwas, das er meistens nicht selbst benützt, schimpfen. Viele Normalverbraucher fahren mit E-Bikes weil man damit relativ weite Strecken fahren kann. Wir hatten einen Berufskollegen, zirka 60jährig, der fuhr das ganze Jahr mit seinem E-Bike von Leifers nach Bozen Zentrum zur Arbeit. Man fährt mit Zug, Öffis, PKW und auch Flugzeug wenn es sein muss.
Nicht überall gibt es den Overtourismus. Noch problematischer wird demnächst wohl das Problem mit dem Verkehr werden wenn bei der Luegbrücke nur mehr eine Spur offen ist Dann wird auch der Tourismus zurückgehen.
@ marher
die Touristen werden es überleben, die stehen einmal für einige Stunden im Stau, aber stellen Sie Sich vor Sie möchten nach Innsbruck/München zum Flugplatz, nach Innsbruck oder München in eine UNI Klinik oder sonst irgendeinen wichtigen Termin wahrnehmen. Fahren wir dann einen Tag früher los?
🤣🤣