Von: mk
Bozen – Verbindungen zu anderen Alpenregionen, IT-Systeme für Fahrplanauskunft und Buchung sowie Preisgestaltung – diese Aspekte des öffentlichen Personenverkehrs in Südtirol haben Forscher von Eurac Research in einer europäischen Studie analysiert. Dabei überprüften sie nicht nur die Verbindungen innerhalb der Provinz Bozen sondern auch jene zu den benachbarten Regionen. Neben Stärken und Schwächen des öffentlichen Personenverkehrs konnten die Forscher einige Möglichkeiten aufzeigen, wie die überregionalen Verbindungen verbessert werden können.
„Öffentliche Verkehrsmittel werden in Südtirol durchschnittlich häufiger als in anderen italienischen Regionen genutzt – Grund dafür ist das gute und vielfältige Angebot. Südtiroler nehmen die öffentlichen Verkehrsmittel um 45 Prozent mehr in Anspruch als der nationale Durchschnitt”, erläutert Federico Cavallaro, Mobilitätsexperte von Eurac Research, die ersten Ergebnisse der europäischen Studie zu öffentlichen Verkehrsverbindungen in Grenzgebieten. Ziel der Analyse sei es, die aktuelle Lage festzuhalten und gemeinsame Strategien zu erarbeiten, um den öffentlichen Dienst zu verbessern und periphere Regionen in Mittel- und Osteuropa leichter zugänglich zu machen.
Erreichbarkeit
Von Südtirol aus sind die benachbarten Provinzen Trient und Belluno sowie Graubünden und Tirol mit Bahn und Bus erreichbar, wobei die Fahrpläne auf die Anschlussverbindungen abgestimmt sind. Trotzdem ist das Privatauto auf diesen Strecken das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel – auch von Pendlern. Mit Ausnahme der Städte, die sich auf der Achse Verona-Bologna-Rom befinden, gestaltet sich der öffentliche Fernverkehr zwischen Bozen und den größten italienischen Städten häufig schwierig. Dasselbe gilt für die Anbindungen zu den großen Städten in der Schweiz, Österreich und Deutschland. Das führt dazu, dass Urlauber häufig mit ihren Privatfahrzeugen nach Südtirol reisen, was regelmäßig für Überlastungen der Brennerautobahn und der Hauptverkehrsadern innerhalb der Provinz sorgt.
Fahrpläne
Wer in Südtirol Auskünfte zu den Fahrplänen benötigt, erhält diese sowohl über das Internetportal als auch über das Call Center von Südtirol Mobil. Neben Informationen zu den Fahrplänen des Nahverkehrs in Südtirol sind auch Auskünfte zu den Zugverbindungen in Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz abrufbar. Aus der Untersuchung geht hervor, dass die Informationen zu Verspätungen, Abweichungen und Anschlüssen noch verbessert werden könnten – durch Anzeigen in Echtzeit in den Verkehrsmitteln bzw. an den Haltestellen.
Tarife
Die Forscher haben auch das Tarifsystem genauer unter die Lupe genommen: Insbesondere bei Fahrten ins Ausland erfolgt die Preiskalkulation der Transportunternehmen auf Basis unterschiedlicher Kriterien. Diese Unterschiede in Einklang zu bringen, erscheint schwierig. Möchte man beispielsweise eine Fahrkarte für den Nahverkehr durch eine Fernverkehrsfahrkarte ergänzen, ist es häufig nicht möglich, den Differenzbetrag zu bezahlen.
“Es gibt verschiedene Möglichkeiten die öffentlichen Verkehrsmittel in Südtirol zu verbessern. Die Provinz Bozen arbeitet derzeit an einem neuen Mobilitätsplan, außerdem ist sie an europäischen Projekten im Bereich Mobilität beteiligt. Auch der Ausbau der Brennerlinie und mehr Konkurrenz zwischen den verschiedenen Bahnbetreibern und Anbietern von öffentlichen Verkehrsmitteln können dazu beitragen, die derzeitige Lage zu verbessern“, so Federico Cavallaro. Die Analyse wurde im Rahmen des europäischen Projekts CONNECT2CE auch in anderen peripheren Gebieten in Kroatien, Slowenien, Ungarn und in Österreich durchgeführt.