Von: apa
Der deutsche Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) macht gemeinsam mit anderen europäischen Verbänden erneut gegen das Lkw-Nachtfahrverbot über den Brenner in Tirol mobil. Nicht zuletzt angesichts der geplanten Einspurigkeit wegen der Erneuerung der Luegbrücke ab 1. Jänner 2025 forderte man eine Aufhebung bzw. Lockerung des Lkw-Nachtfahrverbots. Die Spediteure wandten sich in einem Schreiben an die EU-Kommission. Diese solle “die Initiative” ergreifen.
Die Kommission solle “gemeinsam mit den österreichischen Behörden und den angrenzenden Nachbarstaaten an Lösungsmöglichkeiten und europäisch abgestimmten Ausweichrouten” arbeiten. Es gelte einen “Kollaps des alpenquerenden Güterverkehrs” ab dem 1. Jänner abzuwenden. Lkw-Blockabfertigungen und Fahrverbote dürften nicht weiter ausgeweitet werden, sondern es müssten konstruktive europäische Lösungen gefunden werden, erklärte der BGL gemeinsam mit acht weiteren europäischen Verbänden sowie dem Weltverband IRU.
Bereits heute werde der Güterverkehr auf der wichtigen Brennerroute “durch diverse Anti-Transitmaßnahmen wie Sommer- und Winterfahrverbote, Nachtfahrverbot, Sektorales Fahrverbot und Blockabfertigungen massiv eingeschränkt”, kritisierten die Spediteure einmal mehr. Mit der angekündigten einspurigen Verkehrsführung am Brenner drohe jedoch ein “Zusammenbruch der Versorgung mit Gütern zwischen Italien und den Staaten nördlich der Alpen.” Der Verkehr müsse in den Tagstunden entlastet und Alternativen zur einspurigen Verkehrsführung geprüft werden. “Hierbei gilt es unbedingt die Verkehrssicherheit besonders zu berücksichtigen”, so der BGL in einer Aussendung am Mittwoch.
Der Autobahnbetreiber Asfinag hatte kürzlich bekanntgegeben, dass der Verkehr über die Brücke ab 1. Jänner 2025 in beide Fahrtrichtungen – bis auf Ausnahmen an starken Reisewochenenden – einspurig geführt werde. Der Neubau werde “mit hoher Wahrscheinlichkeit” dann im Frühjahr beginnen. Das erste Brückentragwerk soll voraussichtlich “Ende 2027” fertiggestellt sein. Erst dann stünden wieder durchgängig zwei Fahrspuren pro Richtung zur Verfügung. Mit der Fertigstellung der gesamten Brücke sei dann im Jahr 2030 zu rechnen. 300 Mio. Euro sollen insgesamt in die Hand genommen werden, hatte es geheißen. Ein umfassendes Verkehrskonzept soll noch im Sommer vorgestellt werden.
Das Tiroler Lkw-Nachtfahrverbot geriet zuletzt in der Transitdebatte, die auch von Italiens Transitklage vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) gegen die Tiroler Maßnahmen dominiert wurde, immer mehr unter Beschuss. Erst am Wochenende drängte auch Bayern auf ein Aufweichen – und verknüpfte dies mit dem gemeinsam mit Tirol und Südtirol paktierten Lkw-“Slotsystem” mit buchbaren Fahrten auf der Brennerstrecke, von dessen Verwirklichung man derzeit mangels aussichtsreicher Chancen auf einen Staatsvertrag aber ohnehin weit entfernt ist. Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) machte aber wiederholt klar, dass am Nachtfahrverbot sowie an den anderen Transit-“Notmaßnahmen” nicht gerüttelt werde.