Einkommen

Trendwende im Kräfteverhältnis zwischen den wirtschaftlichen Makrosektoren in Sicht

Donnerstag, 11. März 2021 | 12:23 Uhr

Von: mk

Bozen – Das Einkommen aus lohnabhängiger Arbeit hängt von verschiedenen Faktoren ab: vom Wirtschaftssektor, von der Betriebsgröße, von der Rechtsform und von der Innovationskraft der Arbeitgeber. Das Kräfteverhältnis zwischen den Makrosektoren dürfte sich allerdings demnächst ändern. „Sollte sich die gesundheitliche Notlage in den nächsten Monaten nicht entspannen, wird es nach der Aufhebung des Entlassungsverbotes höchstwahrscheinlich zu einer Umschichtung der Einkommen aus lohnabhängiger Arbeit kommen“, sagt AFI-Direktor Stefan Perini.

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In der vierten Untersuchung dieser Reihe zum Thema Einkommenserklärungen der Steuerzahler in Südtirol hat das AFI | Arbeitsförderungsinstitut die Bereiche unter die Lupe genommen, in denen Einkommen aus lohnabhängiger Arbeit entsteht.

In den Steuererklärungen von 2019 (bezogen auf das Steuerjahr 2018) haben 277.310 Südtiroler Steuerzahler Einkommen aus lohnabhängiger und arbeitnehmerähnlicher Beschäftigung in Höhe von insgesamt 6,0 Milliarden Euro gemeldet; die durchschnittliche Einkommenshöhe betrug dabei 21.662 Euro.

Die Bedeutung der Wirtschaftssektoren

Der größte Anteil an Einkommen aus lohnabhängiger Arbeit wird mit 72,3 Prozent des erklärten Gesamteinkommens im Tertiärsektor erzielt. Dabei stechen insbesondere der öffentliche Sektor (30,9 Prozent) und die privaten Dienstleistungen (18,4 Prozent) hervor. Handel und Gastgewerbe verzeichnen zwar niedrigere, aber immer noch sehr bedeutende Anteile (jeweils 12,5 und 10,3 Prozent). Ein Viertel des gesamten Einkommens stammt aus dem produzierenden Bereich, insbesondere aus dem Verarbeitenden Gewerbe (16,9 Prozent) und dem Baugewerbe (7,2 Prozent). Schließlich kommen noch 3,8 Prozent aus der Landwirtschaft.

Das durchschnittliche Einkommen aus lohnabhängiger Arbeit

Was das durchschnittliche Einkommen aus lohnabhängiger Arbeit betrifft, verzeichnet das Verarbeitende Gewerbe den höchsten Durchschnitt mit 28.933 Euro, die Landwirtschaft hingegen den niedrigsten Durchschnitt mit 9.209 Euro. Tendenziell stiegt mit zunehmender Betriebsgröße auch das durchschnittliche Einkommen: Wer bei einem Arbeitgeber mit mehr als 250 Beschäftigten arbeitet, verdient im Schnitt 27.391 Euro und damit eindeutig mehr als die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen von kleinen Betrieben mit bis zu 5 Beschäftigten (11.558 Euro).

Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen

Aus dem heute veröffentlichten AFI-Zoom gehen sehr markante Ungleichheiten hervor, die zum Teil auf die Merkmale der einzelnen Makrosektoren zurückzuführen sind. Man denke zum Beispiel an die Saisongebundenheit der Beschäftigung in der Landwirtschaft oder etwa an den hohen Anteil an Teilzeitarbeit im öffentlichen Dienst. „27,5 Prozent der Steuerzahler gehen mindestens zwei lohnabhängigen Beschäftigungen nach; daher vermuten wir, dass sich deshalb viele Personen mit einem unterdurchschnittlichen rechnerischen Einkommen nicht unbedingt in einer Notlage befinden“, betonen die Forscher des Arbeitsförderungsinstitutes.

Was wir uns von den nächsten Steuererklärungen erwarten können

In den letzten Jahren war ein kontinuierlicher Zuwachs der erklärten Gesamteinkommenssumme zu beobachten. Dies spricht für die gesamte Wirtschaft und gestattet der Politik, die Wohlfahrt und die öffentlichen Infrastrukturen zu finanzieren. Leider hat jedoch das Coronavirus unsere Wirtschaft und unseren Alltag stark beeinträchtigt. Ab den Steuererklärungen 2021 (Steuerjahr 2020) ist daher mit einer Trendumkehr und mit einer Umschichtung der Einkommen zwischen den verschiedenen Wirtschaftsbereichen zu rechnen. Erste Anzeichen der Tragweite der Krise sind die Daten der Lohnausgleichskasse: Im Vergleich zu 2019 hat sich hier die Zahl der genehmigten LAK-Stunden im Jahr 2020 sogar verzehnfacht. „Diese Krise wird sich unweigerlich auf die gesamte Wirtschaft auswirken, was aus den nächsten Steuererklärungen auch klar sichtbar werden wird“, erklärt AFI-Direktor Stefan Perini. „Voraussichtlich werden alle Wirtschaftssektoren Abnahmen verzeichnen, am stärksten das Gastgewerbe und der Handel“.

Bezirk: Bozen