Handelskammern von Bozen und Trient

Trient: Potenzial des Güterverkehrsterminals soll ausgeschöpft werden

Donnerstag, 06. Februar 2025 | 11:07 Uhr

Von: luk

Bozen/Brenner – Der durch die einspurige Verkehrsführung auf der Lueg-Brücke verursachte Engpass am Brenner führt zu enormen Verzögerungen, schadet der Wirtschaft und führt zu Belastungen für die Bevölkerung. Die Handelskammern von Bozen und Trient sind bestrebt, möglichst viele Lkw auf die Schiene zu verlagern, um die Straßeninfrastruktur zu entlasten. Aus diesem Grund haben sie sich mit dem Güterverkehrsterminal von Trient in Verbindung gesetzt und sind auf ein ungenutztes Potenzial aufmerksam geworden.

Es ist klar, dass die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene am Brenner nur ein Tropfen auf dem heißen Stein bleibt, solange der Brennerbasistunnel nicht in Betrieb ist. Erst dessen Eröffnung wird die Schienenkapazität drastisch erhöhen und die Transportzeiten signifikant verkürzen. Angesichts der durch die Straßensperrungen an der Lueg-Brücke verursachten Staus könnte jedoch selbst eine geringe Anzahl von Lkw, die zusätzlich auf die Schiene verlagert werden, einen positiven Unterschied ausmachen.

Derzeit ist die sogenannte Rollende Landstraße (RoLa) hauptsächlich von Wörgl bis Brennersee im Betrieb. Dies ist erstaunlich, da diese innerstaatliche Strecke eigentlich gar nicht konform mit der EU-Richtlinie zum kombinierten Verkehr ist. Die EU-Richtlinie 92/106/EWG sieht nämlich vor, dass eine Strecke von mindestens 100 km Luftlinie per Bahn zurückgelegt werden muss, damit man von kombiniertem Verkehr sprechen kann. Die Strecke Brenner – Wörgl umfasst allerdings nur 68,1 km Luftlinie und 91,5 km, wenn man den Straßenverlauf misst. Zudem ist sie wirtschaftlich ineffizient, was auch der Grund dafür ist, dass es trotz enormer Förderungen kaum Nachfrage gibt.

Effizienter ist der unbegleitete kombinierte Warentransport (Verladung der Container ohne Lkw und Fahrer) über längere Strecken. Zukunft hat jedoch nur ein Korridor, der mindestens von München nach Verona geht.

Der Güterverkehrsterminal in Trient bietet RoLa-Transporte an, bei denen der gesamte LKW auf den Zug verladen und transportiert wird. Rail Cargo, das einzige Unternehmen, das derzeit RoLa-Dienste anbietet, betrieb im Jahr 2024 jedoch lediglich ein Zugpaar pro Tag. Das ist deutlich weniger als in der Vergangenheit, trotz des Erwerbs zusätzlicher Trassen durch das Unternehmen. Die Kapazität im Jahr 2024 betrug daher nur 42 Lkw pro Tag (21 in Richtung Süden, 21 in Richtung Norden) an sechs Tagen pro Woche.

Für den Güterverkehrsterminal in Trient ist seit mehreren Jahren ein Ausbauprojekt geplant, das jedoch nur langsam vorankommt. Es ist jedoch nicht notwendig, so lange zu warten. Der Terminal in Trient verfügt bereits jetzt über ungenutzte Kapazitäten. Schätzungen zufolge könnten täglich 12 Zugpaare, also 24 Züge insgesamt, abgefertigt werden. Das entspräche 8.760 Zügen pro Jahr (einschließlich Wochenenden und Feiertagen) und einer potenziellen Kapazität von 183.960 Lkw, was im Vergleich zu den im Jahr 2024 verladenen 13.104 Lkw eine enorme Steigerung wäre. Zur Erklärung: Ein einzelner Zug kann bis zu 21 Lkw transportieren. Natürlich braucht es neben den Kapazitäten des Güterverkehrsterminals auch ausreichend Züge, Trassen und Lokführer.

„Das Potenzial des Güterverkehrsterminals in Trient muss unbedingt ausgeschöpft werden. Zudem müssen auch die Kapazitäten der Terminals in Österreich und Deutschland sowie in Verona erhöht werden, damit die Bahn wieder konkurrenzfähig zur Straße wird“, so Michl Ebner und Andrea De Zordo, Präsidenten der Handelskammern von Bozen und Trient.

Bezirk: Bozen

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