US-Präsident Trump setzt ein weiteres Wahlkampfversprechen um

Trump beschloss Sonderzölle auf Aluminium und Stahl

Dienstag, 11. Februar 2025 | 07:26 Uhr

Von: APA/Reuters/AFP/dpa

US-Präsident Donald Trump hat neue Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Stahl- und Aluminium-Einfuhren in die USA bekannt gegeben. Mit der Unterzeichnung entsprechender Dekrete löste er ein Wahlkampfversprechen ein, Importe mit Zöllen zu belegen, die jenen entsprechen, die andere Länder auf US-Exporte erheben. Ab wann die Zölle in Kraft treten, blieb zunächst unklar. Mehrere US-Medien berichteten unter Berufung auf Regierungskreise vom 4. März als Starttermin.

“Heute vereinfache ich unsere Zölle auf Stahl und Aluminium”, sagte Trump im Weißen Haus. “Das ist eine große Sache.” Auf diesem Weg werde Amerika wieder reich. Zwar soll es grundsätzlich keine Ausnahmen oder Befreiungen geben. Gleichzeitig stellte Trump bei Stahlzöllen aber eine Sonderregelung für Australien in Aussicht. Die USA zögen auch Sonderzölle auf Fahrzeuge, Chips und pharmazeutische Produkte in Betracht. Er habe nichts dagegen, sollten andere Länder Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, so der US-Präsident.

EU kündigte Reaktion an

In seiner ersten Amtszeit bis 2021 hatte Trump ebenfalls zusätzliche Abgaben auf Stahl und Aluminium eingeführt. Die EU reagierte damals ihrerseits mit Zöllen auf ausgewählte US-Produkte, etwa Jeans, Whisky und Motorräder. Brüssel hat eine Reaktion auf die nunmehr geplanten neuen US-Sonderzölle auf Stahl und Aluminium bereits angekündigt. Die EU werde jedoch erst reagieren, wenn sie detaillierte oder schriftliche Klarstellungen erhalten habe. Die EU sehe keinen berechtigten Grund für die Einführung von Zöllen auf ihre Exporte.

Kanadas Industrieminister François-Philippe Champagne bezeichnete die US-Zölle in einer Erklärung als “völlig ungerechtfertigt”, da Stahl und Aluminium aus Kanada wichtige US-Industrien wie Verteidigung, Schiffbau, Energie und Automobilbau unterstützten. In Südkorea rief das Industrieministerium die Stahlhersteller zu Gesprächen darüber auf, wie die Auswirkungen der Zölle minimiert werden könnten. Hongkong will sogar bei der Welthandelsorganisation (WTO) eine Beschwerde einreichen, da die USA den Status der Stadt als eigenständiges Zollgebiet völlig ignoriert hätten, sagte Chefsekretär Eric Chan am Dienstag.

Mögliche Ausnahme für Australien

Die mögliche Ausnahme Australiens von den Zöllen begründete Trump mit einem US-Handelsüberschuss gegenüber dem Land. “Und der Grund dafür ist, dass sie viele Flugzeuge kaufen. Sie sind ziemlich weit weg und brauchen viele Flugzeuge”, sagte Trump.

Nach Angaben von Australiens Regierungschef Anthony Albanese hatte Trump zuvor “zugestimmt, dass eine Ausnahmeregelung im Interesse unserer beiden Länder in Erwägung gezogen wird”. In einem Telefonat mit dem US-Präsidenten habe er sich dafür eingesetzt, dass Australien von den drohenden Zöllen auf Stahl und Aluminium ausgenommen werde, sagte Albanese am Dienstag (Ortszeit) vor Journalisten.

Australien spielt auf den Stahlexportmärkten weltweit zwar nur eine untergeordnete Rolle. Das Land verfügt aber über bedeutende Vorkommen an Eisenerz, einem wichtigen Rohstoff für die Stahlproduktion. Sollte Trump einer Ausnahme für Australien zustimmen, wäre es eines der ersten Länder, für das eine solche Regelung gelten würde.

Situation am Stahlmarkt könnte komplizierter werden

Durch die neuen US-Zölle auf Stahl wird die Lage auf dem für viele Industriebereiche strategisch wichtigen Stahlmarkt noch komplizierter. Dieser wurde schon durch die Überproduktion in China und die stotternden Hochöfen in Europa destabilisiert.

Laut den aktuellsten Zahlen des Branchenverbands World Steel wurden im Jahr 2023 weltweit 1,89 Milliarden Tonnen Stahl produziert. Mit 1,02 Milliarden Tonnen produzierte Weltmarktführer China mehr als die Hälfte, deutlich dahinter landeten die USA mit 81 Millionen Tonnen. Hingegen importierten die USA im Jahr 2023 26,4 Millionen Tonnen dieses Metalls, was sie zum zweitgrößten Importeur nach der Europäischen Union macht.

Washingtons bevorzugter Stahllieferant ist Kanada. Laut US-Handelsministerium führten die USA 2024 5,95 Millionen Tonnen aus dem nördlichen Nachbarland ein. Brasilien exportierte 4,08 Millionen Tonnen Stahl in die USA, die EU 3,89 Millionen Tonnen, dahinter folgen Mexiko und Südkorea mit 3,19 beziehungsweise 2,5 Millionen Tonnen. China exportierte hingegen nur rund 470.000 Tonnen in die USA.

Weitere Gegenzölle geplant

Der US-Präsident kündigte auch an, in den nächsten zwei Tagen Pläne zur Einführung von Gegenzöllen auf andere Länder bekannt geben zu wollen. In einem Interview mit Fox News sagte Trump, dass andere Länder seit Jahren Zölle auf Importe aus den Vereinigten Staaten erhoben hätten. “Es ist nicht fair, dass andere Länder uns so viele Jahre lang ausgenutzt haben und jetzt dürfen wir plötzlich keine Zölle mehr erheben”, sagte er. Im TV-Interview betonte der US-Präsident, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit am Montag oder Dienstag einen “sehr ausgeklügelten Plan” für die Gegenzölle bekannt geben werde.

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