Von: mk
Bozen – Die bäuerliche Direktvermarktung wird in den nächsten Jahren stark wachsen. Sie profitiert vor allem von Mega-Trends wie Regionalität und gesundes Essen, sind sich Experten einig. Worauf Direktvermarkter achten müssen, um erfolgreich zu sein, war Thema der 2. Fachtagung für bäuerliche Direktvermarkter in der Messe Bozen.
Immer mehr Bäuerinnen und Bauern setzen auf die Direktvermarktung. Auf einigen hundert Betrieben werden Fruchtaufstriche, Säfte, Eier, Fleischwaren und einiges mehr für den Direktverkauf hergestellt. Etwa 250 Produktecken und über 50 Hofläden gibt es auf den Höfen bereits, in den nächsten Jahren werden viele weitere dazukommen. „Einen deutlichen Zuwachs gibt es auch bei der Marke ‚Roter Hahn‘. Mittlerweile tragen fast 700 Produkte das Qualitätslogo“, erklärte heute Hans J. Kienzl, der Leiter der Abteilung Marketing im Südtiroler Bauernbund, der die Fachtagung organisierte. Um erfolgreich zu sein, brauche es Motivation, großen Einsatz und vor allem viel Fachwissen. Die Aus- und Weiterbildung sei die Voraussetzung, genauso wie genügend Arbeitskräfte, da die Produktion zeitaufwändig ist. „Die Direktvermarktung ist auf alle Fälle eine gute Möglichkeit, mit den eigenen Produkten die Wertschöpfung zu steigern.“
Die Bedeutung der Direktvermarktung für die heimischen Betriebe unterstrich auch Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler. Landesrat Arnold Schuler sieht ebenfalls Potential in der Direktvermarktung. Dank eines erfolgreichen Tourismus seien Jahr für Jahr Millionen Gäste im Land, die gleichzeitig auch Konsumenten sind. Die Chance soll in Zukunft besser genutzt werden.
Trend zum „Echten“
Ein großes Potenzial für bäuerliche Kleinbetriebe sieht auch Rainer Haas von der Universität für Bodenkultur in Wien. „Viele Megatrends, wie Regionalität, Gesundheit, Nachhaltigkeit oder der Wunsch nach Erlebniseinkäufen, kommen der Direktvermarktung zugute.“ Zudem stünden regionale Angebote von kleinen Familienbauernhöfen für das Echte bzw. das Authentische. „Studien zeigen, dass Konsumenten mit bäuerlichen Produkten vor allem Frische, Gesundheit, Vertrauen und besonderen Genuss verbinden.“ Besonders die Zielgruppe der 17- bis 35-Jährigen interessiert sich zunehmend für regionale Angebote vom Bauernhof.
„Wer in der Direktvermarktung erfolgreich sein will, müsse auf absolute Qualität setzen und sich mit seinem Produkt von den Mitbewerbern abheben“, fasste Haas zusammen. Ideal sei die Kombination von Urlaub auf dem Bauernhof und dem Verkauf von am Hof erzeugten Lebensmitteln.
Goldene Regeln der Produktpräsentation
Neben der Qualität entscheidet auch die Produktpräsentation über den Erfolg der Direktvermarktung. Für Markus Spitzbart von Spitzbart + Partners aus Laakirchen müssen bäuerliche Produkte vor allem eines: sichtbar sein. Bereits bei der Außengestaltung z. B. eines Hofladens müsse dies berücksichtigt werden, was banal klingt, in der Realität aber oft verbesserungswürdig ist. „Außerdem müssen Verkaufspunkte so gestaltet sein, dass Einkaufen zum Erlebnis wird. Gerade der Bauernhof bietet hier viele Möglichkeiten.“
Weiters müssen die Produkte verlockend und ordentlich präsentiert werden. Aufzupassen sei bei der Auswahl der Materialien. „Es sollen nur solche Materialien verwendet werden, die zum Hof und den Produkten passen“, sagte Spitzbart. Und nicht zuletzt sei es wichtig, das Produkt und den Produzenten sichtbar zu machen. „Konsumenten wollen wissen, wer die Produkte herstellt. Bilder vom Produzenten bei der Verarbeitung oder mit seinen Produkten sind ein Unterscheidungsmerkmal gegenüber anonymen Produkten in den Supermärkten.“